Dunkel
dort.
»Gott sei Dank«, sagte Bishop. Das Stöhnen, das Kichern, die Schreie — Lynns Zucken — endete plötzlich. Sogar die alte Frau, die das zusammengedrehte Bettlaken hielt, verharrte und blickte über ihre Schulter zurück.
Die große Frau trat in das Zimmer und die andere folgte. Beide traten sie dann zur Seite, öffneten die Tür weit und er hörte die Große sagen: »Bringt ihn her.«
Sie drangen in das Zimmer, wahnsinnige, armschwenkende Kreaturen der Hölle, die Frauen in einfache, formlose Kittel gekleidet, die Männer in ähnliche Gewänder. Bishop wich zurück, er glaubte fast, er durchlebe einen entsetzlichen Traum.
Lynn befreite sich, und plötzlich wurde das zusammengedrehte Bettlaken um seine Schultern geworfen und dann festgezogen. Er wurde nach vorn gezerrt und eine schreiende Masse von Leibern umgab ihn, Hände rissen an seiner Kleidung, dunkle, wahnsinnige Gesichter tauchten vor ihm auf und verschwanden wieder, als andere sie beiseite stießen, um ihr Opfer zu sehen. Bishop schlug blindlings zu. Ihre Schreie betäubten ihn, seine Fäuste sanken in fleischige Körperteile und trafen harten Knochen. Diejenigen, die umfielen, wurden augenblicklich durch andere ersetzt. Er begann niederzusinken, klammerte sich an ihre Gewänder, um sich zu halten. Ein Knie traf in sein Gesicht, und für eine Sekunde spürte er nur heißen Schreck — der lähmende Schmerz erreichte ihn einen Sekundenbruchteil später. Er sackte auf die Knie, und ein heftiger Schlag schleuderte seinen Kopf nach hinten. Seine Hände spreizten sich auf dem Boden und er spürte, wie das Laken um seinen Hals fester zugezogen wurde. Stoßende Füße warfen ihn vollends um.
Sie zerrten ihn mit dem Laken zur Tür.
Die große Frau blickte auf ihn herab, und das düstere Licht aus dem Korridor tauchte ihr Gesicht in einen Halbschatten; das freundliche Lächeln war noch immer da. Er lag auf dem Rücken und starrte zu ihr hoch; sie und ihre kleine Begleiterin ergötzten sich an seinem Entsetzen. Sie hob eine Hand, und für einen Augenblick erstarb der Tumult bis auf ein gelegentliches Seufzen, ein Stöhnen, ein Kichern aus den Schatten.
Sie sagte nur: »Es ist zu spät, Mr. Bishop. Es hat bereits begonnen.«
Dann waren sie wieder über ihm und er wurde auf den Korridor halb geschleppt, halb getragen. Er glaubte, Lynn mit ihnen lachen zu hören.
Es gelang ihm, seine Beine anzuziehen, und sich mit Gewalt aufzurichten. Er grub seine Absätze in den harten Cordteppich, stemmte sich gegen den Mob, nicht bereit dorthin zu gehen, wohin immer sie ihn bringen wollten. Dann stöhnte er laut auf, als er sah, was vor ihm auf dem Korridor lag.
Die Leichen des Personals waren zu beiden Seiten des langen Korridors aus den Zimmern gestoßen worden. Nur wenig Weiß zeigte sich noch an ihren blutbeschmierten Uniformen. Er sah plötzlich, daß sie nicht einfach ermordet worden waren - man hatte sie verstümmelt.
Ob sie vorher tot gewesen waren oder nicht... Er verdrängte den Gedanken.
Unerbittlich wurde er vorwärtsgestoßen und die Wut in ihm brach. Er wußte nicht, was mit ihnen allen geschehen war, warum oder wie ihre gestörten Hirne auf solch entsetzliche Gewalttaten gekommen waren, aber er haßte sie dafür. Die Ereignisse der letzten Woche sagten ihm, daß sie nicht dafür verantwortlich waren - ihre umnebelten Gehirne waren von einem größeren Irrsinn überwältigt worden. Es war dieser Wahnsinn, gegen den er Haß empfand, aber sie waren seine Diener, sie waren die Frevler, sie hatten sich benutzten lassen. Sie waren keine Menschen mehr.
Die kleine Frau trat vor ihn; ihr Gesicht hochgereckt, sah sie ihn bösartig, höhnend an. Sein Fuß schoß hoch und traf sie direkt unter ihrem dicken Bauch. Sie krümmte sich, ihr Kinn schlug gegen sein rasch hochgezogenes Knie und der brechende Kiefer erstickte ihren durchdringenden Schrei.
Diejenigen, die ihn festhielten, waren für einen Augenblick wie gelähmt, ein Dolch der Furcht bahnte sich seinen Weg durch ihren Wahnsinn. Bishop riß einen Arm frei und drehte sich, um auf den Wahnsinnigen einzuschlagen, der seinen anderen Arm hielt. Er spürte eine kurze Genugtuung, als die Nase des Mannes unter seinen Knöcheln brach. Das Laken um seinen Hals löste sich, er streifte es rasch über seinen Kopf und floh vor dem Mob, der auf den Korridor drängte. Die Schreie erreichten einen neuen Höhepunkt, als er den Mann, der seinen anderen Arm gehalten hatte, zu Boden schmetterte. Hände reckten sich nach
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