Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
bei einem Spiel zum entscheidenden Schlag aus.
Vanessa realisierte blitzartig, dass sie in der Falle saß. Sie hatte instinktiv flüchten wollen, aber indem sie die rückwärtige Tür gewählt hatte, hatte sie ihr eigenes Todesurteil unterschrieben.
Von hier oben, von der Terrasse, gab es nur einen Weg in die Sicherheit: den Abhang hinunter. Sie würde Brian um die Genugtuung bringen, sie zu töten. Ohne lange darüber nachzudenken, ob sie den Sturz überleben würde, packte sie das Terrassengeländer mit beiden Händen und schwang sich darüber.
Um halb sechs war Christian überzeugt, dass etwas pas siert sein musste. Vanessa hätte ihren Sohn nie zwei Stunden lang allein zu Hause gelassen, ohne wenigstens einmal anzurufen.
Sie steckte in Schwierigkeiten. Das spürte er ganz deutlich. Sie steckte in Schwierigkeiten, und er hatte keine Ahnung, wo sie war.
Er rief im Immobilienbüro an, aber niemand ging ans Telefon.
Johnny stand regungslos am Wohnzimmerfenster, hielt sich krampfhaft an der Fensterbank fest und starrte nach draußen in die Kälte. »Wo kann sie nur sein?« Er drehte sich zu Christian um, das Gesicht so weiß wie die Schnee-flocken vor dem Fenster. »Warum kommt sie nicht?«
»Ich weiß es nicht, mein Junge. Aber ich bin sicher, dass sie jeden Moment auftaucht.« Christian rang sich ein aufmunterndes Lächeln ab.
Als Johnny wieder aus dem Fenster schaute, ging Christian in die Küche und wählte die Nummer der Polizei.
Das hier ließ sich nicht mehr auf die Wetterverhältnisse schieben. Die Panik, die ihn erfasst hatte, hatte nichts mit Schnee und Eis zu tun. Es war höchste Zeit, mit Detective King zu reden.
Der Beamte in der Einsatzzentrale teilte Christian mit, der Detective sei nicht im Haus. »Bitte, es handelt sich um einen Notfall«, sagte Christian. »Er soll mich so schnell wie möglich anrufen.« Nachdem er Vanessas Telefonnummer durchgegeben hatte, legte er auf und ging zurück ins Wohnzimmer.
Johnny drehte sich um und blickte ihn an. »Mom ist in Schwierigkeiten, stimmt’s?«
»Wie kommst du darauf?«
Johnny runzelte die Stirn. »Ich bin nicht dumm. Sie hat neue Schlösser und eine Alarmanlage einbauen lassen, und außerdem sind diese ganzen Leute umgebracht worden, die wir kennen.« Tränen schimmerten in seinen dunklen Augen. »Ich hab Angst.«
Christian hockte sich neben ihn und legte die Arme um ihn. »Wir werden sie finden, Johnny. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit sie unversehrt nach Hause kommt.«
Johnny klammerte sich an ihn, und sein kleiner Körper zitterte. Während Christian ihn festhielt, dachte er angestrengt nach. Wo war Vanessa? Verdammt, was konnte ihr nur zugestoßen sein?
Als das Telefon klingelte, ließ er Johnny los. Er hoffte, dass es entweder Vanessa oder Detective King war, und lief in die Küche, um dranzugehen. Es war der Detective.
»Vanessa Abbott ist verschwunden«, sagte Christian. »Ich weiß, dass Sie normalerweise nichts unternehmen, bevor jemand nicht mindestens vierundzwanzig Stunden vermisst wird, aber unter den gegebenen Umständen dachte ich, es ist besser, wenn ich Sie anrufe.«
»Ich verlasse gerade das Krankenhaus«, erklärte Detective King. »Scott Warren hat das Bewusstsein wiedererlangt und konnte uns den Namen seines Angreifers nennen – Brian Abbott.«
»Brian?«, fragte Christian schockiert. »Haben Sie ihn festgenommen?«
»Wir können ihn nicht finden. Er ist weder bei der Arbeit noch zu Hause. Ich habe zwölf meiner Leute damit beauftragt, ihn zu suchen, aber bisher haben wir keine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte.«
»Er hat sie in seiner Gewalt.« Christians Magen zog sich zusammen. Sie hatten keine Zeit, lange zu überlegen, warum Brian Vanessa töten wollte, keine Zeit, sich Gedanken über diesen Mann zu machen, der bereits drei Männer erschlagen hatte. »Mein Gott, wir müssen sie finden.«
»Ich fahre zurück aufs Revier.«
»Dann treffen wir uns dort.« Christian gab dem Detective keine Gelegenheit zu protestieren, sondern legte auf. Während er seinen Mantel anzog, fragte er sich, was er mit Johnny machen sollte.
Eigentlich hatte er keine Lust, ihn mit nach draußen in den Schneesturm zu nehmen, aber was blieb ihm anderes übrig. Zu den Abbotts konnte er ihn jedenfalls nicht bringen.
»Komm, Johnny. Wir fahren zur Polizei. Die werden uns helfen, deine Mom zu finden.«
Gleich darauf saßen sie im Auto und krochen auf verschneiten Straßen dahin.
Jede Minute, jede Sekunde, die
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