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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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einer fahrbaren Krankentrage heranschoben. Hinter ihnen kam Elliot Kirchner, sein Chefgenetiker. Genaro schaltete die Gegensprechanlage ein: »Dr. Kirchner, haben Sie erste Tests durchgeführt?«
    »Sofort nach Ankunft der Sendung.« Kirchner, ein groß gewachsener Mann, dessen eisgraues Haar an einen Kranich denken ließ, sah kurz in den Monitor. »Lebenserhaltende Maßnahmen haben bisher für die Unversehrtheit der Zellen gesorgt, aber die Hirnaktivität ist minimal.« Er zog das Tuch ab und brachte einen Glassarg mit einem Körper darin zum Vorschein.
    Genaro betrachtete seine Investition. Bandagen umgaben den Kopf, doch ansonsten schien das Exemplar in bester Verfassung zu sein. »Sieht besser aus als auf den Fotos.«
    »Körperlich betrachtet nahezu perfekt.« Der Genetiker las ein paar Werte vom Display des Geräts ab, mit dem der Körper am Leben gehalten wurde. »Blutdruck und Herzfrequenz sind gut. Sobald ich die körperlichen und neurologischen Tests abgeschlossen habe, können wir mit der Vorbereitung beginnen.«
    »Nehmen Sie die Bandagen ab«, sagte Genaro. »Ich will den Kopf sehen.«
    Kirchner nickte einem Laboranten zu. Der nahm eine Schere aus der Tasche, zerschnitt den Mullverband und zog ihn ab. Ein zerschmettertes, unerkennbares Gesicht und eine schrecklich klaffende Kopfwunde kamen zum Vorschein.
    »Da scheint jemand ein Viertel des Schädels weggepustet zu haben«, bemerkte Lawson.
    »Genau.« Genaro musterte die Wunde. »Und Sie sind sicher, dass die Verletzung nur die höheren Hirnfunktionen betrifft, Doktor?«
    »Hundertprozentig kann ich das erst sagen, wenn ich die erforderlichen Scans gemacht habe, aber eigentlich schon.« Kirchner klang zuversichtlich. »Dieser Körper hat praktisch keinerlei Bewusstsein.«
    Nach dem Erwerb einer seltenen DNA -Probe auf dem Biotechnik-Schwarzmarkt in Europa hatte Genaro weitere zehn Jahre Forschung benötigt, um die neueste und wichtigste Entwicklungsphase von GenHance vorzubereiten. Diese neueste Errungenschaft wäre der entscheidende Schritt zu seinem Ziel: die Erschaffung, die individuelle Ausarbeitung und der Verkauf des bis zum Äußersten optimierten Menschen.
    Er wandte sich an Lawson. »Wie weit sind wir mit dem Transerum?«
    »Die letzten Untersuchungsserien mit Menschenblut waren sehr vielversprechend. Natürlich hat kein getesteter Primat die Impfung überlebt, aber damit hatten Sie ja gerechnet.« Lawson sah kurz durch das Sichtfenster auf den Körper. »Sobald Dr. Kirchner die anstehenden Fragen geklärt hat, kann das Labor mit den Tests beginnen.«
    Wenn das Transerum wirkte, das seine Mikrobiologen entwickelt hatten, würde es größere Kraft und schärfere Sinne verleihen und das Immunsystem unverletzlich machen. Wenn nicht, würde es Menschen so rasch töten wie Schimpansen und Gorillas, doch auch daraus würden sie etwas lernen. Das Transerum war schon mehrere Hundert Mal verändert worden; Genaro erwartete, dass noch viele weitere Änderungen nötig waren, bis es verkaufsreif wäre. Dann würde ihn nichts mehr davon abhalten, genug Reichtum und Macht anzuhäufen, um überall auf der Welt zu tun, wonach ihm der Sinn stand.
    Genaro bemerkte, dass Kirchner sich über den Körper gebeugt hatte und sich die Kopfwunde genau besah. Über die Gegensprechanlage fragte er: »Was ist?«
    »Ich dachte, ich hätte die Augenlider flattern sehen.« Der Genetiker richtete sich auf. »Fehler meinerseits.«
    Jessa bat Caleb telefonisch, das Büro für sie abzuschließen. Normalerweise ging sie als Letzte, aber nach der Sache mit Ellen Farley brauchte sie Zeit zum Nachdenken.
    »Ich soll von Angela ausrichten, die Urkundennummern stimmen überein«, sagte Cal. »Ellen Farley ist also entweder eine sehr gut erhaltene Vierundneunzigjährige oder in eine fremde Identität geschlüpft. Soll ich Linda McMann anrufen?« Das war die Personalleiterin von North & Co.
    »Warnen Sie sie vor, damit Farley nicht wieder ins Gebäude kommt, aber sagen Sie ihr, wir überprüfen unsere Ergebnisse noch, ehe wir den offiziellen Bericht schicken.«
    »Alles gut?«, fragte er. »Sie klingen mitgenommen.«
    »Kopfweh. Also bis morgen.« Jessa schaltete ihr Handy aus und beugte sich vor. »Lassen Sie mich bitte hier an der Ecke raus.«
    Der Taxifahrer hielt an der Bordsteinkante, nahm ihren Geldschein und warf einen Blick auf den ausgestorbenen Park. »Treffen Sie sich hier mit jemandem?«
    »Mit meinem Freund«, log sie lächelnd und stieg aus.
    Nur Jessa wusste, wer die

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