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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Sanara je eingeflößt hatte, war in der Flamme ihrer Wut verschwunden. »Was glaubt Ihr, warum Tarind das Massaker im Kloster des Abends anrichtete? Er tötete jeden – Männer, Frauen, Kinder – gleichermaßen! Dort waren die, die seine Lügen hätten aufdecken …«
    »Schweigt! Ich erlaube Euch solche Worte nicht!«
    Die Autorität, mit der er das hervorstieß, ließ Sanara zurückzucken, dennoch drückte sie den Rücken durch und streckte das Kinn vor, als sie antwortete. »Nun, man sagt gemeinhin, der Zwilling des Königs sei von großer Weisheit. Doch in dem Mann, der hier vor mir steht, sehe ich nur wenig davon. Ich kann nur Dummheit erkennen, wenn Ihr nicht erkennen wollt, dass Ihr Eure Treue dem Falschen schenkt!« Ihre Stimme klang jetzt so scharf, dass es an ihm war, zurückzufahren. »Doch wenn Ihr wirklich so weise seid, wie man sagt, werdet Ihr sehr genau wissen, was Ys mir   – und auch Euch, mein Fürst!   – heute schenkte. Auch wenn Ihr jetzt nicht Manns genug seid, es zuzugeben! Ich war mit Euch im Heiligtum der Ys, und Ihr hieltet mich in Euren Armen, so wahr ich hier stehe!«
    Sanara hielt inne, als die Erinnerung an seine Leidenschaft sie zu überwältigen drohte.
    Auch er atmete schwer, doch er antwortete nicht.
    »Ich sah, was Tarind einst im Kloster des Abends tat«, fuhr sie dann fort. »Ihr habt sehr richtig erkannt, dass ich Seelenherrin bin wie mein Vater. Ich weiß, dass er Eurem Bruder die Wahrheit sagte und dieser erst danach – und nur deshalb – mein Volk und meine Familie tötete! Ich weiß, was geschah, und schwöre bei der Ys, die mich heilte und mich mit … die mich beschenkte, dass ich die Wahrheit spreche!«
    Für einen Augenblick glaubte Sanara, Zweifel blitze in den grünen Augen auf. Doch der Eindruck verschwand nach ein paar Herzschlägen wieder.
    Dann wanderte sein Blick in einer seltsamen Mischung aus Hass und Anerkennung über sie dahin. Beschämt von diesem Blick wurde sie sich ihres armseligen Aufzugs bewusst, doch sie bemühte sich, aufrecht zu bleiben und die Würde zu wahren.
    »Nun, wozu mich die Wachen riefen, ist geschehen«, sagte er schließlich kalt. »Ihr seid geheilt. Doch seid gewiss, Mendari, ich werde dafür sorgen, dass dieses Leben, das Ihr Euch erschlichen habt, in den Dienst des Vanar gestellt wird.«
    »Das wird nie geschehen!«, protestierte Sanara sofort.
    »Das werden wir sehen, Mendari«, gab er zurück. »Seid sicher, von nun an wird mir gleichgültig sein, was die Tochter des Mannes, der meinen Vater qualvoll sterben ließ, erleiden wird, wenn ich die Magie des Hauses Amadian der des Vanar unterwerfe.«
    Sanara zitterte. Man hatte sie in den Jahren seit ihrer Flucht mit Sinan beschimpft, beraubt, bespuckt und ihr Gewalt angetan. Vor ihr stand der Bruder des Mannes, der ihren Vater und viele andere Menschen grausam getötet und diese schreckliche Zeit zu verantworten hatte.
    Und doch schmerzten sein Hass und sein Abscheu mehr als die Wunde, die sie sich mit dem qasarag beigebracht hatte.
    Sie wich seinem Blick nicht aus, suchte verzweifelt nach etwas in seinem Gesicht, das sie hätte hoffen lassen können, er wahre nur die Fassade.
    Vergeblich. Seine Miene blieb kalt und unbewegt. Er drehte sich um und ging davon.
    Als die Tür hinter ihm zufiel und seine Schritte im Gang verhallten, war es das Schrecklichste, was Sanara je hatte mit anhören müssen.

    Lautes Rufen und Johlen erklang, eine Tür knarrte im Stimmengewirr. Frische Nachtluft fegte durch den Raum. Elbische Soldaten hatten die Taverne betreten und wehten Ronan den Geruch frischen Laubs und salzigen Meerwassers in die Nase. Das Kaminfeuer flackerte.
    Ronan richtete sich nicht auf, sondern lächelte den Ankömmlingen höflich zu. Der Musikant wandte sich wieder seiner pathi zu und entlockte dem halbrunden Instrument die ersten Takte eines fröhlichen Trinkliedes.
    Ronan schloss die Augen und legte die Füße erneut gegen den Pfeiler, der das Dach der kleinen Taverne hielt. Er war schon seit ein paar Tagen hier und wartete darauf, dass Mojisola und Sinan auftauchten. Sie wollten ihm berichten, ob sie schon mehr von der Gefangenen gehört hatten, die sich in Tarinds Gewalt befand. Nach allem, was Ronan von den elbischen Soldaten erfahren hatte, die regelmäßig in den Tavernen rund um Bathkor in der Oberstadt auftauchten, war sie eine Feuermagierin von großer Stärke.
    Mojisola hatte Ronan in einer stillen Minute anvertraut, Sinan kenne diese Frau. Und auch wenn er es nicht

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