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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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dich dorthin bringen.
    Sanara starrte den Musikanten an. »Wie soll das gehen? Ich bin eine Gefangene! Und ich bin schwach und durch das Sklavenband gebunden.«
    Ronan schmunzelte. Ich habe einen Plan. Er könnte gelingen, doch nur auf dem Feldzug. Wenn du nicht von starken Mauern und einem Labyrinth von Gängen umgeben bist. Du darfst nicht den Mut verlieren.
    Sie starrte ihn an. »Woher weißt du, dass mich der Heermeister mit seiner verfluchten Gabe nicht vorher brechen wird?«
    Er hat es bisher nicht getan und das, obwohl er und sein Heer morgen schon zur Weißen Stunde aufbrechen wollen , sagte Ronan. Nein, nach allem, was ich über ihn weiß und was du über die Art gesagt hast, mit der er es versucht, kann er das gar nicht. Du bist zu stark, und ich stärke dich zusätzlich.
    Sanara spürte einen kurzen Stich. Natürlich, Ronan verfolgte einen bestimmten Zweck, indem er sie besuchte – er war ein Abgesandter der Weisen. Auch wenn sie selbst im Kloster des Westens immer nur im Flüsterton von ihnen hatte sprechen hören, bis sie die Geschichten für eine Gutenachtgeschichte der Mönche gehalten hatte.
    Doch ein klein wenig hatte sie gehofft, Ronan käme auch wegen ihr.
    »Ich werde mich Telarion Norandar nicht unterwerfen. Und seinem Bruder schon gar nicht«, erklärte sie.
    Das musst du nicht. Doch wehre dich nicht, wenn sie dich fesseln und mitnehmen, damit du keinen Verdacht erregst. Ich werde dafür sorgen, dass du rechtzeitig freikommst.
    »Wie?«, wollte Sanara wissen.
    Ronan zögerte. Ich habe einen Plan , sagte er dann. Wir werden eine passende Gelegenheit abwarten. Aber ich kann ihn nicht allein ausführen. Daher möchte ich dir noch nicht mehr dazu sagen.
    Es fiel Sanara schwer, nicht weiter nachzufragen. So vieles brannte ihr auf der Seele: Warum Ronan sie befreien wollte; wer sie, die Tochter des angeblichen Verräters, für jemanden hielt, der die Welt retten konnte; wer ihr zeigte, wie sie ihre Kräfte nutzen konnte.
    Ob das alles nicht am Ende nur eine Finte war, um sie endgültig zu unterjochen?
    Dann sagte sie sich, dass das Misstrauen einem so machtvollen Seelenmagier gegenüber, wie er es war, wohl auf ihre Gefangenschaft zurückzuführen war. Auf die Kälte und die Angst, die von dem Geist, den ständigen Attacken des Heermeisters gegen ihre Magie und der blaugrünen Flamme im Kamin, der sie unablässig ausgesetzt war, angeheizt wurden.
    Sie rang sich ein Lächeln ab. Wenn sie einem, dem die dunklen Magien der Musik und der Nebel so kraftvoll innewohnten, nicht vertrauen konnte, wem dann? Schlimmstenfalls befreite er sie, und sie würde feststellen, dass sie einem anderen Zweck dienen sollte, als dem, das Siegel zu finden.
    Dieses Schicksal schien ihr immer noch besser, als hier darauf zu warten, erneut in das verhasste Gesicht des Königs oder seines Zwillings blicken zu müssen.
    »Ich vertraue dir«, sagte sie schließlich. Sie lächelte. »Was glaubst du? Wann kann ich dich von Angesicht zu Angesicht sehen?«
    Das weiß ich nicht, antwortete er nachdenklich. Ich werde den Tross begleiten. Das habe ich schon getan, als wir von Kharisar kamen. Auch da habe ich den König unterhalten, und selbst sein Bruder, der Mönch der Luft, schien meine Vorträge zu genießen. Ich hoffe also, es wird nicht schwer, zu ihnen zu gelangen, und ich glaube nicht, dass du dann weit fort sein wirst.
    Er sah sie an und lachte leise – ein fröhliches Lachen.
    Sanara hörte es gern. »Ich werde unter Bewachung stehen. Wahrscheinlich wirst du mich nicht so einfach auf dieser Ebene aufsuchen können.« Sie kicherte. »Ich stelle mir gerade vor, was die Wachen sagen, wenn du mich in dieser Gestalt besuchst. Du sagtest, sie fürchten mich – vielleicht könnte ich sie so überzeugen, mich gehen zu lassen. Ich könnte ihnen drohen, sie sonst in die Jenseitigen Nebel zu zerren.«
    Er wurde ernst. Ich fürchte, wir würden nicht weit kommen. Und es ist wichtig, dass ich dich zu den Weisen bringe.
    »Du könntest recht haben. Freiheit …«, murmelte Sanara und schloss die Augen. Der Gedanke, das kalte Goldband nicht länger tragen zu müssen, nicht mehr vom Nebelgeist geplagt zu werden,den ihr der Heermeister schickte, und frei durch die Wälder streifen zu können, war verführerisch.
    »Zu den Weisen wirst du mich bringen?«, fragte sie dann. »Wo leben sie? Ich glaubte immer, sie seien nur eine Legende, von den Mönchen des Abends erdacht.«
    Es gibt sie wirklich, und sie leben an einem heiligen Ort , erwiderte

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