Dunkel
hin herum. »Was ist?« fragte er, und seine Stimme klang ein wenig schriller, als er beabsichtigt hatte.
Der Mann vom Ministerium deutete in einen Tunnel. »Darin hat sich etwas bewegt!« Seine Hand zitterte unkontrolliert.
Duff drehte sich zu ihm um, dachte dummes Geschwätz und spähte in die Öffnung.
»Wahrscheinlich haben Sie eine Ratte gesehen«, sagte er beruhigend. »Von denen gibt's viele hier unten.«
»Nein, nein, es war viel größer.«
»Optische Täuschung, das war's wahrscheinlich. Ist die Einbildung, die das bewirkt. Dauert 'ne Weile, bis man sich an hier unten gewöhnt hat.«
Terry spähte über Berkeleys Schulter in die Öffnung, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. »Es heißt, in den Kanälen gingen die Ermordeten um, die man hier hineingeworfen hat, damit es keine Beweise gibt«, informierte er fröhlich den Mann vom Ministerium.
»Halt die Luft an, Terry«, sagte Duff zu ihm. »Du machst mir noch Angst. Sehen Sie, Mr. Berkeley, da ist nichts.« Ihre beiden Lampen drängten das Dunkel im Tunnel zurück und zeigten nichts weiter als grüngelb verschmierte Wände. »Ihr Licht muß im Vorbeigehen einen Schatten geworfen haben. Kein Grund zur Sorge.«
»Es tut mir leid. Ich bin mir aber sicher...
Duff hatte sich bereits umgedreht und ging weiter voran lautlos vor sich hin pfeifend. Berkeley folgte mit einem letzten Blick in den Tunnel; er fühlte sich beschämt, war aber nichtsdestoweniger nervös. Verdammte Aufgabe, die man ihm da aufgehalst hatte.
Als Terry sich von der Öffnung entfernte, glaubte er - er glaubte es nur — ein Geräusch gehört zu haben. »Jetzt erschreck' ich mich schon selber«, murmelt er verhalten.
Berkeley beeilte sich, Duff einzuholen, in dessen Ernsthaftigkeit er etwas Trost fand, als der Vormann plötzlich stehenblieb und der Mann vom Ministerium ihn prompt anrempelte. Duff richtete seine Lampe in den Kanal zu ihren Füßen.
»Da schwimmt etwas im Wasser«, sagte er.
Berkeley blickte auf die Mitte des weißen Lampenstrahles. Etwas trieb träge in der langsamen Strömung, kam aber nicht weiter, als es gegen die Seite des Dammes stieß. In dem unsicheren Licht sah es wie ein großer Sack aus.
»Was ist da?« fragte Berkeley neugierig.
»Ist eine Leiche«, sagte Terry, der inzwischen bei ihnen angelangt war.
Duff wußte, daß sein Assistent dieses Mal nicht scherzte. Er kniete sich auf den Rand des Dammes und fing die treibende Gestalt mit seinem Haken auf. Er zog, und der Körper drehte sich gemählich im Wasser um. Die drei Männer keuchten, als sie das weiße, aufgeschwemmte Gesicht sahen und die großen, starrenden Augen.
Berkeley krümmte sich an der feuchten Wand, und sein Magen bewegte sich wie wahnsinnig auf und ab. Durch seine Übelkeit hörte er Terry sagen: »Allmächtiger Gott, da ist noch eine!«
Er zwang sich, hinzuschauen, als er ein Platschen hörte. Terry war in den Kanal gesprungen, und seine hüfthohen Stiefel schützten ihn vor dem stinkenden Strom, der ihm bis über die Knie reichte. Er watete auf eine andere treibende Gestalt auf der anderen Seite des Tunnels zu.
»Das ist 'ne Frau, glaube ich!« rief er über die Schulter.
»Okay, Terry. Versuche, sie auf dem Damm zu heben«, sagte Duff. »Wir gehen zurück und lassen jemand kommen, um sie zu bergen. Mr. Berkeley, helfen Sie uns, die rauszuholen?«
Berkeley wich an die Wand zurück.
»Ich ... ich glaube nicht...«
»Ist doch nicht zu glauben!« Es war wieder Terrys Stimme. »Da kommt noch eine.«
Duff und Berkeley folgten seinem Blick und sahen die Gestalt auf sich zutreiben. Beim Näherkommen sah es wie die Leiche einer anderen Frau aus, eingehüllt in etwas Weißes, das ein Nachthemd sein mochte, das sich um sie wölbte. Sie lag auf dem Rücken, die starren Augen auf die tröpfelnde Decke gerichtet. Zum Glück für Berkeleys Magen war ihr Gesicht nicht so aufgedunsen wie das der ersten Person, die sie gefunden hatten.
»Faß sie, Terry«, befahl Duff.
Der Assistent schob den Körper, den er hielt, auf den Damm und watete dann auf den anderen zu. Sie schauten zu, als er ein Bein faßte. Duff hatte den Rockaufschlag des toten Mannes unter sich gepackt, Berkeley wunderte sich über die Kaltblütigkeit des Assistenten. Vielleicht ließ sich der Junge wirklich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Terry beugte sich über die treibende Frau. Seine Arme schlössen sich um ihre Hüfte und wollten unter ihre Achselhöhlen greifen ... Doch was dann geschah, ließ jeden der Männer
Weitere Kostenlose Bücher