Dunkle Beruehrung
er getan?
Ihre Finger glitten von der geisterhaften Hand des Fahrers, und sie war froh, die luftlose weiße Leere nicht länger sehen zu müssen. Doch die schneidende Kälte wich so wenig wie das zermalmende Gewicht, das auf ihr lag.
Das Sonnenlicht kehrte nicht zurück.
Nachdem Jonah Genaro mit den Besitzern des
Cecile’s
wegen des Vorfalls, in den Lawson und seine neueste Errungenschaft verwickelt waren, telefoniert und ihnen versichert hatte, für die gesamten von den beiden angerichteten Schäden aufzukommen, schickte er nach seinem Wagen. Vor dem Verlassen des Büros vergewisserte er sich, dass Delaporte sich um die Zeugen und die Beweise am Tatort kümmerte. Zum Glück hatte Lawsons Fahrer seinen Chef und den Kellner weggeschafft und zur ärztlichen Behandlung in ein Privatkrankenhaus gebracht, das zu einer Tochterfirma von GenHance gehörte. Andernfalls hätte Genaro wohl nicht verhindern können, dass die Polizei verständigt wurde.
»Ich habe mir erlaubt, Männer zu Bellamys Büro und zu ihrem Haus zu schicken, die sie schnappen sollen«, bemerkte Delaporte. »Bis jetzt ist sie aber nicht aufgetaucht.«
»Zapfen Sie alle Telefonleitungen an. Und Riordan soll versuchen, ihr Handy zu orten«, sagte Genaro. »Überwachen Sie ihre Privat- und Geschäftskonten und die Abbuchungen per Kreditkarte. Sie braucht Geld, um aus Georgia zu fliehen. Haben Sie ihren Komplizen im Restaurant identifiziert?«
»Bisher nicht, Sir, aber die Zeugenbefragung ist noch nicht abgeschlossen. Den Beschreibungen zufolge handelt es sich um einen Weißen, Anfang bis Mitte dreißig. Er trug Freizeitkleidung und hatte eine Kamera. Der Parkwächter sagte, er habe sich als Fotograf ausgegeben, den Mr Lawson beauftragt habe, im Restaurant Aufnahmen von dem Treffen mit Bellamy zu machen.«
Hatte Bradford Lawson den ganzen Vorfall inszeniert, um ihn zu erpressen oder sich Bellamy selbst zu schnappen? Genaro spürte Wut in sich aufsteigen. »Ich spreche mit Bradford. Schicken Sie noch mehr Leute los – sie sollen Bellamys Angestellte rund um die Uhr beschatten. Bedienen Sie sich aller erforderlichen Mittel und Wege. Ich will diese Frau spätestens morgen früh hier haben.«
In der Notaufnahme des Krankenhauses führte ihn eine nervöse Stationsschwester ins Behandlungszimmer, wo zwei Ärzte sich um Lawson kümmerten, der sich tobend gegen seine Fesseln wehrte.
Genaros Verdacht, sein Geschäftsführer habe den Vorfall im Restaurant aufgrund eigener finanzieller oder persönlicher Absichten inszeniert, schwand. Das viele Blut auf der Trage und am Boden, an Lawson und den beiden Ärzten zeigte deutlich: Der Angriff war kein Theater gewesen.
»Was hat er?«, fragte Genaro den Oberarzt.
»Zwei Stichwunden, eine davon ernst«, erwiderte der Arzt. »Seine Raserei scheint chemisch bedingt zu sein, vielleicht Kokain- und Steroidmissbrauch. Das überprüfen wir gerade anhand der Haare und Blutwerte. Er will nicht zulassen, dass wir ihn fixieren.«
»Lassen Sie uns allein«, sagte Genaro zu den Ärzten, die sich nur unwillig entfernten. Als die Tür geschlossen war, trat er an die Trage und sah auf Lawson hinunter. »Bradford. Was ist heute passiert?«
»Was glauben Sie wohl, verdammt?«, knurrte Lawson und zerrte an den Fesseln, die ihn zum Liegen zwangen. »Dieses Biest hat es gewusst, Jonah. Schon ehe sie ins Restaurant kam. Sie hatte einen Beschützer dabei, und der Mistkerl hat auf mich eingestochen.«
»Reißen Sie sich zusammen.« Als der Verletzte das nicht tat, legte Genaro seine Rechte um die Wunde an Lawsons Handgelenk und drückte zu, bis sein Geschäftsführer aufheulte. »Hören Sie mir jetzt zu, Bradford?«
Er vernahm ein gestöhntes Ja.
»Gut.« Genaro lockerte seinen Griff. »Sammeln Sie sich und erzählen Sie mir, was am Nachmittag im
Cecile’s
genau passiert ist.«
Während Lawson missmutig alle Einzelheiten des Treffens mit Jessa Bellamy berichtete und erzählte, wie die Begegnung plötzlich und unerklärlicherweise schiefgelaufen war, studierte Genaro wortlos die beiden Wunden. Der Fotograf, der seinen Geschäftsführer angegriffen hatte, wusste offenbar mit Messern bestens umzugehen; er hatte Lawson mit zwei sorgfältig platzierten Schnitten praktisch verkrüppelt, sich aber nicht die Mühe gemacht, ihm danach ins Herz zu stechen oder ihm eine Schlagader aufzuschlitzen. Jessa Bellamys Retter hatte Lawson also entwaffnen und außer Gefecht setzen, ihn aber nicht töten wollen.
Er war sich daher so gut wie sicher,
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