Dunkelerde: Gesamtausgabe
zu verderben.
„Du wirst mir nun langsam den Namen und die Lage jener Ruinenstadt verraten müssen, zu der die Karawane aufbrechen soll”, erklärte der Handelsherr.
Barasch-Dorm lächelte überlegen.
„Glaub ja nicht, dass du deine Männer allein los schicken könntest, um den Schatz zu finden. Dazu bedarf es meiner besonderen Fähigkeiten. Vergiss das nie!”
„Wie könnte ich?”, sagte Schtusska-Al-Noschass.
„Der Ort, an dem die Schätze zu finden sind, heißt Schartan-Tor. Ihr werdet ihn auf jeder Karte finden. Es ist eine alte Stadt, die später noch als Oase genutzt wurde, bevor das Wasser vollkommen versiegte und die Wüste sie zurück gewann.”
„Ja, ich erinnere mich”, sagte Schtusska-Al-Noschass. „Aber soweit ich weiß, ist seit Generationen dort niemand mehr gewesen.”
Er klatschte in die Hände.
Ein Diener brachte eine Karte herbei, entrollte sie.
„Dies ist das Werk eines der besten Kartenzeichner von Kaschinir”, erklärte er. „Ich habe sie vor kurzem in Auftrag gegeben. Schartan-Tor ist darauf verzeichnet, wie du sehr wohl siehst, Barasch-Dorm. Ich denke, wir werden mindestens eine Woche bis dorthin unterwegs sein. Wahrscheinlich werden wir noch eine oder zwei weitere Wochen dazu brauchen, um diese Ruinenstadt wieder zu finden.”
„Gewiss, damit habe ich gerechnet”, sagte Barasch-Dorm.
„Es bleibt bei unserer Abmachung? Ein Drittel des Schatzes für mich?”
„Davon war nie die Rede”, wandte sich nun Koschna-Perdoschna Wolfsauge an den Magier.
Dieser zuckte die Achseln. „Haben wir eine andere Wahl?” Er richtete sein Wort wieder an Schtusska-Al-Noschass: „Meiner Erinnerung nach haben wir allerdings abgemacht, dass dir nur ein Viertel zusteht.”
„Ich habe meine Meinung darüber geändert”, erwiderte Schtusska-Al-Noschass lapidar. „Ein Drittel halte ich für angemessen.” Der Handelsherr hob die Schultern. „So ist das Leben, Meister Barasch-Dorm. Die Preise steigen, wohin man auch blickt.”
Barasch-Dorm wandte sich an Koschna.
„Ich fürchte, wir haben in der Tat keine andere Wahl als darauf einzugehen, denn wenn wir lange zögern, wird sich in der Zwischenzeit in der Stadt herumsprechen, was wir vorhaben und dann werden die Preise um ein Vielfaches für uns steigen.”
„Also gut”, knurrte Koschna. „Bei meiner Ehre und bei der Ehre meiner Kinder: Ich bin einverstanden.”
„Wann soll es los gehen?”, fragte Schtusska-Al-Noschass mit betont sanfter Stimme.
„So schnell wie möglich”, erklärte Barasch-Dorm. „Wir sollten keinen Augenblick länger warten, als unbedingt notwendig ist.”
„Gut, dann werde ich meinen Männern den Befehl geben, alles vorzubereiten. Morgen zur Mittagsstunde wird alles fertig sein. Allerdings würde ich vorschlagen, erst am späten Nachmittag die Reise zu beginnen. Kamele halten zwar eine Menge aus, aber meine Männer sind da weit weniger zäh und auf so einer Reise weiß man nie, was einem noch zugemutet wird.”
*
Am nächsten Morgen wurde Koschna grob von Solamisch-Darrschon geweckt.
„Kapitän, aufwachen!”
„Was ist los?”
Koschna schnellte hoch.
Blutrot ging die Sonne auf und sandte die ersten Strahlen über die Sanddünen. Im Hafen war um diese Zeit noch so gut wie nichts los.
Koschna wandte den Blick suchend über das Schiff. Die Männer schliefen noch.
„Der Magier ist verschwunden”, erklärte Solamisch. „Die Grünschnäbel haben es soeben erst bemerkt.”
„Sie sollten doch aufpassen”, klagte Koschna noch ein wenig schlaftrunken. „Und da bemerken sie es erst, wenn er schon weg ist?”
„Sie haben geschlafen - genauso wie wir alle! Und ich habe mich bereits davon überzeugt, dass er tatsächlich weg ist.”
Mit einem Schlag war Koschna hellwach. Er sprang auf, gürtete sich sein Schwert um.
„Bei Schaman-Ulls Hinterlist, er hat uns aufs Kreuz gelegt”, stieß der Kapitän der SEEWOLF hervor.
Kalter Grimm packte ihn. Etwas Derartiges hatte er die ganze Zeit befürchtet. Er sah sich um.
„Aufwachen, Männer!”, rief er. „Dieser hinterlistige Magier hat versucht, uns herein zu legen.”
„Und so, wie es aussieht, hat er genau das auch geschafft”, vollendete Solamisch. Und er fügte hinzu: „Sogar die beiden jungen Magier konnten es letztlich nicht verhindern!”
Koschnas Blick fiel auf die beiden. Sie standen in der Nähe von Schusska Bogenschütze und klammerten sich aneinander, als hätten sie Angst, aber das war es nicht wirklich, sondern eher
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