Dunkel
ihm und versuchten, ihn in ihre Mitte zurückzuziehen.
Er wich weiter zurück, schlug auf ihre Hände, als ob sie ungezogene Kinder wären, die nach Süßigkeiten grapschten. Fast stolperte er über die ausgestreckten Beine eines toten Pflegers, und dann drehte er sich um und rannte zur Treppe. Die Meute jagte hinter ihm her, taumelte und wankte über die Körper derer, die sie bereits ermordet hatten.
Bishop erreichte den oberen Treppenabsatz und fiel gegen das Geländer. Zwei Gestalten in den weiß gestärkten Hosen und Jacken der Fairfield-Uniform kamen die Stufen hoch, ihre Gesichter in den Schatten verborgen. Einer hielt eine lange Eisenstange, mit der er am Geländer entlangstreifte, und als ihre Köpfe und Schultern ins Blickfeld kamen, sah Bishop in ihren Augen den gleichen wahnsinnigen Blick wie bei den Männern und Frauen hinter ihm. Er wankte die Treppe hoch, die zur zweiten Etage führte.
Eine Hand schloß sich um seine Knöchel und brachte ihn zu Fall; er griff nach dem Geländer, um nicht ganz zu stürzen, drehte sich um und sah, daß Lynn sich an ihn klammerte, eine kichernde, geifernde Lynn, eine Lynn, die er nicht mehr kannte, die dieses Spiel genoß, die seinen Tod wollte. Trotzdem mußte er seine Augen schließen, als er in ihr Gesicht trat.
Die Eisenstange krachte nur Zentimeter von ihm entfernt auf das Geländer, das seine Finger umfaßten, und das grinsende Gesicht des Pflegers gaffte ihn von der anderen Seite an. Der Mob am Fuß der Treppe stürmte über Lynns hingestreckten Körper, während Bishop drei Stufen auf einmal nahm und die entsetzliche Furcht hatte, daß seine Beine vor Panik zu Blei würden. Er zog sich um das Treppengeländer herum und gelangte auf den Korridor der zweiten Etage. Dort war es dunkel, aber nicht so dunkel, daß er nicht die weißgekleideten Gestalten sehen konnte, die über den Korridor auf ihn zukamen, die Türen, die sich zu beiden Seiten öffneten, aus denen andere heraustraten, düstere Geister in einer Welt der Schwärze und Schreie.
Er saß in der Falle.
Bis auf eine Tür zu seiner Linken, die nicht geöffnet war. Er stürmte hindurch, schlug sie hinter sich zu, und stemmte sich dagegen. In heftigen Zügen sog er die Luft ein. Eine Schulter gegen die Tür gestemmt, suchte er nach einem Schlüssel im Schloß. Da war kein Schlüssel. Nicht einmal ein Riegel.
Er konnte hören, wie sie sich draußen sammelten.
Und seine Füße waren naß.
Er tastete nach dem Lichtschalter, fand nichts, aber etwas streifte seinen Handrücken. Eine Schnur. Er zog daran. Er war in einem Badezimmer, die weißen Kacheln glänzend und blendend. Darum befand sich kein Schloß an der Tür: Verrückte durften sich nicht in einem Zimmer einschließen. Der Boden war mit Pfützen bedeckt und die tiefe, klauenfüßige Badewanne war übervoll, das Wasser glatt und friedlich. Ein Stuhl mit zwei achtlos über die Lehne geworfenen Tüchern stand in einer Ecke neben ihm. Er griff dankbar danach und klemmte ihn in einem Winkel gegen die Tür, die Lehne unter der Klinke. Das mochte sie für wenige, kostbare Augenblicke aufhalten, Zeit genug, um das gegenüberliegende hohe Fester zu erreichen. Er sah, daß das Milchglas drahtverstärkt war und betete, daß er die Kraft hätte, es zu durchbrechen. Bestimmt war der Rahmen fest verankert und es konnte nicht auf normale Weise geöffnet werden. Er schlitterte über den Badezimmerboden und ignorierte das schrille Gelächter von draußen.
Doch als er an der riesigen Badewanne vorbeikam, wurde ihm klar, daß dies alles für sie ein teuflisches Spiel gewesen war, daß sie ihn auf die zweite Etage hatten fliehen lassen wollen, daß sie ihn zu speziell diesem Raum hatten bringen wollten. Sie wollten, daß er sah, was unter dem unbewegten Wasser in der Wanne lag.
8
Das Haus überraschte Peck. Es war nicht die Art von Haus, das er bei Jacob Kulek erwartet hätte; irgendwie hatte er geglaubt, daß der alte Mann Eichenbalken bevorzugen würde, Rosen, die an den Außenwänden rankten oder vielleicht etwas Gregorianisches, groß und elegant. Aber der Mann war eben unberechenbar, schien völlig ausgeglichen zu sein, bis man anfing, dem zuzuhören, was er sagte.
»Das ist 'ne Hütte, was?« sagte Frank Roper, sein Assistent, als Peck auf die Klingel drückte. »Nur Glas und Chrom. Fensterputzer möchte ich hier nicht sein.«
Peck grunzte, da seine Gedanken woanders waren. Er fragte sich, warum Kulek darauf bestanden hatte, ihn zu sprechen, vor allem zu
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