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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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dir.«
    »Das tue ich nicht freiwillig!« Sanara war nun so zornig, dass sie aus dem Augenwinkel bemerkte, dass Ronan zusammenzuckte und sie überrascht ansah. Doch er war klug genug, sich nicht in den sich anbahnenden Streit einzumischen. »Glaubst du ich habe darum gebeten, dass der …« Sie unterbrach sich und kniff die Lippen zusammen. Dann sagte sie, spürbar ruhiger: »Du bist freundlich zu uns, und ich danke dir dafür. Das müsstest du nicht sein, und ich muss mich entschuldigen, dass ich mich so schlecht benehme.«
    Odran konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Eine Feuermagierin, fürwahr.«
    Obwohl Ronan ebenso überrascht über ihren Ausbruch war wie der Fährmann, stimmte er in das Lachen ein. »Verzeih ihr, Odran. Wie bei jedem, der das Feuer in sich trägt, ergreifen auch ihre Flammen hin und wieder Besitz von ihrem Verstand.«
    Sanara presste erneut die Lippen aufeinander. In ihren Augen tanzten Flammen, und sie fragte sich, warum Ronan seinen Blicknicht abwandte. Es war, als stelle er stumm eine Frage, die sie aber nicht verstand.
    »Natürlich«, sagte der Fährmann nun freundlich, nahm einen Schürhaken und stocherte in seinem Herdfeuer herum. Nach einer Weile ergriff er wieder das Wort. »Du sagst, du habest nicht um die grüne Magie in dir gebeten. Aber wenn du einen Rat annehmen willst: Bedenke, ob sie nicht vielleicht ein Geschenk ist.«
    »Sie ist kein Geschenk!«, sagte Sanara. »Ich bekam diese Magie, ohne dass ich darum bat. Du weißt nicht, was sie mich schon kostete!« Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie an Sinan dachte, der sich von ihr losgesagt hatte. »Ich wünschte, ich hätte sie nie erhalten.«
    Sie fühlte sich einsamer denn je.
    Jeden Tag entfernte sie sich weiter von Sinan, er ging nach Süden, sie nach Norden. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Und das, weil sie grüne Magie in sich trug, um die sie niemanden gebeten hatte, nicht einmal Ys.
    Sie entfernte sich auch vom Zwilling des Königs. Bei aller Erleichterung, wieder frei zu sein, spürte sie jeden Schritt, der sie weiter voneinander entfernte; als dehne sie schmerzhaft ein Band, das nicht reißen durfte. Und obwohl ihr die Lüge leicht über die Lippen gekommen war, kam sie sich wie eine Verräterin vor.
    Seit Tagen war sie unterwegs, doch bisher hatte sie nicht entscheiden können, was mehr schmerzte, die Trennung von ihrem Bruder oder die vom Fürsten der Elben.
    »Ich bin aus Undori«, sagte der Fährmann. »Und weil meine Mutter eine Elbin aus Nisanti war, kenne ich es nicht anders, als dass in mir die Magien beider Monde leben. Ich beherrsche das Wasser und alle Fische. Und doch verjagte man mich aus Usharal, weil das Blau meiner Augen die Undori ängstigte.«
    Sanara starrte ihn an. »Wie kannst du da nicht hassen, was du bist?«
    »Tust du es?«, fragte er zurück. »Hasst du dich wirklich für das, was du bist? Ich bat meine Mutter und meinen Vater nicht umihre Magie. Und doch liebte ich sie, und sie gaben mir ein Heim und sorgten für mich. Meine Mutter starb in einer einsamen Fischerhütte in Undori, fern der Heimat, denn auch die Elben von Nisanti duldeten sie nicht mehr, weil mein Vater sie liebte und sie mit ihm leben wollte.«
    Er lachte leise, versunken in die Erinnerung. Sanara unterbrach ihn nicht, sondern trank noch ein wenig von der Suppe. Sie tat gut, neben Gemüse war Fischfleisch darin, auch rote, scharfe Schoten des Feuerstrauchs, die der Flamme in ihr Nahrung gaben.
    Ronan hatte seine Schale neben sich abgestellt und zog nun seine pathi hervor. Seine Finger begannen, sanft über die kreuz und quer gespannten Saiten zu gleiten.
    Als hätte Odran das gespürt, erzählte er weiter. »Meine Mutter sagte immer, sie habe nicht darum gebeten, meinem Vater zu begegnen. Doch es faszinierte sie, dass er die Fische in ihrem Element, dem Wasser, beherrschte, wie es viele Undori können. Vielleicht weißt du, dass Undori ein Inselreich ist. Die Undori sind Menschen, verstehen es jedoch, dem Wasser abzuringen, was sie benötigen: Land, Nahrung, die Tiere des Meeres. Die Elben hassen sie deshalb. Doch meine Mutter sah, dass aus der Magie meines Vaters Schönheit entsprang. Pflanzen können nur wachsen, wenn die Erde ihnen Nahrung gibt. Fische gibt es nur im Wasser. Die Magie des Vanar kann nur mit der des Akusu existieren und umgekehrt. Es tut mir leid für dich, wenn du das nie erfahren hast.«
    Eine Pause entstand, in der Ronan leise ein Lied über die Schönheit des Saphirmeers sang. Er ließ

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