Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
beiden Frauen und den Mann, die ihn beobachtet hatten, aufstöhnen und lächelte ein wenig mit über den Arm gelegtem Jackett.
    Er ging zu einem Parkscheinautomaten an der Ecke, zog eine Handvoll Münzen aus der Tasche und zählte sie. Niemand achtete weiter auf das, was er tat; er war einfach ein Mann, der kein Knöllchen bekommen wollte.
    Sie alle wussten nicht, dass er seinen Wagen hier schon in tiefer Nacht abgestellt und seitdem die Telefonzelle neben dem Parkplatz beobachtet oder Münzen in den Automaten geworfen hatte, um jede Frau belauschen zu können, die die Zelle benutzte. Zum Glück schienen in dieser Zeit der Handys nur wenige darauf angewiesen zu sein, und seit Sonnenaufgang hatten erst zwei Frauen die Zelle betreten.
    Die Dritte kam, als er gerade ein Vierteldollarstück in den Automaten werfen wollte. Er hörte ihre Absätze auf dem Gehweg klacken, und als sie an ihm vorbeiging, roch er ihren Duft. Er sah sie nicht an, bemerkte aber aus dem Augenwinkel den schwarz schimmernden Haarknoten am Hinterkopf und den glatten Sitz der grauen Jacke und der engen schwarzen Hose.
    Sie war gekleidet wie ein Mann und roch wie Quellwasser – frisch und kühl. Er schloss kurz die Augen, atmete diesen Duft tief ein und ließ sich davon wärmen. Nur wenige seiner jugendlichen Überzeugungen hatten der Zeit und dem Alter getrotzt, doch seinen Sinnen traute er noch immer. Sie flüsterten ihm zu, dass sie schließlich zu ihm gekommen war, die eine, die zu finden ihm bestimmt war. Sie roch nach Tränen und Schmelzwasser.
    Nach Regen.
    Münzen klirrten, als sie das Telefon fütterte, und dann streifte ihre Stimme sein Ohr, eine tiefe, herrliche Stimme, die dunklem Honig glich. Sie ließ sich durchstellen, wartete und sagte dann: »Ich habe wichtige Informationen für Sie. Bitte hören Sie genau zu.«
    Matthias schaltete seine Stoppuhr ein, warf die Münze in den Automaten und lauschte. Die Frau sprach rasch und zählte Namen, Termine, Summen und den elektronischen Trick auf, mit dem das Verbrechen begangen worden war, nannte die Adresse eines Hotels und die Nummer des Zimmers, in dem die Kriminellen sich aufhielten, wies höflich etwas zurück – vermutlich eine stattliche Belohnung – und hängte ein.
    Dann ging sie davon, ohne sich umzublicken.
    Er sah auf seine Uhr. Sie hatte alles in einer Minute und achtunddreißig Sekunden berichtet. Bevor sie um die Ecke bog, beobachtete er noch, wie sie erst den einen, dann den anderen schwarzen Lederhandschuh auszog.
    Matthias nahm sein Handy aus der Tasche, drückte die 2 und setzte es ans Ohr. »Wen hat sie angerufen?«
    »Die FBI -Zentrale in New York«, erwiderte Drew. »Konntest du ein gutes Bild von ihr schießen?«
    »Dazu war keine Gelegenheit.« Matthias stieg in seinen Mietwagen und wiederholte bei der Fahrt um den Häuserblock alles, was er die Frau hatte reden hören. »Überprüfst du bitte, ob es stimmt, was sie gesagt hat?«
    »Bin dabei.« Matthias hörte Drews Tastatur klimpern. »Treffer – ihre Angaben für das FBI betreffen einen Fall vor zwei Jahren. Unterschlagung durch Computermanipulation. Die Firma verlor damals fast eine Million. Keine Verdächtigen.«
    »Die wird es bald geben.«
    »Bestimmt«, pflichtete Drew ihm bei. »Aber warum meldet sie die Leute nicht der Außenstelle in Atlanta?«
    Matthias überlegte. »Das ist ihrem Wohnort zu nah.«
    »Dann hast du recht: Sie lebt in der Stadt.«
    »Oder sie arbeitet hier.« Matthias musterte die Gesichter der Fußgänger auf beiden Straßenseiten und sah die Frau schließlich mit erhobener Hand an einer Ecke stehen. »Sie ist mit dem Taxi gekommen.«
    »Kluge Dame. Kein Auto, also kein Autokennzeichen, über das wir ihre Identität ermitteln könnten. Ob sie das Gefühl hat, jemand sucht sie?«
    »Dann wäre sie nicht mehr hier.« Matthias behielt eine Hand am Steuer und setzte mit der anderen den Fotoapparat ans Auge. Er konnte drei Profilaufnahmen machen, als die Frau in das Taxi stieg, das für sie gehalten hatte. »Sieh zu, dass du was rausfindest. Ich ruf dich später an.«
    »Weidmannsheil, Chef.«
    Matthias notierte Nummer und Kennzeichen des Taxis und drückte dann die 1.
    »Schieß los«, meldete sich Rowans coole, junge Stimme.
    Er nannte ihr die Telefonnummer und den Namen der Firma, der mit einer Schablone auf die Fahrertür gespritzt war. »Der Taxifahrer hat sie um ein Uhr dreiunddreißig aufgenommen.«
    »Drew faxt mir jede Menge Polizeiberichte. Meinst du, sie ist es, die dem FBI dauernd

Weitere Kostenlose Bücher