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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Bruder das Leben nahm, so nahm er es auch Eurem Vater nicht!«
    In den länglichen Pupillen des Heerführers, die in einer rein grünen Iris saßen, loderte es auf wie von Feuer.
    Sanaras Feuer, dachte Sinan, während Bitterkeit ihm die Kehle zuschnürte.
    »Eine Familie von Lügnern und Verbrechern!«, rief Telarion. »Ich bin ein Herr des Lebens, ich war meinem Vater über diese Gabe verbunden! Ich spürte, wie seine Seele in den Dunklen Feuern der Herren des Todes verbrannte! Kein Elb vermag das zu tun!«
    »Und kein Kind des Akusu mit dieser Gabe, wenn es seinem Opfer nicht nah ist! Nur die Stärksten können es ohne eine Berührung, mit einem Blick direkt in die Augen oder mit den Tönen einer Flöte – doch das Opfer muss vor ihnen stehen! Ihr habt als Heiler Macht über die Essenz aller Wesen. Könnt Ihr Wunden heilen, die Ihr nicht berührt?«
    Der Heermeister atmete schwer. In seiner Miene lag Zweifel. Doch seine Finger umklammerten die Tunika Sinans noch fester. Sein linkes Knie senkte sich auf Sinans Brustkorb hinab.
    »Lüge!«, stieß er dann hervor. »Willst du nun auch behaupten, dass mein Bruder der Mörder ist, wie es schon deine verräterische Schwester tat?«
    Sinan stöhnte vor Schmerz auf, als der Heermeister sein Knie fester gegen seinen Brustkorb stieß.
    »Ich weiß nicht, wer Euren Vater tötete!«, presste Sinan hervor. »Ich weiß nur, dass Siwanon völlig richtig sagte, dass der Tod Dajarams, der wie er den Frieden wollte, nur einem nützen konnte. Fragt Euch selbst, ob das nicht vielleicht der Mann sein könnte, der jetzt die Krone trägt!«
    Mit einem Wutschrei schleuderte der Fürst nun sein daikon von sich und legte seine Hand an Sinans Wange. Die andere presste er fest auf sein Hauszeichen.
    »Tötet sie alle!«, schrie er seinen Soldaten zu. »Lasst keinenvon dieser verräterischen Brut am Leben, denn sie betet den Tod an!«
    Sinan wollte sich wehren, wollte protestieren, doch kalter Sturm raubte ihm Atem und Stimme. Eine farangelbe Flamme mit dunklen Schlieren – Sanaras Flamme!   – tanzte erneut in den grünen Augen des Heermeisters auf, dann glaubte Sinan in den dichten Eiskristallen, die ihn umwirbelten und ihm auf der Haut brannten wie Feuer, zu ersticken. Die Lava, die in Strömen aus seinem Seelenberg geflossen war, dampfte, als eisiger Schneehagel sie traf.
    Es war, als reiße ihm die Kälte die flammende Quelle seines Seelenvulkans aus dem Leib.
    Die Lava floss langsamer und erstarrte mit jedem Herzschlag etwas mehr. Dann wurden auch die Herzschläge mühsamer, mühsamer als jeder Atemzug, den Sinan sich erkämpfen musste.
    Schließlich erlahmte seine Kraft. Er konnte nicht mehr kämpfen, doch der Sturm hielt unvermindert an.
    Wehr dich, Sinan Amadian, Sohn des Siwanon , hörte er plötzlich. Du bist der letzte Nachkomme des Menschen, den Akusu aus Erde formte und im Feuer härtete. Die Kinder des Dunklen Mondes brauchen dich.
    Sinan wandte den Kopf. Da war nichts im wirbelnden und brüllenden Schnee. Nur die grauen Umrisse eines hochgewachsenen Mannes. Wo bei einem Menschen die Augen waren, leuchtete es farangelb.
    Sinan sah an sich selbst hinab, doch seine Augen tränten, denn der Wind trieb ihnen immer wieder Eiskristalle wie Nadeln hinein. Die Kälte brannte wie Feuer. Feuer, das seine Schwester Telarion Norandar gegeben und mit dem sie die Menschen verraten hatte.
    Sinan griff tief in sich hinein, in der Hoffnung, in seinem Seelenberg Glut zu finden. Glut, die das Eis hätte schmelzen können.
    Doch sein Inneres war dunkel. Das nunmehr brennende Eis des Fürsten hatte auch die letzte Flamme in Sinan gelöscht.
    Er sah die Gestalt aus Nebel, deren Augen farangelb leuchteten, direkt auf sich zukommen. Nun war sie klar zu erkennen.
    Ich kann mich nicht gegen das kalte Feuer des Fürsten wehren, Vater.
    Es ist zu spät.

Kapitel 13
    »Es gibt viele, die sagen, die größte Gabe des Akusu an seine Kinder sei nicht die Musik, sondern die Fähigkeit, über die Seelen der Toten zu herrschen. Doch es gibt nur wenige Dunkelmagier, denen es gegeben ist, mit Hilfe der Musik die Jenseitigen Nebel zu betreten und den Geistern Gehorsam abzuverlangen. Man sagt, dass diese Magie der Gabe des Lebens, die Vanar seinen Kindern schenkte, ebenbürtig sei und nur ein Seelenherr, auch wenn man ihn den Meister des Todes nennen mag, in der Lage ist, das Leben zu verstehen.«
    Von den Kriegen der Elben und Menschen
    Vierte Rolle der Schriften des Klosters der Weisen Zwölf
    N ebel wogte um

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