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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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zweifellos sein Wissen, was das Befahren und Bezwingen des elbischen Elements Wasser anging, auch wenn er ein Mensch war. Und obwohl er nach einem langen Blick beiseitetrat, um sie und Ronan einzulassen, war Sanara nicht sicher, was sie von ihm halten sollte.
    Die Undori waren, so war in Bandothi zu hören, Piraten, die besonders den Elben aus Nisan und Mundess die Herrschaft über das Östliche Meer streitig machten. Sie nahmen Gefangene und raubten Schiffe aus, nur, um die Waren selbst weiterzuverkaufen. Aber natürlich mochten das Gerüchte sein, die von den Elben selbst in Umlauf gebracht worden waren, ähnlich den üblen Geschichten, die man über die Seelenherren hörte.
    Der Mann deutete höflich auf zwei kleine Schemel, die direkt vor dem Herdfeuer standen. Er sagte auch nichts, als er zwei Schalen mit Suppe aus einem Kessel füllte, der über den Flammen hing. Die erste Schale gab er Ronan, die zweite reichte er Sanara.
    Er ließ sie nicht aus den Augen, als sie sie nahm. Ihre Finger berührten sich kurz, als habe er das beabsichtigt. Zuerst wunderte Sanara sich darüber, dann fiel ihr siedend heiß ein, was Sinan über sie gesagt hatte; dass ihre früher bernsteingelbe Iris nun grüne Flecken aufweise. Wenn die Magie des Heermeisters noch in ihr wirkte, dann waren ihre Finger kalt.
    Sie schlug die Augen nieder und hoffte, dass der Fährmann die Röte, die nun zweifellos in ihre Wangen stieg, auf die plötzliche Hitze vor dem Herdfeuer zurückführte.
    »Du bist eine Feuermagierin.« Es waren die ersten Worte, die er sprach. Es klang nicht unfreundlich.
    Sanara warf einen Blick auf Ronan, den dieser nachdenklich erwiderte. Dann antwortete sie: »Das ist wahr.«
    »Und doch sind in deinen Augen grüne Funken zu sehen. Auch bist du nicht so warm, wie eine sein sollte, die das Feuer beherrscht.«
    Sanara schluckte und nippte noch einmal an der Suppe, um sich zu fassen. »Das höre ich oft«, erwiderte sie schließlich mit einem gezwungenen Lachen. »Meine Mutter sagte mir, meine Großmutter sei in Bandothi die Hausmagd eines elbischen Daron aus den Wäldern von Darkod gewesen. Wahrscheinlich war dieser Daron mein Großvater.«
    Ronan schwieg, doch der Mann lächelte nun. »Verstehe.«
    Sanara sah nicht auf.
    Der Fährmann ging zu seinem Tisch, um einen Laib Brot zu holen. Er brach ein Stück ab, kehrte zurück und reichte es Sanara.
    »Mein Name ist Odran. Dein Gefährte ist Musikant?«
    »Das bin ich«, erwiderte Ronan und nahm erneut von seiner Suppe. »Es tut gut, etwas Warmes zu bekommen. Meine Gefährtin und ich sind seit einem Zehntag unterwegs. Wir sind froh, dass du uns Nahrung und Obdach gibst.«
    Odran nickte. »Ich würde mich freuen, wenn du uns ein Lied zum Essen singst, dann könnt ihr beide hier vor dem Herd schlafen. Wenn in deiner Begleiterin viel Windmagie ist, wird sie sich sicher freuen, dass ihre Kleider dort trocknen können.«
    »Du bist sehr großzügig zu einer, in der elbisches Blut fließt«, sagte Sanara und sah Odran herausfordernd an.
    Er wich ihrem Blick nicht aus. »Warum sollte es mich kümmern, ob das Feuer in dir dunkel oder grün ist?«, sagte er. »Auch wenn ich weiß, dass das in unseren Zeiten eine große Rolle spielt. Die Kinder Akusus geben den Goldmagiern die Schuld an Überschwemmungen und Regen, die Elben klagen die Menschen an, Dürren und Erdbeben auszulösen und sie damit töten zu wollen. Wer beides in sich trägt, wird von beiden Seiten geächtet. Doch wem sollten solche Unbilden schon nutzen? Ich lebe allein, aber ich musste meine Hütte in diesem Jahr unten am Strom aufgeben. Ich habe sie erst vor wenigen Tagen hier wieder aufgebaut,auch wenn mein Weg zum Boot nun länger ist. Das ist niemandes Schuld.«
    »Die Schöpfung ist nicht mehr im Gleichgewicht«, bestätigte Ronan. »Syth war der Welt zu lange fern. Und nun drängt er mit Macht zurück.«
    »Es ist zu einfach, alles auf den Schöpfergeist des Chaos zu schieben.« Odran schüttelte den Kopf. »Die Völker selbst tragen die Verantwortung dafür, dass es so weit kam. Und sie fördern es noch mit ihrem Hass und ihrem Starrsinn.«
    »Aber Elben und Menschen können nicht zusammenleben«, platzte es aus Sanara heraus. »Wie auch? Schon allein die Furcht, die die Kinder Vanars den Menschen einflößen! Mich schaudert jedes Mal, wenn ich einem Angehörigen dieses Volkes begegne!«
    Odran sah auf, doch Sanara konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. »Und doch trägst du die Kraft des Goldmonds in

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