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Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Cassidy
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schon lange tot.«
    »Nein.« Sie riss die Augen auf. »Er wurde nie gefunden. Wir dachten, er wäre ertrunken, aber das stimmt nicht. Er ist zurückgekommen, um mich zu tyrannisieren.«
    »Wie denn zu tyrannisieren?« Christian schaltete die Heizung höher und richtete das Gebläse direkt auf Vanessa, doch keine Heizung dieser Welt hätte die eisige Kälte aus ihrem Körper vertreiben können.
    »Mit den Rosen hat es angefangen. Weißt du noch, ich dachte, sie wären von dir. Es waren Versöhnungsrosen, genau die gleichen, die Jim mir immer nach einem Streit hat schicken lassen. Dann ging das mit den Anrufen los.« Sie schluckte angestrengt. Ihr Adrenalinspiegel war ein wenig gesunken, und ihr Herz schlug allmählich wieder in einem gleichmäßigeren Rhythmus.
    »Welche Anrufe?«
    »Ich gehe dran, und dann höre ich Wasser, wie das Rauschen von einem Fluss oder einem schnell fließenden Bach. Dann ist da so ein Gluckern, als würde jemand ertrinken.«
    Christian atmete tief ein. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Beim ersten Mal dachte ich, es wäre ein dummer Scherz. Irgendwelche Kinder, die sich einen Spaß erlauben. Ich habe versucht, die Sache zu vergessen. Der zweite Anruf war genau wie der erste, nur dass der Anrufer am Schluss meinen Namen gesagt hat.« Bei der Erinnerung an den Schreck, den ihr das Flüstern in der Leitung eingejagt hatte, erschauderte Vanessa.
    »Am Abend nach der Eislaufparty lag plötzlich Jims Jacke auf dem Sofa. Seit seinem Tod hat sie im Schrank gehangen, aber auf einmal lag sie da. Jetzt das Kleid. Jim hat es mir geschenkt. Es war sein Lieblingskleid. O Gott, Christian, er lebt. Und er verfolgt mich.« Mit Tränen in den Augen starrte sie ihn an.
    »Liebling, das ergibt keinen Sinn«, protestierte Christian sanft. »Selbst wenn Jim noch leben würde, warum sollte er wütend auf dich sein? Warum sollte er dich tyrannisieren?«
    Ihr Herz fing wieder an, heftig zu klopfen. Sie würde darüber reden müssen. Sie würde in die Vergangenheit zurückkehren und sich an all das erinnern müssen, was in den letzten Wochen und Monaten vor Jims Sprung von der Brücke geschehen war.
    »Er muss es geahnt haben«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Christian. »Irgendwie muss er es geahnt haben. Deshalb macht er das alles. Deshalb ist er so wütend.«
    »Was muss er geahnt haben?«
    Sie sah Christian an, und ihr Herz schlug so heftig, dass sie dachte, er müsse es hören. »Ich wollte ihn verlassen. Ich wollte mit Johnny weggehen, so weit weg von Jim, wie ich nur konnte.«
    Sie hatte auf einmal rasende Kopfschmerzen und massierte sich mit ihren kalten Fingern die Stirn. Wie war das nur möglich? Wie war es möglich, dass er lebte? Hatte er sie während der letzten zwei Jahre ständig beobachtet? Eigentlich konnte das nicht sein, aber alles andere ergab auch keinen Sinn.
    Christian schien darauf zu warten, dass sie weitererzählte, also ließ sie die Hand in den Schoß sinken und griff nach einem Zipfel ihres Mantels, wie um sich daran festzuhalten.
    »Er war krank, psychisch krank, und seine Erkrankung wurde mit jedem Tag schlimmer. Ich bat ihn immer wieder, sich behandeln zu lassen, aber er weigerte sich. Ich habe versucht, ihm zu helfen, doch irgendwann wurde es so schlimm, dass Johnny und ich nicht mehr bleiben konnten. Zumindest Johnny konnte ich dieser Gemütskrankheit nicht länger aussetzen.«
    Christian drückte ihre Hand, und in seinem Blick lag Besorgnis. »Hat dein Mann dich misshandelt?«
    »Nein, nein. Er hat mir körperlich nie weh getan. Er schädigte hauptsächlich sich selbst. Manchmal hat er tagelang weder geschlafen noch gegessen. Dann hat er sich in seinem Atelier verschanzt und verlangt, nicht gestört zu werden. Wir konnten hören, wie er da oben herumwütete. In einem Moment lachte er überdreht, im nächsten brach er in Schluchzen aus. Nach einer solchen Phase fiel er ins Bett und schlief mehrere Tage durch. Wenn er wieder aufstand, war sein Verhalten für kurze Zeit relativ normal, bis die manische Energie sich wieder aufbaute.«
    Vanessa verstummte, überrascht, wie befreiend es war, über Jim zu sprechen. Noch nie hatte sie jemandem erzählt, wie krank ihr Mann gewesen war.
    »Er hat oft Sachen gekauft, die wir gar nicht brauchten oder uns nicht leisten konnten. Er ging in die Mall und kam mit teurem Schmuck oder Elektrogeräten zurück. Und ich verbrachte Tage damit, das ganze Zeug in die Geschäfte zurückzubringen.« Und das war längst nicht alles gewesen;

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