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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vielleicht nicht ganz so weltläufig wie du glaubst, Barbar. Im Übrigen habt ihr alle erschlagen, die mit mir diesen Schatz zu bergen hofften. Ich schlage daher vor, dass wir uns zusammen tun. Ich brauche ein Schiff und eine Mannschaft und nach allem, was ich über die Darscha-Dosch weiß, sind sie für die Aussicht auf Reichtum durchaus bereit, jedes nur erdenkliche Risiko einzugehen.”
    „Gut”, sagte Koschna. „Wir nehmen dich mit, als unseren Gefangenen.”
    Barasch-Dorm lachte laut auf.
    „Du kannst das nennen wie du willst, Barbar, aber im Endeffekt werden wir beide Partner sein, gleichberechtigte Partner. Denn ohne mein Wissen wirst du diesen Schatz nie erringen können. Dir wird nichts anderes übrig bleiben, als mit mir zusammen zu arbeiten. Mal davon abgesehen, dass es nicht so leicht ist, mich zu erschlagen. Das haben schon ganz andere versucht.”
    Er streckte die Hand aus. Der Bogen, den  zuvor Schusska fallen gelassen hatte, schwebte jetzt empor, direkt in die Hand des Bogenschützen. Barasch-Dorm murmelte dabei etwas vor sich hin, das in den Ohren der beiden Männer wie sinnlos aneinander gereihte Silben klang.
    Plötzlich machte er eine völlig unerwartete Kehrtwendung und griff hinter sich in das Halbdunkel des Lagerraums. Er zerrte - und dann taumelte ein junger Mann, beinahe noch wie ein Kind aussehend, aufstöhnend an ihm vorbei, strauchelte und fiel zu Boden. Er war höchst seltsam gekleidet, wie die Barbaren es noch nie gesehen hatten. Und er war nicht allein, denn hinter ihm stolperte ein junges Mädchen drein, das versuchte, ihn festzuhalten, aber gegen die Gewalt des Magiers genauso wenig ankam wie der Junge.
    „Was ist denn das?”, wunderte sich Koschna.
    „Diesmal keine Monster jedenfalls!”, stellte sein Schusska Bogenschütze fest und hob die garantiert tödliche Waffe, klar zum Schuss, um seinem Namen alle Ehre zu geben...
     
    *
     
    Jule hatte alles genau beobachtet, gemeinsam mit Pet, während dieser immer wieder die Schaltwörter murmelte. Es hörte sich an wie ein monotoner Singsang. Eigentlich grausige Laute, aber Jule verstand sie inzwischen genauso gut wie Pet, obwohl sie diese Sprache niemals gelernt hatte. In ihr waren auch Informationen erwacht, die sie in sich noch nicht einmal vermutet hätte. Als hätte sie dies alles von ihren Eltern geerbt - und diese wiederum von ihren Eltern. Eine lange Ahnenreihe, die zurück ging bis zu jenem italienischen Alchimisten, der mit Namen Nero einer der entscheidenden Mitglieder jener Seance zur Belebung von Dunkelerde gewesen war - und seitdem zu den Verschollenen gehörte. Mit Jule befand sich gewissermaßen immer noch ein Stückchen von ihm im Diesseits. Und mit Pet war auch ein Stück von Harald Magnus, dem Meister-Alchimisten, zurückgeblieben.
    Nicht mehr lange!, dachte Jule flüchtig. Und sie dachte auch daran, dass sie hier bleiben musste, beobachtend, sondierend, um rechtzeitig eingreifen zu können - und somit auch schützend. Sie würde Pet zurückholen können von Dunkelerde, wenn es für diesen wirklich brenzlig wurde. Dafür wusste sie sogar schon die Schaltworte. Sie schlummerten in ihrem Gedächtnis, verfügungsbereit, gewissermaßen darauf lauernd, jederzeit eingesetzt werden zu können. Dabei wusste Jule gar nicht so recht zu sagen, ob sie die Schaltwörter aus dem geheimen Buch kannte oder ob sie über die Vererbung in ihr verankert worden waren - wie so mach anderes, was ihr bis gestern in keiner Weise bewusst geworden wäre. Ja, sie hätte noch nicht einmal im Entferntesten geahnt, dass es so etwas wie Dunkelerde, Schaltwörter und dergleichen überhaupt geben könnte. Sie hätte allein schon bei der Erwähnung eher schallend gelacht. Auch über den Alchimie-Fimmel ihres Freundes, wie sie es bislang nannte, hatte sie schließlich noch vor Tagen gelacht. Bis der Ärger darüber größer geworden war. Das Ergebnis kannte man ja...
    Sie konzentrierte sich wieder auf das Geschehen. Es war furchtbar anzusehen: Der Überfall auf das Handelsschiff, die Schreie der Verletzten und Sterbenden. Das hatte absolut keine Faszination. Konnte man in einem Kinofilm noch eher unbeteiligt tun - vielleicht auch durch ähnliche Gewaltszenen längst abgestumpft -, war dies hier völlig anders: Es war keine gestellte Szenenfolge, sondern es war... grausame Wirklichkeit. Die da starben, taten nicht nur so, sondern sie starben wirklich.
    Aber das war nur die eine Seite. Es gab auch eine andere Seite - und diese erfüllte Jule mit

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