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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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erstarren.
    Als Terrys Kopf sich dem der Frau näherte, glitten zwei bleiche, fleischige Arme aus dem Wasser und schlössen sich um seinen Hals. Er schrie, als er nach unten gezogen wurde, und der Schrei wurde zu einem gurgelnden Geräusch, als er ins Wasser eintauchte. Die stinkende Flüssigkeit begann zu schäumen, als er sich aus dem tödlichen Griff zu befreien versuchte, doch die Kreatur hielt ihn fest in ihrer Umarmung.
    Berkeleys Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Er taumelte wieder an die Wand, und die Knöchel seiner beiden Hände fuhren an seinen offenen Mund.
    Auf Duffs Schock folgte augenblicklich ein lähmender Schmerz, der in seiner Brust begann und rasch in Hals und Arme wanderte. Der rote, blendende Nebel eines Herzinfarkts nahm ihm die Sicht und er stürzte ins Wasser; sein Herz blieb stehen, noch bevor er ertrunken war.
    Berkeley sah fassungslos, wie Terry einmal aus dem Wasser auftauchte, und er sah, daß der Assistent ungläubig in das Gesicht vor ihm starrte. Die Frau preßte ihn fest an sich. Es glich der Umarmung einer Liebenden, und ihre gesprungenen Lippen lächelten. Der junge Mann fiel nach hinten und die Kreatur mit ihm. Berkeley konnte seine Lampe unter dem grünen Schleim glimmen sehen, doch sie wurde schwächer, während er zuschaute. Schließlich schwand das Licht ganz.
    Das Wasser war unbewegt.
    Bis sie langsam auftauchte.
    Grüner Schleim troff von ihrem Körper.
    Sie schaute ihn an.
    Lächelnd.
    Berkeleys Schreie hallten in den schmutzigen Gängen und das Geräusch vervielfachte sich zu Hunderten schreiender Stimmen. Bewegung entstand weiter unten im Tunnel. Gestalten traten aus den schwarzen Öffnungen in den Hauptkanal. Andere waren im Wasser, wateten aus der Richtung auf ihn zu, aus der er und die Arbeiter gekommen waren. Er wollte nicht hinsehen, aber er mußte, und seine Stirnlampe schwang in wildem Bogen auf die nahenden Gestalten. Eine kalte, feuchte Hand schloß sich um seinen Knöchel.
    Die Frau stand dicht vor ihm im Wasser, und er zog seinen Fuß ruckartig von der Dammkante weg. Ihr langes, feuchtes Haar hing wie Rattenschwänze in ihr Gesicht, und das weiße Gewand, das sie trug, war bis hinunter zu ihrem Unterleib aufgerissen. Es entblößte hängende Brüste und einen Bauch, der seltsam angeschwollen war. Halb von Sinnen duckte er sich vor ihr in der Dunkelheit.
    Die Frau griff wieder nach ihm und begann, sich an dem Damm zu klammern.«
    Nein!« Er trat nach ihr aus, kroch auf allen Vieren davon. »Laß mich!«
    Er wankte auf die Beine und preßte sich an die Wand, schrammte Flechten mit seinem Rücken ab, als er sich an der Mauer entlangschob. Sie begann, ihm nachzukriechen. Die anderen kamen näher.
    Er taumelte in eine Öffnung, die sich hinter ihm auftat, und als er dort nach einem Fluchtweg suchte, langten daraus weiße, zitternde Hände nach ihm. Er wich wieder in den Haupttunnel zurück, und keuchende, winselnde Geräusche drangen über seine Lippen. Langsam rutschte er vom Damm und fiel der Länge nach in die träge fließende Flut, tauchte spuckend und schreiend auf, versuchte aber noch immer zu fliehen. Das dickflüssig schmutzige Wasser klebte an seinen Beinen, als ob Schlammkreaturen seine Füße umfaßten und ihn hielten. Er riß seine Knie hoch und platschte durch den Tunnel, fort von den dunklen Gestalten, die ihm folgten, fort von der Frau, die ihre Arme ausstreckte, um ihn zu umfassen.
    Er merkte, daß immer mehr seltsame Dinge gegen seine Beine stießen und fürchtete sich, nach unten zu blicken, wissend, was es war, wissend, daß Arme sich nach ihm ausstrecken würden, wenn er hinschaute. Die Kanalisation öffnete sich zu einer großen Kammer, deren Decke sich zehn oder zwölf Meter hoch über ihm wölben mußte und die von Eisenträgern gestützt war. Das massive Wehr, das den Fluß des Wassers durch die Kanalisation regulierte, war auf der anderen Seite. Aber er sah es nicht. Denn hier warteten sie alle.
    Sie standen in den Ecken, im Wasser, hockten in den vielen Öffnungen der runden Wand, und während er das sah, trieben mehrere von ihnen in verschiedene Abflüsse fort. Seine Stirnlampe schwang von Gesicht zu Gesicht, und er hatte das grässliche Gefühl, in einer dunklen, unterirdischen Kathedrale zu sein, in der die schwarz beschmierten Chormitglieder die Ankunft des Chorleiters erwarteten. Der Lampenstrahl schien schwächer zu werden, die umgebende Dunkelheit kam näher und dämpfte langsam seine Helligkeit. Hunderte von Augen

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