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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Persson mit ihnen?«
    »Verdammt, nein. Niemals. Das sind zwei verschiedene...« »Leben?«
    »Kann man so sagen. Vanja ist echt klasse. Man kann mit ihr über alles reden. Aber Jungs sind nicht ihr Ding.« »Und Emilys also auch nicht?« Felicia antwortete nicht.
    Von ihrem Schweigen ermutigt, fuhr Sara fort: »Was ist passiert, Felicia? War sie lesbisch? Hat sie dich angemacht?«
    »Von wegen«, stieß Felicia hervor. »Das wäre doch cool. Nein, sie sagte, sie hätte viel größere Sachen am Laufen. Und dann meinte sie auch größere, hat sie gesagt.«
    »Größere?«
    »Ja, verdammt. Verstehen Sie...«
    »Das hat sie gesagt und ist dann wieder an ihren Computer gegangen?«
    »Nicht so direkt, vielleicht, aber ich hab gecheckt, dass sie das meinte.«
    »Also am Computer?«
    »Auf jeden Fall ist sie dahin verschwunden. Ist nie irgendwohin mitgegangen. Total verflucht iso.« »Iso?«
    »Iso-fucking-liert. Okay?«
    »Und du hast nie etwas darüber gehört, wie es mit den größeren Sachen lief, auf die sie am Computer aus war?«
    »Kein Wort. Aber man hat auch nicht gerade viel von ihr gesehen.«
    »War sie nicht in der Schule?«
    »Am Anfang hielt sie sich abseits, dann fing sie an, mit Julia, dieser Null, zusammenzuglucken, dann zog sie sich immer weiter zurück.«
    »Sie hat also geschwänzt? Davon hat eure Klassenlehrerin gar nichts gesagt.«
    »Astrid nimmt Emily immer in Schutz.«
    Sara wandte sich an Lena, auch um zu prüfen, ob etwas anderes als die körperliche Hülle anwesend war, und flüsterte: »Kannst du das mal mit Astrid abklären?«
    »Was?«, flüsterte Lena zurück und sah völlig groggy aus. »Jetzt?«
    »Man kann ja nicht behaupten, dass du dich hier drinnen besonders nützlich machst.«
    Lena Lindberg stand mit ausdrucksloser Miene auf und verließ den Raum. Sara sah ihr nach und runzelte die Stirn.
    »Was ist denn mit der los?«, stieß Felicia Lunden aus.
    »Jetzt konzentrieren wir uns auf Emily«, sagte Sara Svenhagen, ebenso zu sich selbst wie zu Felicia. »Ihr seid also seit drei Tagen hier oben, und bestimmt habt ihr drei, die ihr hier das Zimmer teilt, eine ganze Menge miteinander geredet. Was hat Emily in diesen Tagen gemacht? Worüber habt ihr geredet?«
    »Wenn wir kein Programm hatten - dauernd Baden und bescheuerte Heimatmuseen und Kanufahren und Marcusaufstellungen -, hat sie im Bett gelegen und in ihrem ekligen Tagebuch geschrieben.«
    »Eklig? Du hast es also gelesen?«
    »Von wegen. Dem darf man nicht näher kommen als einen Meter. Dann knallt es.« »Knallt?«
    »Emily kann ganz schön gewalttätig werden, um es mal so zu sagen.«
    »Erklär das mal genauer.«
    »Wieso, was? Wenn jemand ihr zu nahe kam, schlug sie zu.«
    »Ist dir das auch passiert?«
    »Mir wie tausend anderen. So what? So ist es nun mal.« »Wie ist es nun mal?«
    »Jetzt tun Sie doch nicht so. So ist es eben in der Schule. Man muss immer auf der Hut sein, die ganze Zeit. Man muss sich und seinen Kram immer schützen. So sind die Regeln.«
    »Aber das hört sich ja furchtbar an!«
    »In was für einer Welt leben Sie denn? So ist es eben. Und Emily war verdammt empfindlich mit ihrem Tagebuch.«
    »Das du eklig genannt hast. Warum eklig?«
    »Weil sie dauernd darin schrieb. Weil man nie mit ihr reden konnte, wenn sie darin schrieb.«
    »Aber du wolltest doch nicht mit ihr reden. Ihr wolltet doch nicht mit dieser blöden Tussi zusammenhocken.«
    »Aber sie hat ja überhaupt nicht reagiert, wenn man sie angesprochen hat. Als redete man gegen eine Wand. Also, jetzt sind alle richtig bedrückt und so, Emily ist verschwunden, aber eigentlich glaube ich nicht, dass jemand sie vermisst. Im Innersten. Es ist eher unheimlich, sozusagen.«
    »Was glaubst du denn, im Innersten, was sie gemeint hat mit dem, was du als eine Jagd auf >größere Sachen< bezeichnest?«
    »Weiß nicht. Erwachsene Männer, glaube ich. Kontaktanzeigen vielleicht.«
    »Kontaktanzeigen im Internet?«
    »Ich hab keine Ahnung. Ich wollte jedenfalls nicht dabei mitmachen.«
    »Sie hat dich also aufgefordert, >dabei< mitzumachen?«
    Felicia Lunden war viel gewiefter, als Sara Svenhagen erwartet hatte. Auf alles hatte sie eine Antwort. Hart, brüsk und gleichzeitig merkwürdig schutzlos.
    Aber jetzt blieb Felicia tatsächlich stumm.
    Sara sagte: »Worum ging es >dabei    »Ich weiß nicht«, sagte Felicia und war wieder Kind.
    »Ich glaube, du weißt ganz genau, worum es >dabei< ging. Aber es war dir ein bisschen zu viel. Du hattest vor mitzumachen,

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