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Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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behänden, sehr schnellen Bewegung zog er einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn in den Bogen ein.
    „Ich warne euch”, sagte die Gestalt mit dunkler Stimme. „Wenn ihr mich tötet, so werdet ihr es bereuen.”
    Der Unbekannte hatte Valuremisch gesprochen, die Hauptsprache von Dunkelerde, die Koschna-Perdoschna einigermaßen beherrschte, obwohl sein Heimatdialekt ein wenig anders klang.
    Gut zehn Sommer war es jetzt schon her, dass Koschna auf dem Handelsschiff seines Onkels Kartusch-Ommarschson angeheuert hatte und zum Steuermann ausgebildet worden war.
    Kartusch-Ommarschsons Fahrten hatten oft in die Städte Valuremas geführt und in jener Zeit hatte Koschna-Perdoschna gelernt, wie man ein Schiff führte und wie man es dabei anstellte, dass man die Elemente zu Freunden hatte.
    All dies kam dem Kapitän, da er mit eigenem Schiff und auf eigene Rechnung auf Raubfahrt ging, sehr zu gute.
    Ebenso die Kenntnisse über die valuremischen Städte und Handelsplätze, die er damals erworben hatte. Denn auch geraubtes Gut wollte irgendwo und irgendwann wieder in klingende Münze verwandelt werden, wobei es Koschna-Perdoschna Wolfsauge ziemlich einerlei war, welcher Herrscher diese Münzen jeweils geprägt hatte.
    Der Unbekannte legte jetzt seine Kapuze zurück. Sein grauhaariger Kopf kam zum Vorschein.
    Der noch beinahe schwarze Bart unterstrich die harten Konturen seiner Züge. Die dunklen, fast schwarzen Augen schienen eine beinahe hypnotische Kraft zu haben, der man sich schwer entziehen konnte.
    Mit einem stechenden Blick musterte der Bärtige die beiden Darscha-Dosch.
    „Ich bin der Kartenleser dieses Schiffes und mein Wissen könnte euch von großem Nutzen sein.”
    Die Augen des Unbekannten verengten sich plötzlich, wurden zu schmalen Schlitzen. Sein Gesicht bekam einen äußerst angespannten Ausdruck.
    Schusska Bogenschütze schrie unvermittelt auf, riss den Bogen empor, als würde er aus dem Unsichtbaren heraus angegriffen werden. Der Pfeil schoss in die Decke, blieb in dem dunklen Holz stecken und zitterte dabei, während der Bogenschütze rückwärts zu Boden ging und der Bogen aus seinen Händen glitt.
    Schusskas Augen waren schreckgeweitet.
    Koschna stand wie erstarrt da, musterte kurz den Bogenschützen.  Auf was hatte der geschossen? Es war doch gar nichts zu sehen! Oder nur... für ihn? Nie zuvor hatte er bei Schusska so etwas erlebt...
    Koschna nahm das Schwert mit beiden Händen.
    „Bei den einfältigen Göttern Valuremas, wer bist du?”, fragte er den Fremden.
    Das Lächeln, das jetzt auf dessen Gesicht erschien, triefte nur so vor Verachtung und Zynismus.
    „Immerhin beherrschst du die Hochsprache der Zivilisation gut genug, um in ihr fluchen zu können”, stellte er fest. „Das kann nicht jeder Barbar von sich behaupten.”
    Vollkommen unerschrocken trat der Mann einen Schritt nach vorn.
    „Mein Name ist Barasch-Dorm”, erklärte er.
    „Das ist wohl kein valuremischer Name”, stellte Koschna fest. Es war nur so ein Gefühl, keine Überzeugung. „Und selbst ich, der ich ja nur ein Barbar bin, höre den Akzent, mit dem du sprichst.”
    „Du hast Recht. Ich bin kein Valuremier.”
    Schusska Bogenschütze, der immer noch unter dem Eindruck des Monsters stand, das aus dem Nichts aufgetaucht war - wenn auch nur für ihn! -, um genauso wieder nach dem Schuss unsichtbar zu werden, streckte die Hand aus. Er schluckte dabei.
    „Dieser Mann ist von einem Dämon besessen”, stieß er hervor. „Er hat Kräfte, die sich nicht mit den Gesetzen der Natur in Einklang bringen lassen. Irgendeine Art von Magie scheint er anzuwenden.”
    Schusska erhob sich. Er wollte nach dem Bogen greifen, aber Koschna schüttelte den Kopf.
    „Bevor wir ihn erschlagen, lassen wir ihn doch noch erzählen”, forderte der Kapitän.
    Koschna war sich nicht sicher, ob sein Gegenüber auch Doschska, mehr ein sich im Laufe der vielen Jahrhunderten selbständig entwickelter Dialekt als eine eigene Sprache, verstand.
    „Du hast gesagt, du seist Kartenleser”, wandte er sich dann in der valuremischen Hauptsprache an Barasch-Dorm.
    „Das ist richtig”, nickte dieser.
    „Wohin wart ihr unterwegs?”
    „Die Reise dieses Schiffes sollte nach Kreitska führen. Es ging darum, einen Schatz von kaum vorstellbarem Wert zu bergen.”
    „In Kreitska?”, höhnte Koschna. „Nach allem, was ich über dieses Land gehört habe, besteht es aus Wüsten, Sand und Ruinen, die hin und wieder vom Wind freigelegt werden.”
    „Du bist

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