Dunkel
abgelehnt, doch als Jessica erwähnte, daß ihr Vater einen »kleinen Unfall« gehabt habe sie würde das später erklären - und daß es eine große Hilfe wäre, wenn Edith sich ein paar Tage um ihn kümmern könnte, während Jessica die Routinegeschäfte des Instituts führte, hatte sie schließlich eingewilligt. Es gebe viel, worüber sie und Jacob in den nächsten Tagen zu reden hätten, erklärte Edith ihnen, einen abwesenden Ausdruck in ihren Augen.
Als sie schließlich soweit waren, daß sie das Haus verlassen konnten, war wieder etwas Farbe in die Wangen des Mediums zurückgekehrt. Aber sie schaute sich gelegentlich noch immer verstört in dem Raum um.
Bishop war überrascht, als er das Haus sah, in dem Jacob Kulek und seine Tochter wohnten. Es lag an einer kleinen Nebenstraße abseits von Highgate Village, und als sie auf die schmale Zufahrt abbogen, die von Bäumen fast verborgen war, war es, als ob sie sich einem Gebäude näherten, das fast ganz aus funkelnden Bronzeschildern bestehen würde, auf denen sich die Sonne spiegelte. Ein verwirrender Kontrast zu dem dunklen Wintergrün ringsum.
»Es ist spezialbeschichtetes Glas«, hatte Jessica erklärt die über seine Reaktion amüsiert war. »Man kann hinaussehen, aber nicht hinein. Nachts, wenn es innen erleuchtet ist, geben uns die senkrechten Blenden Privatsphäre. Sie müssen wissen, daß mein Vater Schatten sehen kann. Durch das Tageslicht ringsum kann er jede Bewegung im Hausinnern erkennen. Es ist das Einzige, was er genießt.«
Jessica hatte vom Haus aus wieder das Krankenhaus angerufen und war erleichtert zu hören, daß es Jacob gut ginge und daß man ihn etwas später an diesem Morgen nach ein oder zwei Tests entlassen könne. Bishop ging, und bevor er von der Auffahrt auf die kleine Straße abbog, schaute er in den Rückspiegel und sah Jessica an der Haustür stehen und ihm nachblicken. Er hätte fast eine Hand gehoben, um ihr zuzuwinken, unterdrückte das aber.
Wieder zu Hause, die Fahrt durch die Stadt mit dem Feierabendverkehr hatte ihn noch mehr mitgenommen, hatte er sich ausgezogen und aufs Bett gelegt. Erst um fünf Uhr nachmittags wachte er auf. Er war enttäuscht, als er Jessica anrief, da sich Edith Metlock meldete. Jacob Kulek ruhte, sie selbst war sich offensichtlich noch immer nicht darüber im klaren, was letzte Nacht geschehen war, und Jessica hielt sich im Institut auf. Er legte den Hörer auf, stand ein paar Minuten daneben und überlegte, ob er Jessica im Büro anrufen solle oder nicht.
Er beschloß, es nicht zu tun.
Er kochte, aß allein und setzte sich dann hin, um den Rest des Abends zu arbeiten. Ein Verleger war an einem neuen Buch interessiert, das er plante, und hatte bereits in eine kleine Vorauszahlung für eine Expose eingewilligt. Bishop hatte die Absicht, eine detaillierte Studie über die zahlreichen okkulten Verbände zu schreiben, die es jetzt in verschiedenen Teilen der Welt gab, so unterschiedliche Organisationen wie das >Institut für Para-psychologie und Kybernetik in Texas oder die >Stiftung für die Forschung des Menschen< in North Carolina. Eine Liste all dieser Verbände und Gesellschaften hatte er bereits erstellt, aber er mußte sie durchsehen und die wichtigsten auswählen, da er keine Möglichkeit hatte, jeden Ort persönlich zu besuchen. Dazu kam, daß sich einige hinter dem Eisernen Vorhang befanden und der Zugang schwierig werden könnte. Dabei wären gerade einige dieser Institute sehr verlockend gewesen
— z.B. das tschechoslowakische Koordinationskomitee für telepathische Forschung, Telekinese und Psychokinese und die Bio-elektronische Abteilung der polnischen Kopernikusgesellschaft der Naturwissenschaften waren zwei von denen, die er selbst besuchen wollte. Sein Verleger hatte sich damit einverstanden erklärt, seine Reisekosten als Teil des Vorschusses zu bezahlen, und Bishop hoffte, daß viele dieser Gesellschaften ihn als Gast empfangen und behandeln würden; die meisten waren erpicht darauf, daß ihre Arbeit zur Kenntnis genommen wurde. Er plante eine objektive Studie über diese Stiftungen, Gesellschaften, Verbände und Institute — wie immer sie sich bezeichneten
- und wollte mit seiner eigenen Stellungnahme bis zum Schluß des Buches warten. Erst dann würde er wissen, welche Haltung er selbst eigentlich bezog. In gewisser Weise war dies fast Bequemlichkeit — konnte er doch so mehr über das Para normale herausfinden. Zu Beginn seiner seltsamen Laufbahn als Psychoforscher
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