Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Johnny bei seinen Großeltern übernachten kann.«
Das Hochgefühl, das Christian in dem Moment erfasste, überraschte ihn selbst. Er konnte sich nicht erinnern, wann er eine Verabredung zum letzten Mal so sehr herbeigesehnt hatte.
Als sie auf dem Parkplatz von Wallace Realty ankamen, begleitete Vanessa Christian zu seinem Auto. »Es tut mir leid, dass heute nichts für Sie dabei war«, sagte sie.
»Es gibt ja noch andere Häuser. Und ich bin fest davon überzeugt, dass Sie das richtige Haus für mich finden werden.« Trotz des winterlichen Geruchs, der in der Luft lag, nahm er ihr Parfüm wahr, diesen würzigen Duft, bei dem sich seine Muskeln unwillkürlich anspannten und er an zerwühlte Laken und nackte Haut denken musste.
»Jetzt habe ich noch eine sehr viel ernstere Frage«, sagte er und machte einen Schritt auf Vanessa zu. Er wusste, dass er ihr damit möglicherweise zu nahe kam.
Sie unternahm jedoch nichts, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, was ihm Mut machte. Stattdessen fuhr sie mit der Zungenspitze über ihre Oberlippe, und die Luft begann zu knistern. »Wie lautet denn die Frage?«
»Wie wohl haben Sie sich beim Mittagessen gefühlt?« Am Leuchten ihrer Augen erkannte er, dass sie wusste, worauf er anspielte.
»Das Essen war sehr gut.« Ihre Wangen hatten sich gerötet, und Christian vermutete, dass es nicht nur an der Kälte lag.
Er trat noch einen Schritt näher an sie heran und kämpfte gegen den Impuls an, die Arme um sie zu legen. »Und wie war die Gesellschaft?«
»Die Gesellschaft war wundervoll.« Sie wusste, dass er sie küssen würde; das sah er in ihren Augen.
»Wundervoll genug für einen Kuss beim zweiten Date?«
Sie zog die Mundwinkel ganz leicht hoch und nickte. Das war alles, was er brauchte. Mit hängenden Armen beugte er sich vor und küsste Vanessa auf den Mund. Es hatte ein sanfter, schneller, flüchtiger Kuss werden sollen, aber in dem Moment, als er ihre weichen Lippen spürte, war an einen schnellen, flüchtigen Kuss nicht mehr zu denken. Das Blut pulsierte in seinen Adern, als sie die Lippen für ihn öffnete.
Auf einmal merkte er, wie die Erregung seinen ganzen Körper erfasste, und ihm wurde jäh bewusst, dass sie auf dem Parkplatz vor Wallace Realty standen. Christian löste sich von ihr und trat einen Schritt zurück.
Ihre Augen waren glasig, als stünde sie unter Drogen, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie erneut zu küssen, sie endlich an sich zu drücken und ihren Herzschlag zu spüren. Aber er tat es nicht.
Stattdessen trat er noch einen Schritt zurück und lächelte sie an. »Das war der schönste Kuss, den ich je bei einem zweiten Date bekommen habe.«
Sie lachte. »Das war der erste Kuss, den ich je bei einem zweiten Date bekommen habe.«
Er holte die Autoschlüssel aus der Tasche. »Ich verschwinde wohl besser von hier. Du hast um eins einen Termin, und ich muss zurück zur Baustelle. Wegen Freitag rufe ich dich an.«
Er stieg in den Wagen und kurbelte das Fenster herunter. »Ich habe so ein Gefühl, dass sich unsere Haussuche noch eine ganze Weile hinziehen könnte, Vanessa. Vielleicht müssen wir noch monatelang in der Gegend herumfahren und gemeinsam zu Mittag essen.«
Sie lächelte. »Irgendwie habe ich das fast schon kommen sehen.«
»Ich ruf dich an.« Er kurbelte das Fenster wieder hoch und startete den Motor. Als er vom Parkplatz fuhr, sah er im Rückspiegel, dass sie regungslos dastand und ihm hinterherblickte.
Er hatte keine Ahnung, wie weit er gehen würde, ob er sich auf eine feste Beziehung mit ihr einlassen wollte. Zwar war er an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an dem er sich eine Frau an seiner Seite wünschte, aber er wusste nicht, ob Vanessa die richtige war.
Zwei Dinge sprachen aus seiner Sicht gegen sie. Erstens war sie seit dem Tod ihres Mannes mit niemandem zusammen gewesen. Und er wollte auf keinen Fall eine Art Übergangspartner für sie sein.
Der zweite Grund, der gegen sie sprach, war Johnny. Christian hatte zwar nichts gegen Kinder, aber er machte sich auch keine Illusionen über seine Fähigkeiten als Vater. Vanessas Sohn hatte bereits eine schreckliche Tragödie erlebt. Er hatte wirklich nicht verdient, nun auch noch einen Stiefvater zu bekommen, der als Vater nichts taugte.
Trotz dieser beiden Hindernisse war Christian noch nicht bereit, auf Vanessa zu verzichten, denn sie berührte ihn in seinem tiefsten Innern. Abgesehen von der starken körperlichen Anziehung, die sie auf ihn
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