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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Schritte hörte. Ed lauschte und vergewisserte sich dann, daß es nur eine Person war.
    Sekunden später kam der Mann ins Blickfeld.
    Er war schlank gebaut und hatte etwa Eds Größe. Ein schwerer Mantel mit Gürtel hing lose um ihn und betonte seine schmalen Schultern mehr, als daß er sie breiter machte. Eindeutig schwul, sagte sich Ed, nicht sicher, ob er froh oder enttäuscht über ihr Glück sein sollte. Er wußte, daß diese Männer leichte Beute waren, daß sie kaum eine Gefahr darstellten — aber trotzdem machte ihm etwas Angst vor ihnen. Vielleicht war das der Grund, warum er am Ende immer gewalttätiger gegen sie war als seine Gefährten. Die Erinnerung daran, als er beschlossen hatte, selbst einen dieser Typen anzumachen, war noch frisch — statt sein ausgewähltes Opfer anzugreifen und ihn um seine Brieftasche zu erleichtern, hatte er sich benutzen lassen und war dann schluchzend davongelaufen, bevor er auch nur bezahlt werden konnte. Die Scham brannte in seinem Gesicht, und er wußte, daß seine Haut in der Dunkelheit tiefrot geworden war. Wenn Vince und Wes das je herausfanden ...
    »Mal Feuer, Mann?« Ed hatte alle weiteren Gedanken verdrängt und trat auf den Bürgersteig vor der Haltestelle.
    Der Mann blieb abrupt stehen und schaute sich nervös um. Der Junge sah schon in Ordnung aus, aber war er wirklich allein? Sollte er weitergehen oder... sollte er es riskieren?
    Er nahm seine Zigaretten heraus. »Möchtest du eine von meinen?« fragte er. »Sind mit Filter.«
    »Oh, ja. Danke.« Ed steckte seine zerknautschte Zigarette wieder in die Tasche und langte zu dem hingehaltenen Päckchen. Er hoffte, daß der Mann das leichte Zittern seiner Hand nicht bemerkte.
    »Wenn du willst, kannst du das Päckchen haben«, sagte der Mann mit ernstem Gesicht.
    Mein Gott, 'n richtig scharfer, dachte Ed. »Oh, prima, danke vielmals.« Er steckte das Päckchen in die andere Tasche.
    Der Mann musterte das Gesicht des Jungen im Flackern des Feuerzeuges. Es wurde undeutlich, als er sich mit brennender Zigarette zurückzog. Der Mann ließ die kleine Flamme erlöschen.
    »Ziemlich kalt heute nacht«, sagte er vorsichtig. Der Junge war auf eine gewisse Weise anziehend. War er echt oder nur ein Stricher? Jedenfalls würde er Geld wollen.
    »Ja, bißchen frostig. Auf 'nem Spaziergang?«
    »Ja, ist angenehmer, wenn's ruhig ist. Ich hasse Menschenmengen. Nachts kann ich besser atmen.
    »Kostet dich 'n Fünfer.«
    Der Mann war durch die plötzliche Deutlichkeit des Jungen überrascht. Er war ein Stricher.
    »In meiner Wohnung?« fragte er, nachdem sich seine verhaltene Erregung durch die Annährung des Jungen verstärkt hatte.
    Ed schüttelte den Kopf. »Nein, nein, muß hier sein.«
    »Ich zahl dir mehr.«
    »Nee, ich hab' nicht viel Zeit. Muß nach Hause.«
    Der Junge schien ein wenig Angst zu haben, und der Mann beschloß, sein Glück nicht aufs Spiel zu setzen.
    »Na gut. Suchen wir uns irgendwo einen Platz.«
    »Da drüben vielleicht.« Der Junge deutete auf eine Gruppe von Büschen und Bäumen, und dieses Mal wurde der Mann doch nervös. Es war so dunkel dort; vielleicht warteten da Freunde des Jungen.
    »Gehen wir hinter die Haltestelle«, schlug er schnell vor.
    »Nein, ich glaub' nicht...«
    Aber jetzt hatte der Mann mit überraschend festem Griff Eds Schultern gepackt. Der Junge ließ sich zur Rückseite der Haltestelle drängen und hoffte, daß seine Freunde zuschauten. Es schien, als wollten die beiden Bastarde bis zum letzten Augenblick warten.
    Sie tappten durch den Schlamm an der Seite der Bude und der Mann streifte Büsche beiseite, die ihre Gesichter zu zerkratzen drohten. Sie bogen um eine Ecke, und Ed wurde gegen die Rückwand der Haltestelle gepreßt. Das Gesicht des Mannes schob sich dicht vor seines, seine Lippen waren nur Zentimeter entfernt und Ed spürte die Übelkeit, die in ihm aufstieg. Suchende Finger zerrten am Reißverschluß seiner Jeans.
    »Nein«, sagte er, den Kopf zur Seite drehend.
    »Komm schon. Genier dich nicht. Du willst es doch genauso wie ich.«
    »Verpiß dich!« schrie Ed und stieß dem Mann gegen die Brust. Sein Gesicht war wieder heißrot geworden, und er konnte durch plötzliche Tränen der Wut nur verschwommen sehen.
    Der Mann war überrascht. Er taumelte zurück, starrte den Jungen an und wollte etwas sagen, aber Ed stürmte auf ihn zu und schlug wild mit seinen Fäusten nach ihm.
    »Hör auf, hör auf!« schrie der Mann, der nach hinten fiel. Ed begann ihn zu treten.«
    »Du

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