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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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kam sie ihnen fabelhaft frisch vor, und aus dem Haus zu kommen war die reinste Gesundheitskur. Die wurde allerdings durch die Luft in Chavez' Dienstwagen wieder beeinträchtigt.
    In der Bastugata fanden sie überraschenderweise einen Parkplatz. Sie blieben im Wagen sitzen, zehn Meter von der Haustür am oberen Ende der Bastugata.
    »Kennzeichen: Glatze«, sagte Chavez. »C'est tout.«
    »Wie kriegen wir raus, ob er zu Hause ist?«, sagte Jon Anderson. »Wir können ja nicht einfach klingeln.«
    »Zweiter Stock, Fenster zur Straße und auf Riddarfjärden«, sagte Chavez. »Einer von uns muss raus und gucken. Vielleicht sieht man etwas durchs Fenster. Und du bist viel zu groß, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Und du bist viel zu dunkelhäutig für dieses rassenreine Viertel«, sagte Anderson.
    Trotzdem ging Chavez. Er überquerte die Straße und wanderte an dem roten Zaun des Ivar-Lo-Parks entlang, bei den Eltern von Kleinkindern hier am Marienberg eher als Bastispark bekannt. Plötzlich wurde die Haustür auf der anderen Straßenseite geöffnet.
    Ein unansehnlicher Mann mit Vollglatze trat heraus.
    Chavez versuchte, nicht zusammenzuzucken. Er ging scheinbar unbeteiligt weiter.
    Der Mann ging in die entgegengesetzte Richtung, hinunter zum Auto. Chavez drehte sich um und sah ihn am Dienstwagen vorbeigehen. Daniel Wiklund war zwanzig Zentimeter von Jon Anderson entfernt, als Chavez dachte: Jetzt bloß nicht die Tür aufmachen.
    Dann verschwand der Kahle um die Ecke. Dort führte eine Treppe zur Timmermansgata hinunter. Chavez sprintete über die Straße und lief hinterher, so leise er konnte. Er drückte sich an die Fassade und lugte um die Ecke, die Treppe hinunter. Daniel Wiklund befand sich auf der Mitte und hatte den Blick nach unten gerichtet. Der Kahle wanderte vom Fuß der Treppe die Tavastgata abwärts. Er griff in die Jackentasche und holte einen Autoschlüssel hervor. Die Leuchten eines metallicblauen Saab blinkten kurz auf, und Chavez sprintete zurück zum Dienstwagen.
    Er warf sich in den Wagen und sagte zu dem verdutzten Jon Anderson: »Metallicblauer Saab unten an der Kreuzung Timmermansgata, Tavastgata. Wie kommt man am schnellsten dahin, verflixt. Hier oben ist ja alles Einbahnstraße.«
    »Wovon redest du?«, fragte Anderson mit großen Augen.
    »Du bist mir ein Beschatter«, sagte Chavez und gab Gas die Bastugata hinauf, auch Einbahnstraße. »Er ist doch direkt am Wagen vorbeigegangen, dicht neben dir.«
    »Scheiße«, sagte Anderson und kam in die Gänge. »Fahr bei Blecktornsgränd herum, dann kommst du in der richtigen Richtung zur Tavastgata hinunter.«
    Als sie in die Tavastgata einbogen, war der metallicblaue Saab weg. Chavez fuhr mit Vollgas wie ein Irrer die schmale Straße entlang. Er durfte nicht weg sein. Er durfte nicht.
    Er war es auch nicht. Er war an einer hartnäckigen roten Ampel vor der Einfahrt in die Hornsgata festgehalten worden. Es wurde gerade grün. Der Saab bog nach rechts in die Hornsgata ab, Richtung Hornstull. Chavez kam erst bei der Ampel an, als sie wieder auf Rot umsprang. Er fuhr über Rot und wäre beinahe mit den von links kommenden Wagen zusammengestoßen.
    Ein Kleinlaster hatte sich zwischen sie und den Saab geschoben, aber sie konnten den Saab sehen. Jetzt stand er wieder an einer roten Ampel. Als sie grün wurde, fuhr er geradeaus, Richtung Ringvägen. Chavez folgte ihm in angemessenem Abstand bis Hornstull, wo er Richtung Liljeholmsbron fuhr. Der metallicblaue Saab gehörte zu der kleinen Minorität von Autos, die auf der E4 die Geschwindigkeitsbegrenzung einhielten, bis er bei der Bredängsabfahrt abbog und nach Sätra weiterkurvte, wo er vor einem tristen Wohnblock in der Nähe einer großen Sporthalle anhielt. Der Kahle stieg aus und begab sich zu einem der anonymen Eingänge.
    Chavez und Anderson blieben in dem alten, stinkenden Dienstwagen sitzen, an dessen Marke sich niemand erinnerte, und sahen sich an.
    »Nur mal eine Frage«, sagte Anderson. »Warum nehmen wir ihn nicht einfach hops?«
    Chavez schnitt eine Grimasse und sagte: »Du und ich, wir haben uns in der virtuellen Welt befunden, während alle anderen es mit diversen Formen von Action zu tun hatten, vor allem oben in Ängermanland. Ich habe die virtuelle Welt satt. Ich habe Lust auf ein wenig richtige, altmodische Polizeiarbeit.«
    »Aber besteht nicht die Gefahr, dass er sich in Luft auflöst? Wenn wir ihn jetzt verlieren. Dann kommt vielleicht der ganze Pädophilenring davon. Wie könnten

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