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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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blickte auf wie aus einer anderen Welt und sagte mit einem jenseitigen Lächeln: »Wir haben endlich Emilys Hotmail-Adresse gefunden. Und ich bin gerade fertig mit einem E-Mail-Wechsel zwischen ihr und einem älteren Herrn, bei dem es sich mit Sicherheit um Sten Larsson handelt.«
    »Hat er sie gefunden oder sie ihn?«
    »Letzteres«, sagte Jon Anderson und nickte. »Die erste E-Mail schreibt sie direkt an seine offizielle Telia-Adresse, die unter der Rubrik Tischler sogar im Telefonbuch steht. Danach benutzen sie beide Hotmail-Adressen. Sie hat ihn vermutlich ganz einfach in den Gelben Seiten gefunden.«
    »Was schreibt sie?«
    »Ich kann die erste Mail vorlesen. Sie ist kurz und bündig: >Hej, Sten Larsson. Ich glaube, ich bin deine Tochter. Ich bin geboren, neun Monate nachdem du meine Mutter vergewaltigt hast, die damals Hanna hieß. Melde dich. E.<«
    »Es hatte also nichts mit ihren Nacktfotos im Internet zu tun?«, fragte Kerstin Holm.
    »Es scheint keinen Zusammenhang mit ihrer Homepage zu geben, nein«, sagte Jon Anderson. »Larsson antwortete auf jeden Fall per Hotmail: >Hej, E. Ich glaube, du liegst völlig falsch. Aber ich rede gern weiter. Erzähl mir mehr. Küsschen, Sten Larsson.<«
    »Küsschen?«, sagte Kerstin Holm. »Schon?«
    »Wir haben Sten Larssons Gewohnheiten überprüft, soweit seine Festplatte uns zugänglich war. Er ist ein sehr routinierter Surfer auf diversen Jugendseiten. Über all im Netz, wo sich Kinder tummeln, ist Sten Larsson dabei, häufig unter dem Nick >Mädchen_traurig _ 12 <. Er gibt sich als trauriges zwölfjähriges Mädchen aus und benutzt folglich die Abschiedsphrase >Küsschen<.«
    »Emily besteht auf jeden Fall weiter darauf«, sagte Jon Anderson. »>Doch, du bist mein Vater. Das habe ich in alten Zeitungen im Internet gelesen. Ich will dich treffen.< Langsam und dem Anschein nach widerwillig geht Larsson schließlich darauf ein. Aber zwischen den Zeilen kann man lesen, dass ihm der Mund wässerig geworden ist So weit stimmt unser Szenario. In einer späteren Mail heißt es: >Ich will versuchen, es zu schaffen, dass wir unsere Klassenfahrt nach Gammgärden machen, so heißt ein Hof in Saltbacken. Können wir uns da sehen ?< Larsson antwortet: >Wir können uns im Wald bei Gammgärden treffen. Du gehst zweihundert Meter genau nach Westen, bis du an eine Lichtung mit einem großen Stein kommst, der Riesenklotz genannt wird. Du kannst ihn gar nicht verfehlen.<«
    »Bei einem Findling hat Lena die ersten Spuren von Larsson entdeckt«, nickte Kerstin Holm. »Aber Emily ging stattdessen nach Norden. Und vermutlich folgte der kleine Gott ihr äußerst aufmerksam. Schließlich trafen Emily und Sten aufeinander. Vielleicht versuchte Sten, Emily schon dort draußen im Wald zu vergewaltigen. Vielleicht trat der kleine Gott da mit seiner Klaviersaite in Aktion.«
    »Der kleine Gott?«, sagte Anderson.
    »Emilys richtiger Vater«, sagte Jorge Chavez und blickte von seinem Bildschirm auf. »Sara hat die ganze Geschichte in einer Mail erzählt. Das bedeutet aber, dass er die Korrespondenz zwischen Emily und Sten verfolgt hat.«
    »Deshalb bin ich eigentlich hier«, sagte Kerstin Holm. »Ich möchte, dass ihr eure Energien neu ausrichtet: Wer kann die Hotmail-Korrespondenz zwischen Emily und Sten verfolgt haben? Und wie ist das zugegangen?«
    »Das könnte schwierig werden ohne die Festplatte«, sagte Löfström und zog die Stirn in Falten.
    »Wir arbeiten an der Festplatte«, sagte Holm grimmig.
    »Schwierig, aber nicht unmöglich«, erwiderte Löfström und machte sich sogleich über die Tastatur her.
    Chavez imitierte Löfströms Stirnrunzeln und wandte sich an Holm: »Aber das würde doch bedeuten, dass Emily jetzt bei ihrem richtigen Vater ist. Dem richtigen Vergewaltiger. Ist das nicht ziemlich gefährlich?«
    »Wir glauben, dass er inzwischen sozusagen bekehrt ist«, sagte Kerstin Holm. »Dass er jetzt stattdessen andere Pädophile ermordet. Wenn es so ist, dürfte für Emily keine akute Gefahr bestehen. Zum ersten Mal beginne ich zu glauben, dass sie wirklich noch lebt.«
    »Aber«, stöhnte Chavez und versuchte mit angestrengter Miene, alle Fäden zu ordnen, »aber er beging doch am Tag darauf schon den nächsten Mord in Stockholm? Am Monteliusväg? War Emily da bei ihm?«
    »Es wird immer wahrscheinlicher, dass es sich um eine Organisation handelt«, sagte Kerstin Holm. »Emilys richtiger Vater wäre dann der hit man der Organisation, um es einmal so zu sagen. Und dann befand

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