Dunkle Begierde 2
eine
Erklärung, warum sie, die Niemanden etwas tat, solch ein Schicksal erleiden
musste. Doch ich konnte ihr keine Antwort geben. Meine Stimme versagte,
stattdessen meldeten sich die Tränen, Tränen der Scham. Ich wollte nicht
weinen, aber ich konnte nicht anderes. Sie sah, wie ich weinte und antwortete
mit zarter Stimme:
„Weinst
du wegen mir Thomas?“
„Nein,
mein Schatz. Ich habe nur etwas ins Auge gekriegt“, antwortete ich.
Und sie
sah mich an, lächelte und sagte: „Ich habe dich immer geliebt. Du brauchst
wegen mir nicht zu weinen. Ich will dich lächelnd in Erinnerung behalten.
Versprichst du mir das?“
„Ja“,
antwortete ich und bemühte mich eines Lächelns, doch innerlich war mir alles
andere als zum Lachen zumute, denn ich wusste, dass dies die letzten Worte
eines fünfjährigen Mädchens waren. Ein Kind, welches mehr Liebe und Größe
besaß, als viele Erwachsene.
Ein Kind,
dessen Gedanken nur mir galten, statt sich Sorgen zu machen, ob sie wieder
gesund werden könnte, hatte Mitleid mit mir.
Und dann,
dann schloss sie die Augen. Und sie sollten sich nie wieder öffnen. Dieser
Bastard hatte mir das Wertvollste und Liebste genommen. Und ich, ich konnte nur
zuschauen, wie sie in meinen Armen starb.
Ich sah
sie sterben … und dann kamen Sie … und ich konnte nichts tun … nichts tun…“,
antwortete Thomas und ließ wieder einmal die Tränendrüsen für sich arbeiten.
Sein
Endspurt schien dermaßen überzeugend, dass sich sogar der Kollege, der das
Gespräch aufzeichnete, die Tränen mit einem Taschentuch wegwischen musste.
Sogar
Klaus schienen die letzten Sätze Thomas ein wenig die Kehle zuzuschnüren.
Dennoch hatte er erhebliche Zweifel an der Aussage. Aber er hatte keine andere
Wahl, als Thomas gehen zu lassen.
Als
Thomas das Revier verließ und in sicherem Abstand zum Revier war, wich sein
bedrücktes und nachdenkliches Gesicht einem Grinsen. Er ballte die Hand und
sagte sich: „Du bist der Beste, Thomas, der Beste.“
Kapitel 12
Sehr zum
Unwohl von Klaus gelangte Thomas Aussage an die Presse. Ein Polizist hatte eine
Kopie der Aussage angefertigt und diese für viel Geld verkauft - ein gefundenes
Fressen für die Medien, um den Druck auf die Behörden zu erhöhen. Die gedruckte
Aussage ließ die Wut der Bevölkerung gegenüber dem Täter noch weiter steigen.
Es gab definitiv keinen Zweifel mehr daran, dass es sich bei dem Flüchtigen um
den Mörder der kleinen Kathrin handelte - dass die Todesursache Ertrinken war,
das interessierte die Öffentlichkeit nicht.
Nach vier
Wochen intensiver Fahndung war es dann soweit. Der mutmaßliche Täter beugte
sich dem inneren Druck, ständig unbehelligt und auf der Flucht sein zu müssen,
und stellte sich.
Die Presse verhöhnte die Unfähigkeit der Polizei, den Gesuchten selbst
aufzuspüren, besonders der leitende Kommissar Klaus Brinks stand in der Kritik
und wurde zu Konsequenzen gezwungen:
Er durfte
den Fall nicht weiter leiten und wurde nach Flensburg in den Innendienst
versetzt. Die letzte Hoffnung auf behördliches Wohlwollen war für den
verkannten Helden somit erloschen, denn außer Klaus glaubte niemand mehr an
eine mögliche Unschuld.
Alle Anderen
wollten den Täter verurteilt sehen. Politiker, Richter, Polizei und der Mob auf
den Straßen.
Und so
kam, was kommen musste: Aufgrund der Zeugenaussagen von Thomas und Egon, sowie
der Fingerabdrücke an Kathrins Körper, wurde der Verdächtige zu 6 Jahren in der
JVA Lübeck verurteilt. Ein keinesfalls gerechtes Urteil, von der Unschuld des
armen Mannes einmal völlig abgesehen, denn das Urteil stützt sich lediglich auf
Indizien und zwei Zeugenaussagen. Gerechtigkeit für den Angeklagten schien die
Gesellschaft nicht zu interessieren, sie wollten ihn möglichst lange hinter
Gittern sehen.
Im
Zweifel für den Angeklagten… ha ha ha…
Die
Presse hatte ihre Gerechtigkeit, und der Alltag seine Ruhe.
Thomas
vernahm das Urteil mit Erleichterung. Jetzt hatte er es geschafft.
An diesem
Abend, gerade als sich Thomas in sein Bett begeben hatte, betrat Felix sein
Schlafzimmer. Er hatte das noch nie getan. Felix hatte seit dem Tode Kathrins zehn
Kilo abgenommen und hatte weder Renate noch Thomas geschlagen - er wurde ein
sehr stiller Mensch. Felix trat an Thomas Bett.
„Ich
weiß, dass du es warst. Mich kannst du nicht anlügen, du kleiner Bastard. Ja,
ein Bastard bist du. Wer weiß, von wem deine Mutter wirklich gefickt wurde!“,
flüsterte er in Thomas Ohr, der so
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