Dunkelerde: Gesamtausgabe
der Anblick von Schusska, der sich ihnen bot: Er lag in einer eigenartig verrenkten Stellung am Bug des Schiffes! Zusammen mit Proschta Schädelspalter hatte er die letzte Nachtwache gehabt und auch ihn fand Koschnas Blick schnell.
Proschta lag am Heck in der Nähe des Ruders. Er wirkte in sich zusammengesunken, fast wie schlafend.
Schauron Axtmann stieß ihn an.
„He, was ist mit dir?”
Proschta fiel zur Seite, regungslos.
„Er ist tot”, rief Schauron Axtmann.
Koschna trat auf Schusska Bogenschütze zu. Auch der war zweifellos nicht mehr am Leben. Die Männer bildeten einen Halbkreis um ihn und drängten Jule und Pet ab, wogegen die beiden allerdings nicht das Geringste hatten. So brauchten sie nicht länger den Anblick des Toten zu ertragen.
Es war für die Männer nicht zu erkennen, woran Schusska letztlich gestorben war.
Keine Verwundung war zu sehen.
Koschna schaute nach Jule und Pet: „Wieso seid ihr nicht wach geworden?”
„Es ist gewiss erst Minuten her, nehmen wir an”, versuchte Pet, sich zu verteidigen. „Wir haben einfach nur... geschlafen, wie alle, außer den beiden und deshalb sind die jetzt... tot! Der Magier hat inzwischen viel gelernt, was uns betrifft, vor allem, sich soweit vor uns zu schützen, dass wir es nicht direkt mitbekamen, was hier oben auf Deck vor ging.”
Koschna sagte nichts mehr. Was denn auch? Sollte er denn die beiden Grünschnäbel, wie er sie nannte, für alles verantwortlich machen? Er drehte den Regungslosen an der Schulter herum. Das Gesicht des Toten war zu einer verzerrten Maske erstarrt.
„Die Magie dieses Hundes muss ihn getötet haben”, stieß Suschnar Bluteisen grimmig hervor. Seine mächtige Pranke legte sich dabei um den Schwertgriff an seiner Seite.
Koschna ballte grimmig die Faust.
„Ich hätte diesem Mann von Anfang an sogar noch weniger trauen sollen. Schusska hatte recht. Dieser Magier hatte von Anfang an nicht daran gedacht, diesen Schatz mit uns zu teilen.”
„Sofern der überhaupt existiert”, mischte sich Palosch Übergroß ein.
Koschna atmete tief durch. Er wandte sich an Schauron Axtmann.
„Du begleitest mich.”
„Wohin, Kapitän?”
„Zu diesem Handelsherrn, bei dem wir gestern gewesen sind. Er wird uns sicher sagen können, wo wir den Magier finden.”
„Und wenn nicht, dann werden wir ihn mit dem Schwert kitzeln”, rief Kulesch Einauge, der zweite Steuermann der SEEWOLF.
„Nein!”, bestimmte Koschna-Perdoschna Wolfsauge. „Wir werden nicht sofort mit roher Gewalt vorgehen. Einen offenen Kampf könnten wir hier kaum bestehen, zu groß wäre die Übermacht. Wir hätten es sehr bald nicht nur mit der Palastwache dieses Handelsherrn zu tun, sondern auch mit den Truppen des Mirs von Kaschinir. Das wäre unser Tod.”
„Und was hast du dann vor, Kapitän?”, fragte Schauron Axtmann. „Diesem Betrüger gut zureden? Pah, Schtusska-Al-Noschass und dieser Magier werden irgendeine Art von geheimer Abmachung haben, von der wir nichts wissen.”
„Abwarten”, erwiderte Koschna.
„Haben sie nicht!”, meldete sich Pet vorsichtig zu Wort.
Alle schauten zu ihm hin.
„Jule und ich waren mit dabei. Der Handelsherr ist zwar gierig, aber er hatte nicht vor, zu betrügen. Es ist eher anzunehmen, dass der Magier einen zweiten Verbündeten hier in der Stadt hat und uns nur deshalb zu diesem anderen hin führte, um uns von der richtigen Fährte abzulenken. Wir sind also nicht allein die Betrogenen.”
„Abwarten!”, wiederholte Koschna voller Ingrimm und winkte ihnen zu. „Ihr seid mit dabei, klar! Wenn ihr den Handelsherrn so gut einschätzen könnt, dann scheint es mir besser so, wenn ihr mich assistiert, während ich ihm auf den Zahn fühle. Aber nicht noch einmal versagen!”
„Aber wir...”, hub Jule an.
Koschna winkte nur energisch ab. Das genügte, um sie verstummen zu lassen.
Koschna sah seine Männer mit einem durchdringenden Blick an.
„Sollte es tatsächlich so sein, dass Barasch-Dorm bereits nach Schartan-Tor unterwegs ist, wie Pet Grünschnabel wohl meint, so werden wir ihm einfach folgen. Ich schätze, auch wenn unsere letzte Kaperung, dieser verdammte valuremische Segler, nicht besonders erfolgreich war, wir dürften trotzdem noch genügend Goldstücke an Bord haben, um eine Karawane zu bezahlen und jemanden, der sie fachkundig zu führen vermag.”
„Ich traue diesem Händler nach wie vor nicht, egal, was Pet Grünschnabel meint”, murmelte Solamisch-Darrschon. „Ich traue ihm ebenso wenig
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