Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
genießen. Es fühlte sich so gut an, so richtig.
Das Gefühl der Selbstgerechtigkeit und süßen Rache hatte er erwartet, die Erregung nicht. Er erschauderte erneut, dann atmete er ein paarmal tief durch die Nase ein und aus.
Es war so einfach gewesen, so unglaublich einfach. Beim ersten Mal, bei Andre Gallagher, hatte er noch gefürchtet, es nicht zu schaffen, hatte Angst gehabt, dass irgendwas schieflaufen oder er die Nerven verlieren könnte. Aber es war alles gutgegangen, und nachher hatte er sich so lebendig gefühlt wie lange nicht mehr.
Seit zwei endlosen Jahren sann er auf Rache. Im Kopf hatte er eine Liste von Leuten, die Kapital aus Jims Talent geschlagen hatten, wo sie nur konnten. Die Mordphantasien waren von Tag zu Tag stärker geworden, doch er hätte nie gedacht, dass er sie verwirklichen würde. Bis zum Abend der Verkaufsausstellung. Da hatte es auf einmal klick gemacht, und er wusste, es war an der Zeit, seine Phantasien Wirklichkeit werden zu lassen.
Die Polizei hatte keine Ahnung. Sie trat auf der Stelle, und mit jedem Tag fühlte er sich sicherer, stärker.
Der Umstand, dass dieser Scheißkerl Matt McCann alleine in einem Haus auf einem riesigen Grundstück lebte, hatte es einfach gemacht. Selbst wenn McCann geschrien hätte, wer hätte ihn hören sollen? Aber er hatte gar keine Gelegenheit gehabt zu schreien. Das Arschloch hatte dem Tod selbst die Tür geöffnet.
Ein Kichern entfuhr dem Mörder, ein Kichern, das sich schnell in schallendes Gelächter verwandelte. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen, bis ihm der Bauch weh tat.
Andre Gallagher hatte gebüßt. Matt McCann hatte gebüßt. Aber es gab noch andere, die seine Rache zu spüren bekommen mussten.
Vanessa würde die Letzte sein. Auch sie würde büßen, doch sie würde eine besondere Marter erdulden müssen, bevor sie sterben durfte.
Sie würde erfahren, wie es war, sich zu fühlen, als hätte die ganze Welt sich gegen einen verschworen. Sie würde erfahren, was es hieß, allein zu sein, Angst zu haben und niemanden, an den man sich wenden konnte.
Ein Schauder lief ihm ganz langsam über den Rücken, als er an die Frau dachte, der er mehr Schuld gab als den anderen. Vanessa. Er wollte sie weinen sehen. Er wollte, dass sie schreckliche Qualen litt. Ein Schlag auf den Kopf, das wäre für sie viel zu einfach, viel zu schnell.
Er schloss die Augen, und für einen Moment sah er sie vor sich, ihre blauen Augen voller Tränen, voller Angst. Ja, das war es, was die Zukunft für sie bereithielt: Tränen und Angst. Sie hatte es verdient.
Er öffnete die Augen wieder und starrte auf den leblosen Körper von Matt McCann. Der Typ war ein Schwein gewesen, er hatte die Künstler bis aufs Blut ausgesaugt und sich selbst die Taschen vollgestopft.
Das Werk war noch nicht vollendet. Er kniete sich hin, holte einen Plastikbeutel mit einer Farbtube und einem Pinsel aus der Tasche. Er schraubte den Verschluss von der Tube, drückte etwas dunkelrote Farbe auf den Pinsel und fuhr damit senkrecht über Matts Brust, wieder und wieder, bis ein breiter, roter Streifen sich mit den Blutspritzern auf dem Hemd vermischte. Als er fertig war, schraubte er den Verschluss wieder auf die Tube und steckte Pinsel und Farbe zurück in den Plastikbeutel. Dann stand er auf und lächelte.
Ich mal dich rot.
7
Als Vanessa am Montagmorgen zur Arbeit fuhr, hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Sie versuchte, sich einzureden, dass es keinen Grund gab, nervös zu sein, schließlich stand ihr ein ganz normaler Arbeitstag bevor. Auch wenn sie, was ihre äußere Erscheinung anging, heute besonders viel Aufwand getrieben hatte, weil ihr erster Kunde Christian Connor hieß.
Sie fühlte sich wie ein Teenager, war zappelig vor Aufregung. Sie hatte eine halbe Stunde länger gebraucht als sonst, um sich fertig zu machen. Dreimal hatte sie sich komplett umgezogen, bevor sie sich schließlich für eine schwarze Röhrenhose und einen türkisfarbenen Pullover mit V-Ausschnitt entschied. Ohrringe mit schwarzen und türkisfarbenen Perlen sowie ein passendes Armband vervollständigten den legeren Businesslook.
Vanessa hatte mehrere Anwesen herausgesucht, die sie Christian zeigen wollte, und den ganzen Vormittag dafür eingeplant. Am Nachmittag wollte sie sich ein weiteres Mal mit dem Ehepaar Worth treffen in der Hoffnung, dass die beiden sich nun endlich für ein Haus entschieden.
Das verlängerte Thanksgiving-Wochenende war wie im Flug vergangen. Den Freitag hatten Vanessa und
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