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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Mauer und stemmte die Füße gegen die Ziegel. Oben angekommen, löste er die Schlinge von der steinernen Falkenstatue und warf das Seil aufs Gelände. Dann sprang er auf den Rasen und rollte sich hinter das sauber geschnittene Rechteck einer Hecke.
    Er wartete, ob ein Alarm losheulen würde, wickelte das Seil auf, kroch einige Meter zu einem Baumgrüppchen, erhob sich und musterte das Gelände. Die beiden Bauten vor ihm schienen frisch errichtet zu sein und noch leer zu stehen; dahinter führte ein Fußweg entlang einer im Halbrund verlaufenden Zufahrt zu den übrigen Gebäuden der Anlage.
    Jeder Bau besaß einen eigenen Parkplatz, und erst auf dem fünften entdeckte er den Wagen der Frau. Vom Auto aus folgte er ihrer Witterung und stieg fünf Treppen bis zur obersten Etage hinauf, in der sich vier Apartments befanden.
    Die Duftspur endete im Gang hinten rechts. Als er vor der Tür stand, hörte er Musik und Wasserrauschen.
    Er kehrte zum Treppenabsatz zurück und inspizierte die Rückseite des Gebäudes. Weder Balkone noch Fenster boten einfachen Zugang in die Wohnung. Doch eine sechste, schmale Treppe führte aufs Dach. Er kletterte hinauf und sah ganze Reihen durchsichtiger Kuppeln.
    Oberlichter.
    Matthias betrachtete die Kuppeln, berechnete, welche sich über der Wohnung der Frau befanden, und nahm ein paar Werkzeuge aus dem Rucksack. In aller Ruhe löste er die Schrauben eines Oberlichts und hob das Dachfenster ab.
    Musik schwebte ihm entgegen, weiche, süße Noten wie Lerchengesang an einem schönen Morgen. Mit ihnen stieg der Duft der Frau auf, und das Begehren kehrte zurück – so stark und ungeduldig, dass er sich bremsen und um Beherrschung ringen musste.
    Unter dem Dachfenster stand ein Bett mit blaugrün schimmernder Tagesdecke. Dunkelviolette Bänder waren in den Stoff gewoben und rüschten ihn da und dort. Kissen sah er nur eines, mit lilafarbenem Bezug, und auf dem Nachtschrank aus Holz lagen ein schnurloses Telefon und eine Fernbedienung. Der Teppichboden war dunkelgrün wie saftiges Gras. Am Fuß des Bettes lag ein alter, sorgsam zusammengelegter blauer Herrenmorgenmantel.
    Der Mantel zog ihm die Eingeweide zusammen, denn er war nicht auf die Idee gekommen, sie könnte mit einem Geliebten zusammenleben.
    Vorsichtig setzte er das Oberlicht wieder ein und blieb nachdenklich auf dem Dach sitzen.
    Eine Bewegung ließ ihn erneut durchs Fenster schauen. Die Frau ging nackt zum Bett. Um den Kopf hatte sie ein grünes Handtuch geschlungen. Sie fuhr in den Morgenmantel, gürtete ihn und verschwand wieder.
    Matthias rollte sich auf den Rücken und blickte in die Sterne. Trotz der Verzerrungen des Plexiglases hatte er das gesunde Schimmern ihrer Alabasterhaut und die prallen Brüste gesehen. Wie lang ihre Glieder waren, wie voll ihr Leib, reif und üppig wie eine fleischgewordene Göttin der Fruchtbarkeit! Seine Hände zitterten ein wenig, als er sich das Gesicht rieb.
    Er musste aufhören damit. Sie war eine Frau, die es zu entführen galt – mochte sein Körper sich auch noch so sehr nach ihr sehnen.
    Das Licht ging aus, und er hörte das Rascheln von Seide und das sanfte Nachgeben einer Matratze. Er drehte sich wieder zum Dachfenster, durch dessen Kuppel er aber nur ein dunkles Viereck ausmachen konnte.
    Nun, da er wusste, wo sie wohnte, und ihrem Auto überallhin folgen konnte, war die Zeit zum Rückzug gekommen, um die Beschattung aus sicherem Abstand fortzusetzen. Doch er spähte weiter in das schwarze Loch, bis seine Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten und er ihre Gestalt genau erkennen konnte. Sie lag auf der Seite, hatte die Tagesdecke an den Fuß des Bettes geschoben und wandte ihm den Rücken zu. Geräuschlos hob er das Oberlicht ab und setzte es beiseite.
    Sie hatte den Morgenmantel wieder ausgezogen und trug nur einen hellen Slip, der kaum ihren Hintern bedeckte. Die lange Linie des Rückens zeigte den Verlauf der Wirbelsäule, und auch ihre schlanke Taille war zu erahnen. Für eine Frau hatte sie breite Schultern, die aber in wunderbarer Linie vom Hals zu den Armen verliefen und an den polierten Rahmen einer elfenbeinfarbenen Harfe denken ließen. Die zarten Vertiefungen zwischen ihren Rippen traten bei jedem Atemzug hervor, und obwohl ihre Lider geschlossen waren, spürte er, dass sie nicht schlief.
    Eine Zeit lang regte sie sich nicht. Danach drehte sie sich erst auf die andere Seite, dann wieder zurück, zog das Kissen unterm Kopf hervor, schlang die Arme darum, drückte es sich an den

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