Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
lag, und schüttelte sie leicht. Ihr Kopf drehte sich ihm langsam zu und in dem schwachen Licht sah er das Grinsen auf ihrem Gesicht. Sein Körper wurde starr und jeder Muskel in ihm schien sich zu verkrampfen.
    »Lynn ... ?«
    Ihre Augen blickten noch immer wahnsinnig. Ihr Grinsen spiegelte diesen Irrsinn wieder. Sie begann sich aufzurichten und er merkte, daß sich die anderen in den schattigen Betten ringsum ebenfalls aufrichteten. Jemand kicherte.
    Lynns Augen glänzten feucht, als sie die Bettdecke zurückstieß und begann, nach ihm zu greifen. Er mußte sich zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen.
    »Geh nicht aus dem Bett, Lynn.«
    Ihr Grinsen verbreiterte sich.
    Ein Bein glitt aus den Decken hervor.
    Ihre Hand berührte seine Schulter.
    »Lynn!« schrie er auf, als ihre andere Hand ausholte und sich in sein Gesicht krallte.
    Sie lachte, und es war überhaupt nicht Lynn: die Gesichtszüge waren dieselben — derselbe Mund, dieselbe Nase, dieselben Augen -, aber sie waren entstellt, zu einer häßlichen Grimasse verzerrt, jemand anderes, etwas Anderes hinter diesen wahnsinnigen Augen.
    Er packte ihre Handgelenke und hielt sie von sich, und ihr Körper explodierte in einer wütenden Bewegung. Schreie mischten sich mit ihrem Gelächter, als sie nach ihm trat und wie ein tobender Hund mit ihren Zähnen schnappte. Er stieß sie auf das Bett zurück, entnervt durch ihre Kraft, erschreckt durch ihren Zustand. Diese verdammten Narren! Warum hatten sie ihn hergeholt? Um das zu sehen? Hatte sie das Personal getäuscht, ihnen vorgemacht, daß es ihr besser ginge? Oder hatte einfach sein Anblick den Genesungsprozeß zunichte gemacht?
    Sie lag jetzt auf dem Bett. Ihr Kopf schlug auf die Kissen, ihr dünnes Nachthemd war hoch über ihre Schenkel gezogen. Sie zischte und spuckte ihn an, und der blasige Speichel beschmierte sein Gesicht. Nur undeutlich merkte er, daß die anderen Gestalten sich aus der Dunkelheit auf ihn zubewegten, aber er hatte Angst, die Handgelenke seiner Frau loszulassen, fürchtete sich vor den krallengleichen Nägeln.
    Sein Kopf wurde zurückgerissen, als eine Hand von hinten sein Haar packte; er verdrehte den Hals, versuchte, sich zu befreien, aber die Hand hielt ihn festgepackt, und eine andere schloß sich um seine Kehle. Bishop war gezwungen, Lynn loszulassen, um den Arm zu fassen, der seinen Hals würgte. Sofort war sie aus dem Bett, schlug auf ihn ein, schnappte wieder nach ihm. Sie fielen zu Boden. Die Frau hinter ihm löste den Griff um seine Kehle, hielt aber immer noch sein Haar gepackt. Er blinzelte gegen die Verschwommenheit in seinen Augen an, rollte zur Seite und riß Lynn mit sich; die andere Frau schlug mit ihrem freien Arm nach ihm.
    Es gelang ihm, auf die Beine zu kommen und nach Lynn zu treten. Ihr Schmerzensschrei war schrecklich, aber er hatte keine andere Wahl. Sie floh vor ihm und er drehte sich der Frau zu, die sich noch immer an ihn klammerte. Ein heftiger Schlag mit seinem Handrücken betäubte sie. Selbst in der Dunkelheit konnte er sehen, daß es eine alte Frau mit weißem Haar war, das sich so sträubte, als wäre es elektrisch geladen.
    Ein nackter Fuß trat nach ihm, streifte seine Wange und warf ihn um. Zwei andere Frauen in Nachthemden standen über ihm, ihre Gesichter Masken grinsenden Hasses. Sie stürzten vorwärts, traten, schrien vor Triumph. Ein Körper landete auf ihm und Zähne gruben sich in seinen Hals. In dem alptraumhaften Durcheinander wußte er, daß es Lynn war. Er löste ihren Griff, spürte aber, wie Blut in seinen Kragen floß. Verzweifelt packte er einen Fuß, der auf seine Brust drückte und verdrehte ihn gewaltsam - die Frau über ihm kippte mit einem Schrei um. Er konnte ein Knie anziehen und stieß sich hoch, nahm Lynn dabei mit sich, und jemand schlug ihm mit geballten Fäusten ins Gesicht. Er schlug zurück, traf die Frau an der Stirn und schleuderte sie rücklings in die Schatten. Dann hielt er Lynn fest, preßte sie dicht an seinen Körper und umfing ihre Arme. Die weißhaarige Frau kroch langsam wie ein Gespenst aus Nebeln auf ihn zu. Ihre Arme hatte sie ausgestreckt und hielt darin etwas, das wie ein zusammengerolltes Bettlaken aussah, das, wie er wußte, um seinen Hals gelegt werden sollte. Er brach vor Erleichterung fast zusammen, als er sah, daß die Tür hinter ihr sich zu öffnen begann - das düstere Licht aus dem Korridor warf dunkle Schatten in das Zimmer.
    Die Silhouetten der beiden Frauen, die ihn herbeigeführt hatten, standen

Weitere Kostenlose Bücher