Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Gänsehaut, die nichts mit Angst zu tun hatte und viel mit Lust. Sie fragte sich, warum ihre Hormone sich so plötzlich und so heftig zurückmeldeten, warum jetzt und warum bei diesem Mann?
Es war völlig verrückt, jemanden zu begehren, den sie kaum kannte, und sich vorzustellen, wie es sich anfühlte, von ihm umarmt zu werden. Sie musste sich in Acht nehmen, durfte nicht vorschnell handeln, wenn es um die Liebe ging. Schließlich hatte sie nicht nur an sich zu denken, sondern auch an Johnny.
»Ein schönes Haus«, sagte Christian am Ende des Rundgangs. »Aber leider nicht das richtige.«
»Was stimmt nicht damit?«, fragte Vanessa neugierig.
»Ich weiß es nicht.« Er lächelte entschuldigend. »Ich weiß nicht, was nicht stimmt. Ich weiß nur, dass es nicht das richtige Haus ist. Wenn ich das richtige finde, erkenne ich es.«
»Dann sehen wir uns jetzt am besten gleich das nächste auf meiner Liste an.«
Kurz darauf saßen sie wieder im Auto. Die Schneeflocken auf der Windschutzscheibe waren verschwunden, und die Sonne spähte zwischen tiefhängenden, über den Himmel jagenden dunklen Wolken hindurch. »Machen Sie das eigentlich gern«, fragte Christian, »als Maklerin arbeiten?«
Sie überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. »Ich weiß nicht. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Als Jim starb, brauchte ich schnell einen neuen Job, und ich war ja bereits Empfangssekretärin bei Wallace Realty. Dave hat mich überredet, die Maklerlizenz zu erwerben und für ihn zu arbeiten.«
»Aber das beantwortet nicht meine Frage.« Seine weiche, tiefe Stimme hatte einen herausfordernden Unterton.
Sie warf Christian einen Seitenblick zu und lächelte. »Nein, wahrscheinlich nicht.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Es gibt etliche Dinge, die ich an dem Job mag. Zum Beispiel treffe ich viele interessante Leute. Und es macht mir Spaß, Menschen zu ihrem Traumhaus zu verhelfen.«
»Und was macht Ihnen keinen Spaß?«
Sie sah ihn skeptisch an. »Wird das jetzt ein heiteres Ratespiel?«
»Wie soll ich Sie besser kennenlernen, wenn ich Ihnen keine Fragen stellen darf?«, konterte er.
Sie lachte. »Okay, ich werde Ihre Fragen beantworten, aber dann sind Sie dran.« Sie atmete tief durch die Nase ein und berauschte sich für einen kurzen Moment an seinem Duft. »Nicht gut finde ich, dass ein großer Teil der Arbeit auf die Wochenenden beziehungsweise Abende fällt. Und prinzipiell gefällt mir nicht, dass es am Monatsende nur einen Scheck gibt, wenn man etwas verkauft hat. Bisher hatte ich allerdings Glück. Die Immobilienbranche boomt. So, und jetzt Sie.«
Er lächelte. »Fragen Sie mich alles, was Sie wollen. Ich bin ein offenes Buch.«
»Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?«
»Ja, sehr. Man könnte sogar sagen, ich liebe meine Arbeit. Für mich gibt es nichts Schöneres, als einen Schutzhelm auf dem Kopf zu haben und einen Hammer in der Hand.« Er beugte sich ein wenig vor und fuhr mit Leidenschaft in der Stimme fort: »Ich liebe es, aus simplen Zeichnungen etwas Reales zu machen, etwas Nützliches.«
Er lehnte sich wieder zurück und lachte auf. »Da sind wohl ein bisschen die Pferde mit mir durchgegangen.«
»Kein Grund, sich zu entschuldigen«, antwortete Vanessa. »Es ist doch wunderbar, wenn man seine Arbeit liebt.«
Er nickte. »Ich liebe meine Arbeit, aber nicht nur. Ich liebe es auch, ins Kino zu gehen und Popcorn zu mampfen. Oder im Football-Stadion mit den Fans zu jubeln und Nachos oder Hotdogs zu essen.« Er grinste sie jungenhaft an. »Mit anderen Worten, ich liebe meine Arbeit, aber auch mein Vergnügen.«
In dem Moment erreichten sie die nächste Adresse auf Vanessas Liste. Der Vormittag verging wie im Flug. Sie besichtigten insgesamt vier Häuser, und wenn sie gerade nicht über deren Vor-und Nachteile redeten, plauderten sie in zunehmend vertrautem Ton miteinander.
Man konnte sich wunderbar mühelos mit Christian Connor unterhalten, und er stellte Fragen, auf die sie mit immer neuen Details aus ihrem Leben antwortete.
Als es Zeit fürs Mittagessen war, hatten sich Vanessas Nerven beruhigt. Zwar herrschte immer noch eine latente Spannung zwischen ihnen beiden, aber anstatt sich dagegen aufzulehnen, fing sie an, sie zu genießen. Christian schlug vor, dass sie in eins seiner Lieblingsrestaurants gingen, das Café Italia an der Ecke North Oak und Barry Road. Es war nicht weit von Wallace Realty entfernt, und auf dem Weg dorthin kamen sie an seiner Baustelle vorbei.
»Sie sind
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