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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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einen seltsamen Sicherheitsgurt quer über den Leib und ließ ihn einrasten.
    Sie sah kurz runter und entdeckte die dunklen Flecken auf seinen triefenden Ärmeln. Fast hätte sie gefragt, ob er angeschossen worden war, erinnerte sich dann aber des Messers, das sie in seiner Hand hatte blitzen sehen. »Haben Sie auf Lawson eingestochen?«
    Er nickte. »Zweimal.«
    Sein sachlicher Ton ließ ein Gefühl von Übelkeit in ihr aufsteigen. »Wieso?«
    »Er hat mit seiner Pistole auf mein Gesicht gezielt«, gab er zurück und sah sie dabei an. »Er hätte mich erschossen – genau wie jeden anderen, der zwischen ihn und Sie getreten wäre. Und danach hätte er Sie umgebracht.«
    »Sie täuschen sich. Bradford Lawson ist Geschäftsmann.« Sie strich sich das nasse Haar aus der Stirn. »Er arbeitet für eines der größten Biotechnologie-Unternehmen der USA .«
    »Das tut er.«
    Das war keine Frage, das war eine Zustimmung. Vielleicht konnte sie ihm seine Pläne – wie immer diese lauten mochten – ausreden. »Dann muss Ihnen doch klar sein, dass er keinen Grund hat, mich zu erschießen.«
    »Ich weiß, dass er viele Gründe dafür hat. Er sollte Sie entführen«, erwiderte er. »Die brauchen Sie, aber nicht lebend. Die Drogen waren die übliche Vorgehensweise, aber Sie zu erschießen, hätte Ihren Transport erleichtert.«
    Er klang gestört, doch sie bemerkte noch etwas: Er war kein Amerikaner. Sie konnte seinen Akzent nicht einordnen, doch die bedächtige Art, wie er Englisch sprach, und seine Wortwahl zeigten ihr, dass dies nicht seine Muttersprache war. Womöglich kam er aus einem Land, in dem gewalttätige Auseinandersetzungen etwas ganz Normales waren.
    »Sie irren sich«, sagte sie so freundlich wie möglich. »Viele Amerikaner tragen zum Schutz Waffen. Wahrscheinlich hat er seine Pistole erst gezogen, als er Sie mit dem Messer sah.«
    »Mit den Messern«, berichtigte er sie. »Es waren zwei.«
    Sie schluckte. »Dann verstehen Sie wohl, wie sehr ihn das geängstigt haben dürfte.«
    »Er hat die Pistole gezogen, nachdem Sie ihm Ihr Essen ins Gesicht geschleudert hatten.« Er verstummte kurz und bog scharf rechts ab. »Ich habe meine Messer erst gezückt, als ich die Pistole in seiner Hand sah.«
    Sie debattierte hier mit einem ernstlich Gestörten, und das erforderte erneut tiefes Durchatmen. »Da all diese Dinge gleichzeitig geschehen sind, mag Ihnen das vielleicht so erschienen sein, aber ich bin mir sicher: Es war umgekehrt.«
    »Sie wissen, dass es nicht so war«, widersprach er. »Schon bevor ich auftauchte, war Ihnen klar, dass er Sie entführen wollte.«
    »Ich weiß gar nicht, wie Sie –«
    »Als ich Sie sah, taten Sie zuerst so, als stünden Sie unter Drogen«, erinnerte er sie. »Da wussten Sie bereits, was er plante. Sie wollten die Störung durch mich als Gelegenheit zur Flucht nutzen.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung von seinen Plänen.« Ihre Finger schmerzten, und nun erst bemerkte sie, wie fest sie sie ineinander verschlungen hatte: so sehr, dass alle Gelenke weiß geworden waren. Sie zwang sich, die Hände zu lockern. »Ich weiß nur, dass der Kellner etwas in den Wein getan hat.«
    Sein Mundwinkel zuckte. »Woher wissen Sie das? Hat er Ihnen das zugeflüstert? Oder Ihnen einen Zettel zugesteckt?«
    Er konnte es nicht wissen, doch es klang, als wüsste er genau Bescheid. »Ich habe es beim ersten Schluck gespürt«, log sie.
    »Bemerkenswerte Leistung«, gab er zurück, »denn die Drogen, die Lawson einsetzt, schmecken nach nichts.«
    Tatsächlich: Er spielte mit ihr. »Hören Sie, Mister –«
    »Ich heiße Gaven Matthias.«
    Warum nannte er ihr seinen Namen? »Gaven, ich bin Jessa.« Vielleicht war er ein barmherziger Samariter der verwirrten Sorte, der eher auf bestimmte Zusicherungen ansprach – die sie freilich nicht halten würde. »Ich weiß zu schätzen, was Sie im Restaurant getan haben. Es war sehr heldenmütig von Ihnen, Ihr Leben für mich zu riskieren. Aber jetzt müssen Sie anhalten und mich aussteigen lassen. Ich werde Sie nicht anzeigen, das verspreche ich.« Wenigstens das entsprach der Wahrheit.
    »Mich und sich zu belügen, ändert nichts daran, was geschehen ist. Lawson hätte Sie entführen sollen, und das wissen Sie.« Er sah sie rasch von der Seite an. »Jetzt, wo ihm das misslungen ist, wird man andere schicken, diesmal Profis. Sie werden zu Ihnen ins Büro und nach Hause kommen und Ihre Angestellten und Freunde beobachten.«
    Es schnürte ihr die Kehle zu. »Ich werde

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