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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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dass der Mann kein Fotograf war.
    »Hatte der Mann einen militärischen Haarschnitt oder benutzte er vom Staat ausgegebene Messer?«, fragte Genaro, als Lawson seinen Bericht beendet hatte.
    »Das war kein Soldat. Und seine Messer waren seltsam. Sie sahen alt aus.« Er bewegte ein Bein. »Mist. Vielleicht handgeschmiedet.«
    »Sprach er mit Akzent? Deutsch? Südafrikanisch?«
    »Keine Ahnung. Amerikaner war er nicht. Womöglich Holländer. Auf meine Waffe und mein Bein hatte er es abgesehen, der Schwanzlutscher.« Er blinzelte zu Genaro hinauf. »Und links am Hals hatte er ein schwarzes Tattoo, vielleicht eine Schlange.«
    Genaro erstarrte. »Welche Form hatte die Schlange?«
    »Keine Ahnung. Wie eine Acht, schätze ich mal – aber wie eine liegende Acht.«
    Nachdem er Lawson weitere zehn Minuten verhört hatte, um eine wirklich vollständige Beschreibung des Fotografen zu bekommen, ließ er das Handgelenk des Verletzten los und ging zur Spüle in der Ecke, um sich das Blut von den Fingern zu waschen.
    »Wenn Sie sie finden, will ich sie zuerst haben«, verlangte Lawson. »Ich brauche nur ein Zimmer, Handschellen und acht Stunden Zeit.«
    »Bradford, Sie sind absolut nicht in der Lage, es mit Ms Bellamy aufzunehmen.« Er nahm einige Papiertaschentücher und trocknete sich sorgfältig die Hände, ehe er sich wieder zu Lawson umdrehte. »Lassen Sie die Ärzte die Versorgung Ihrer Wunden beenden und ruhen Sie sich aus.«
    »Sie können mich nicht so zurücklassen«, tobte Lawson. »Nicht nach dem, was sie getan hat. Sie hat das geplant, Jonah. Sie wusste, dass ich es auf sie abgesehen hatte. Jemand hat sie gewarnt. Sorgen Sie dafür, dass man mich hier zusammenflickt und dann entlässt. Ich finde diese Schlampe schon.«
    Genaro fand es interessant, dass Lawsons Zorn sich gegen Jessa richtete, nicht gegen den, der ihn angegriffen hatte. Er wusste, wie gern sein Geschäftsführer seine Sexpartnerinnen einschüchterte und mitunter auch schlug; mehrmals hatte er Lawsons Vorliebe genutzt, um Frauen zu bearbeiten, die sich danach als wesentlich kooperativer erwiesen.
    Schade, dass die gegenwärtige körperliche und geistige Verfassung seines Geschäftsführers ihn nutzlos machte – und das womöglich dauerhaft. Genaro würde über sein Schicksal entscheiden, sobald die Ärzte ihm eine Prognose stellten.
    Vom Krankenhaus ließ er sich von seinem Chauffeur auf sein Anwesen vor der Stadt fahren. Unter der Woche besuchte er seine Privatresidenz nur selten, da es bequemer war, in den Gästezimmern des GenHance-Gebäudes zu nächtigen, doch an diesem Abend brauchte er ein paar einsame Stunden, um in Ruhe nachzudenken.
    Sein Butler, der einst Mitgliedern des britischen Königshauses gedient hatte, öffnete ihm. »Guten Abend, Mr Genaro.« Er nahm ihm Mantel und Aktenkoffer ab. »Essen Sie heute Abend zu Hause?«
    »Kaffee und ein paar Brote reichen mir, James. Bringen Sie sie ins Arsenal runter.« Er ging zum Aufzug, fuhr ins dritte Kellergeschoss, stieg aus, schloss die Augen und wartete, während aus den Düsen in der Decke Ströme kühler Luft auf ihn herunterwehten und ein Strahl UV -Licht über ihn hinwegglitt. Ein leiser Glockenschlag meldete, dass die Dekontamination zu Ende war, und er ging zum Scanner neben zwei wuchtigen Stahltüren und trat mit dem linken Auge an die Linse heran.
    Das automatische Sicherheitssystem scannte die Netzhaut und identifizierte ihn. Aus einem versteckten Spalt glitt eine kleine Tastatur. Genaro gab seinen Zugangscode ein, und die Türen öffneten sich lautlos.
    Ursprünglich hatte er das Arsenal als seine persönliche Schatzkammer und als verriegelten Schutzraum gebaut, in den er sich bei Gefahr zurückziehen konnte. Es hatte eine eigene Strom-, Luft- und Wasserversorgung, und dort lagerte so viel unverderbliche Nahrung, dass ein Einzelner anderthalb Jahre darin überleben konnte. An einer Wand hingen die Monitore der Sicherheitskameras, die das Innere des Hauses und alle Keller sowie das Grundstück ununterbrochen überwachten; vor einer anderen Wand erhob sich eine Phalanx von Bildschirmen, die ihre Signale von drei Satelliten empfingen. Vor diesen Bildschirmen standen ein Server mit Datenstation und eine leistungsstarke Funkausrüstung; zudem gab es Standleitungen zu zuverlässigen Verbündeten in sechs weiteren Staaten.
    Das Zimmer daneben diente als Wohnraum und enthielt ein bequemes Bett, ein großes Bad und Kinoleinwände, die als künstliche Fenster dienten und realistisch anmutende

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