Dunkelerde: Gesamtausgabe
in der Lage, uns zu dem Schatz zu führen, den er uns versprochen hat”, meinte Suschnar. Er schaute zu Jule und Pet hinüber.
Pet hob in einer hilflos anmutenden Geste die Schultern und gönnte sich ein schiefes Grinsen. „Mehr war leider nicht zu machen. Der Kerl hat sich ziemlich verausgabt, aber er wird sich schon noch mehr erholen.”
Barasch-Dorm hob den Kopf. Ein zynisches Lächeln umspielte seine dünnen, aufgesprungenen Lippen. „Und ob!”, zischte er. „Wartet es nur ab!” Sein Gesicht war indessen vom Alter gezeichnet. Die Lebenskraft schien nach wie vor weitgehend aus seinem Körper geflohen sein und er machte ganz und gar nicht den Eindruck, als würde es jemals wieder besser um ihn stehen können.
„Mach dir keine Sorgen, Barbar”, fügte er dennoch hinzu.
„Bringt ihn an Bord!”, war Koschnas Anweisung an Proschta und Schauron. Die Darscha-Dosch gehorchten und brachten den Magier zum Schiff.
„Er sieht nicht gut aus”, meinte Suschnar Bluteisen, an den Kapitän gewandt.
„Ich weiß”, murmelte Koschna düster. „Die Anwendung seiner Art von Magie scheint sehr viel Kraft zu fordern und die beiden Grünschnäbel haben alles getan, um ihn wenigstens am Sterben zu hindern. Es hat sie selber sehr viel Kraft gekostet. Das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Es trifft sie also keinerlei Schuld an seinem Zustand.”
Suschnar zuckte die Schultern.
„Ich hoffe, dass diese magischen Zeichen, nach denen ihr gesucht habt, es auch wirklich wert waren.”
„Ich nehme es an”, erwiderte Koschna, „sonst wäre Barasch-Dorm niemals so weit gegangen.”
*
In den nächsten Tagen fuhren sie weiter den Üruschil flussaufwärts. Die Strömung verstärkte sich etwas. Für die Ruderer wurde es anstrengender, aber keiner von ihnen murrte, denn die Aussicht auf schnellen Reichtum trieb sie voran und das war die beste Motivation, die sich denken ließ, wie Koschna-Perdoschna Wolfsauge von seinen vorherigen Fahrten her wusste.
Am ersten Tag nach den Ereignissen in der Ruinenstadt Scharon-Mesch lag Barasch-Dorm unter einer dicken Wolldecke an Deck der SEEWOLF und schlief.
Kein Geräusch und kein Sonnenstrahl konnten ihn wecken.
Auch den nächsten Tag über hielt dieser Zustand an, erst danach schien sich der Magier etwas erholt zu haben.
„Ich hoffe, deine volle Lebenskraft kehrt bald wieder zurück”, äußerte Koschna ihm gegenüber.
Der Magier lachte heiser.
„Das wird gewiss noch eine Weile dauern”, sagte er.
„Gibt es wirklich keine magischen Mittel, um diese Auswirkungen deiner Zauberei in Grenzen zu halten?”
Barasch-Dorm hob den Kopf. Ein gewisses Maß an Hochmut war ihm jetzt anzumerken.
Er saß mit gekrümmten Rücken an Deck und musterte den Kapitän aufblickend, ein Umstand, der ihn mit Sicherheit sehr störte, aber offenbar fehlte dem Magier noch immer die Kraft, um einfach aufzustehen und dem Darscha-Dosch von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten.
Die tiefe Geringschätzung jedoch, die der Magier für den Kapitän der SEEWOLF empfand, war deutlich aus den Gesichtszügen herauszulesen.
Jule und Pet waren nicht unmittelbar mit dabei, aber sie bekamen es sehr wohl mit und schüttelten den Kopf darüber. Sie unterbrachen dafür sogar ihr Hölzchenspiel, das inzwischen zu ihrem Lieblingsspiel avanciert war.
„Er wäre besser gestorben! Er ist so etwas von krass...”, sagte Jule ungewohnt hart.
„Nein”, widersprach Pet, „ich weiß zwar immer noch nicht so genau, was unsere Aufgabe ist, aber ich spüre sehr deutlich, dass wir bisher alles richtig gemacht haben. Wir sind keine Krieger. Das überlassen wir Koschna und seinen Leuten. Wir sind auch nicht in der Lage, mit magischen Mitteln zu kämpfen, sonst wären wir am Ende wohl so wie dieser Magier. Was wir tun können, tun wir - und es ist das Richtige.”
„Aber wir ahnen doch beide, dass der Magier etwas ganz Schlimmes vor hat”, widersprach Jule - allerdings ohne Überzeugungskraft. „Wieso haben wir ihn nicht einfach sterben lassen? Dann wäre doch eigentlich unsere Aufgabe erfüllt, oder etwa nicht?”
„Offensichtlich: nein!” Pet schürzte nachdenklich die Lippen. „Der Magier ist der Dreh- und Angelpunkt, jedoch nicht allein. Auch Koschna - in einer Art und Weise, die wir jetzt noch nicht sehen können. Es ist, als wären die beiden fest miteinander verbunden.”
„Ja, du hast ja Recht, Pet: Zumindest ist ihr Schicksal eng miteinander verwoben.”
„Zusätzlich mit dem unsrigen! Aber
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