Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Hände ergriff und sie fragte, wie es ihr gehe, schlug ihr Herz Purzelbäume. Sie verabredeten sich für den kommenden Montagmorgen zu einer weiteren Besichtigungstour.
Während Vanessa jetzt auf die Gesprächsfetzen um sich herum lauschte, fragte sie sich, wo Christian wohl das Thanksgiving verbracht hatte. Sie hoffte, dass er nach Hause geflogen war und die freien Tage mit seinen Eltern genoss.
»Wer war eigentlich dieser gutaussehende Typ, mit dem du bei der Beerdigung geredet hast?«, fragte Steves Frau Bethany, als hätte sie Vanessas Gedanken gelesen.
»Ein Kunde von mir«, antwortete Vanessa. »Ich suche ein Haus für ihn.«
»Dafür, dass er nur ein Kunde ist, haben deine Augen aber ganz schön geleuchtet«, meinte Bethany lächelnd. Vanessa errötete. »Er ist einfach nett.«
»Ich wünschte, ich würde endlich eine Frau finden, die nett zu mir ist«, sagte Garrett und seufzte. Er hatte ein Händchen dafür, Frauen aufzugabeln, die gerettet werden mussten. Er rettete sie, und dann verliebten sie sich in einen anderen Mann. Unglücklicherweise hatte Garrett auch die Angewohnheit, zu viel zu trinken, und der Alkohol sowie der Umstand, dass er noch bei seinen Eltern lebte und nicht gewohnt war, Verantwortung zu übernehmen, machten ihn nicht gerade zu einem idealen Heiratskandidaten.
Nachdem die Männer sich ins Wohnzimmer zurückgezogen hatten, um Football zu sehen, und die Frauen sich in der Küche um den Abwasch kümmerten, fragte Annette ihre Schwiegertochter nach Christian.
»Dieser Kunde von dir, dieser nette Mann, ist das vielleicht jemand von Bedeutung?« Sie zog neugierig eine ihrer dunklen Augenbrauen hoch und gab einen Spritzer Spülmittel mit Orangenaroma ins heiße Wasser.
»Oh, keine Ahnung. Ich habe ihn erst auf der Vernissage kennengelernt.« Vanessa fühlte sich unbehaglich und griff schnell nach einem Geschirrtuch.
Sie hatte nach Jims Tod noch nie mit Annette über ihr Leben gesprochen. Und sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass es ihrer Schwiegermutter am liebsten gewesen wäre, wenn sie für immer und ewig die trauernde Witwe bliebe.
Annette tauchte einen Topf ins Spülwasser. »Dana und Bethany, könntet ihr bitte die Tischdecke und die Servietten aus dem Esszimmer in die Waschküche bringen?«
Vanessa wurde nervös, als ihre Schwägerinnen wie von der Tarantel gestochen aus der Küche liefen. Schweigend schrubbte Annette den Topf. Erst als sie ihn ausgespült und Vanessa zum Abtrocknen gereicht hatte, ergriff sie wieder das Wort.
»Es ist wichtig für Johnny, männliche Verwandte zu haben. Steve, Brian und Garrett bemühen sich wirklich sehr, ihm gute Onkel zu sein.«
»Ja, das tun sie«, stimmte Vanessa zu.
»Aber Brian und Steve haben selbst Kinder, sie führen ihr eigenes Leben, und Garrett ist so damit beschäftigt, sein Leben in den Griff zu bekommen, dass er kaum Zeit für seinen Neffen hat.« Annette nahm den nächsten Topf und legte ihn ins Spülwasser. »Aber so schön es auch für ihn sein mag, dass er seine Onkel hat, viel dringender bräuchte er eigentlich einen Vater.« Sie fixierte Vanessa mit ihren braunen Augen. »Und eine Frau braucht einen Mann.«
Vanessa sah ihre Schwiegermutter überrascht an. »Er ist nur ein Kunde, Annette«, protestierte sie.
»Aber du sollst wissen, dass es für mich und für uns kein Problem wäre, wenn er oder irgendein anderer Mann dir einmal mehr bedeuten sollte.« Sie nahm die Hände aus dem Spülwasser, trocknete sie ab und berührte Vanessas Wange.
»Ich weiß, wie sehr du meinen Sohn geliebt hast, aber jetzt ist er schon so lange tot. Das Leben geht weiter, dein Leben geht weiter.« Sie ließ die Hände sinken und drehte sich wieder zur Spüle um. »Du bist eine starke Frau, Vanessa. Obwohl das alles so schwer für dich war, hast du in den vergangenen zwei Jahren nie um Hilfe gebeten.«
»Du weißt gar nicht, wie sehr du mir und vor allem Johnny in den letzten Jahren geholfen hast«, sagte Vanessa. »Auf vielerlei Weise.«
»Ich bin sicher, wir werden immer einen Platz in deinem Leben haben, auch wenn es irgendwann einen anderen Mann für dich geben sollte. Du weißt, wie wichtig ihr beide, du und Johnny, für uns seid.«
Vanessa empfand eine tiefe Zuneigung für diese Frau, für diese Familie, die sie am Tag ihrer Heirat ins Herz geschlossen hatte und lieben würde bis zu ihrem Tod. Gleichzeitig fühlte sie sich erleichtert durch das, was Annette gesagt hatte. Sie gab ihr genau in dem Moment die Freiheit
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