Dunkelziffer
Arto Söderstedt. »Wie kommt er zur Roslagsbahn? Ostbahnhof? Bus oder U-Bahn? Er wird den Bus nehmen, er geht zum Odenplan und nimmt den Bus die Odengata hinauf. Widersprich mir.«
»Ich bin ein alter Mann«, sagte Norlander. »Ich kann nicht sprechen, wenn ich laufe.«
Als sie zum Odenplan kamen, fuhr der Bus Nummer 4 gerade in ihrer Richtung ab. Sie sahen ihm nach, wie er unten an Sveavägen vor einer roten Ampel hielt. Söderstedt rannte los, Norlander krümmte sich.
»Ruf in fünf Minuten Lindblads Handy an«, rief Söderstedt über die Schulter dem zurückbleibenden Kollegen zu, während er ihm gleichzeitig seine Autoschlüssel zuwarf.
Arto Söderstedt hätte nicht gedacht, dass er jemals den Sveaväg bei der Odengata, eine Stelle mit der höchsten Verkehrsdichte Schwedens, im Berufsverkehr rennend überqueren würde. Aber das tat er. Und er war an Ort und Stelle, als Bus Nummer Vier ein Stück weiter vorn in der Odengata auf der anderen Seite des Sveaväg hielt. Er stieg ein und sah im hinteren Teil einen Mann sitzen, der stark an das Internetbild von Olof Lindblad erinnerte.
Es gibt Menschen, dazu gehören Schriftsteller, die sich auf Bildern nie ähnlich sind. Jedes Bild ist anders. Es ist, als hätten sie tausend Gesichter. Umso besser, dass Olof Lindblad nicht zu dieser illustren Gruppe gehörte.
Söderstedt setzte sich neben ihn und gönnte es sich, ein paarmal nach Luft zu schnappen, ehe er sagte: »Olof Lindblad?«
Er war in den Fünfzigern, durchtrainiert und ziemlich entspannt, und er reagierte lediglich mit einem erstaunten und sympathischen Heben der Augenbrauen.
»Ja?«, sagte er.
»Mein Name ist Arto Söderstedt von der Reichskriminalpolizei. Sie haben heute Morgen mit meinem Kollegen Paul Hjelm gesprochen, nicht wahr?«
Lindblad sah ihn mit ungerührter Miene an und sagte: »Das stimmt. Er fragte nach einer Gesellschaft mit einem lateinischen Namen, die ich leider nicht kenne. Der Name, er scheint irgendwie in meine Präsentation auf der Homepage unseres Unternehmens geraten zu sein.«
»Und er ist Ihnen völlig unbekannt?«
»Vollkommen«, nickte Olof Lindblad. »Was ich Ihrem Kollegen auch klargemacht habe. Er war zufrieden und ging nach ein paar Minuten wieder. Gibt es etwas Neues, da Sie sich so angestrengt haben, mich noch einmal aufzusuchen?«
»Angestrengt?«, keuchte Söderstedt.
»Sie hecheln ja wie ein Pudel«, sagte Lindblad.
»Das Neue ist, dass der fragliche Polizist verschwunden ist«, sagte Söderstedt, während der Bus an der nächsten Haltestelle hielt. »Er ist zuletzt in Ihrem Büro gesehen worden. Seitdem ist er spurlos verschwunden.«
»Das ist merkwürdig«, sagte Lindblad ohne größere Gefühlsregung. »Während unseres Gesprächs ist wirklich nichts Besonderes passiert.«
In diesem Augenblick klingelte Olof Lindblads Handy. Er holte es hervor und sah auf das Display. Söderstedt schnappte es sich und warf es durch die Bustür hinaus. Dort stand Norlander und fing es auf.
»Ostbahnhof«, rief Söderstedt Norlander zu, der nickte, wobei er wie die Parodie eines Gestressten aussah.
Olof Lindblad sah vor allem verdutzt aus. »Was ist denn jetzt los?«, sagte er nur.
»Wenn alles in Ordnung ist, bekommen Sie es oben am Ostbahnhof wieder und können wie immer mit der Roslagsbahn nach Hause fahren. Finden wir dagegen ein interessantes Gespräch, das gleich nach Paul Hjelms Besuch bei Theta geführt wurde, müssen wir genauer über die Sache sprechen. Klingt das nicht ganz vernünftig?«
Lindblad sah den verwirrenden Finnlandschweden mit scharfem Blick an. »Ich weiß wirklich nicht, worum es geht.«
Söderstedt lächelte und lehnte sich zurück. Der Bus bog jetzt auf den Valhallaväg ein und hielt am Ostbahnhof. Dort stand Söderstedt auf und wies Lindblad mit einer höflichen kleinen Geste an, vor ihm auszusteigen. Sie wurden von Viggo Norlander in Empfang genommen, der Söderstedts Toyota auf den Gehweg gelenkt hatte.
»Wie sieht's aus?«, fragte Söderstedt seinen Kollegen.
»Ich war doch schnell, oder?«, antwortete Norlander atemlos.
»Außerordentlich«, sagte Söderstedt. »Hattest du Zeit, es zu checken?«
Viggo Norlander sah stolz aus. »Die Nummer, die heute Morgen um null neun einundvierzig von Olof Lindblads Handy angerufen wurde, gehört Christine Clöfwenhielm in Tegnerlunden. Das ist doch da, wo Kerstin mit diesem Jeanskasper von der Stockholm-Polizei hinfährt?«
»Das ist kein Jeanskasper«, sagte Arto Söderstedt. »Das ist Kerstins
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