Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
Jim zeigte so viele Verhaltensauffälligkeiten, mit denen sie unmöglich auf Dauer hätte leben können. Manche davon hatten ihr regelrecht Angst eingejagt.
»Johnny und ich waren seinen Stimmungsschwankungen hilflos ausgeliefert, deshalb beschloss ich insgeheim, meine Ehe zu beenden. Das war kurz bevor Jim von der Brücke sprang und verschwand.«
»Es wird sich alles klären«, sagte Christian. »Alles wird wieder gut, Vanessa.«
In dem Moment hielt ein Polizeiwagen am Straßenrand, und zwei Beamte stiegen aus.
Als Christian und sie zu ihnen hinübergingen, fragte sich Vanessa, wie alles wieder gut werden sollte. Sie konnte an nichts anderes denken, als an Jims Rückkehr … und an seine Wut.
Die beiden Beamten brauchten eine halbe Stunde für die Durchsuchung, versicherten ihnen anschließend, dass niemand im Haus sei und baten sie dann für einen Rundgang hinein, damit Vanessa sah, ob etwas fehlte. Es war jedoch alles an seinem Platz. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrten, sank Vanessa völlig erschöpft aufs Sofa.
»Es gibt keinerlei Einbruchspuren«, erklärte Officer Albright. Officer Ricci war noch oben und packte das Kleid und das Messer ein. »Wer hat außer Ihnen noch einen Hausschlüssel?«
»Meine Schwiegereltern.« Vanessa runzelte die Stirn. Sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren. »Und ein paar Freunde, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen so etwas machen würde.«
»Könnte es sein, dass Sie vergessen haben abzuschließen? Sie sagten, Sie seien heute Abend nicht zu Hause gewesen?«
Vanessa versuchte, sich zu erinnern. Christian hatte sie abgeholt, um mit ihr und Johnny zum Marriott Hotel zu fahren. Als er in ihre Einfahrt bog, war Johnny aus dem Haus gerannt. Hatte sie die Tür abgeschlossen, nachdem sie sie zugezogen hatte? Es war einer dieser automatischen Abläufe, auf die man nicht mehr achtete.
»Ich weiß nicht. Schon möglich, dass ich es vergessen habe«, sagte sie schließlich.
»Haben Sie eine Idee, wer für diese Sache verantwortlich sein könnte? Irgendjemand, mit dem Sie Streit hatten oder der Sie nicht leiden kann?«
»Vielleicht mein Mann«, sagte sie.
Officer Albright schaute von ihr zu Christian und wieder zurück. »Ihr Ex-Mann?«
Sie spürte ein hysterisches Lachen in sich aufsteigen, konnte es jedoch noch rechtzeitig unterdrücken. »Nein, mein verstorbener Mann.« So ruhig sie konnte, erzählte sie dem Officer von Jim, doch ihr entging nicht die Skepsis in seinem Blick.
»Ich möchte Ihnen nicht zu nahetreten, aber ich glaube, Sie sollten den Täter lieber unter den Lebenden suchen als unter den Toten«, meinte er.
In dem Moment kam Officer Ricci mit dem verpackten Kleid und dem Messer die Treppe herunter. »Es ist eins von Ihren Steakmessern, Mrs. Abbott«, sagte er. »Mir ist aufgefallen, dass in dem Holzblock in der Küche eins fehlt. Ich habe den Griff eingestaubt, es gibt keine Fingerabdrücke. Wer auch immer in Ihr Haus eingedrungen ist, hat Handschuhe getragen.«
»Im Moment können wir hier nicht mehr viel tun«, sagte Officer Albright. »Ich würde Ihnen empfehlen, alle Schlösser auszutauschen und niemandem einen Ersatzschlüssel zu geben.«
»Danke, dass sie gekommen sind«, sagte Christian und brachte die beiden Beamten zur Tür.
Vanessa blieb auf dem Sofa sitzen, unfähig, sich zu rühren.
»Die Sache mit Jim haben sie mir natürlich nicht geglaubt«, meinte sie, als Christian ins Wohnzimmer zurückkam.
Er setzte sich neben sie und nahm sie in die Arme. Sie legte den Kopf an seine Brust. So fühlte sie sich sicher, und das gleichmäßige Klopfen seines Herzens beruhigte sie.
»Du musst zugeben, dass es etwas weit hergeholt klingt«, gab er zu bedenken. »Falls es Jim ist, falls er den Sprung wirklich überlebt hat und ans Ufer schwimmen konnte, warum hat er dann so lange gewartet? Ich meine, warum kommt er jetzt, nach zwei Jahren?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Vanessa erschöpft. »Ich kann nicht mehr denken.« Sie wollte nicht mehr denken. »Morgen lasse ich die Schlösser austauschen.«
»Vielleicht solltest du auch eine Alarmanlage installieren lassen. Wenn du willst, kann ich dir eine Firma nennen, mit der ich oft zusammenarbeite. Sie haben vernünftige Preise, und die Anlagen sind auf dem neuesten Stand.«
»Das wäre vielleicht gar nicht schlecht. Und danach gehe ich zu Detective King und erzähle ihm, was passiert ist. Außerdem will ich ihn fragen, ob er jemals daran gezweifelt hat, dass es Jim war, der von der
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