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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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genutzt, um die Karriere des Tanicus zu befördern, doch dann hatte die Übersetzung der vielen Briefe und Aufzeichnungen des Genarius offenkundig gemacht, dass Tanicus schon zum Präfekten ernannt worden war, als Genaros Vorfahr noch als Zenturio diente. Aus dem starken Interesse, mit dem Genarius die Laufbahn des Präfekten verfolgte, hatte Genaro geschlossen, es habe sich bei Tanicus um einen Ziehvater oder Gönner seines Vorfahren gehandelt.
    Tanicus wurde als einer der Gefallenen von Kalkriese geführt, doch Genarius hatte noch Jahre nach der Tragödie nach ihm gesucht. Offenbar aus Sorge, Arminius habe seinen Freund in die Sklaverei verkauft, hatte er alle Überlebenden der Schlacht angeschrieben und gefragt, was genau an jenem Tag geschehen sei. Auch hatte er eine Statue des Tanicus meißeln lassen und in seiner Villa aufgestellt und der Datierung seiner Schriftrollen zufolge bis zum letzten Tag seines Lebens Erkundigungen nach ihm eingezogen.
    Von Tanicus wussten die Historiker nur, dass er der Jugendfreund des Germanicus war, des Lieblingsenkels von Augustus, dem der Kaiser von allen Legionskommandeuren am meisten traute. Angeblich hatte er zudem einem elitären Zirkel des Veteranenbundes der Triarier angehört, einem Kreis, dessen Mitglieder allesamt die Bürgerkrone verliehen bekommen hatten, einen Stirnkranz aus Eichenblättern, den die erhielten, die unter Einsatz ihres Lebens Kameraden vor dem Tod bewahrt hatten. Wissenschaftler hatten die Träger dieser hochgeschätzten Auszeichnung auch als Laureaten bezeichnet, und einige hatten vermutet, der Zirkel habe seit der Gründung Roms und bis zum Untergang des Reichs bestanden. Demnach wäre er bei Tanicus’ Geburt schon über siebenhundert Jahre alt gewesen und hätte noch weitere fünfhundert Jahre existiert.
    Nur Genaro wusste, dass Tanicus tatsächlich zu den Laureaten gehört hatte und wie die anderen Mitglieder des Kreises mit einem Erkennungszeichen tätowiert war. Sein Vorfahr hatte dieses Zeichen in seinen Beschreibungen des Kommandeurs immer wieder erwähnt und es sogar in die von ihm bestellte Statue des Tanicus eingravieren lassen.
    Genaro ging zu der Statue, die er in der Villa seines Vorfahren gefunden hatte, dem einzigen überlieferten Bildnis des Tanicus. Seltsamerweise hatte der Bildhauer nicht versucht, seine Züge zu idealisieren, sondern ihn als gewöhnlichen Mann mit ernstem Gesicht porträtiert, der das schmucklose Gewand eines Freien trug.
    Er sah sich diese Skulptur nur selten an, denn sie hatte für ihn nur insofern Wert, als sie zu den persönlichen Besitztümern des Genarius gehört hatte, doch jetzt trat er vor sie hin und entfernte ihre Schutzhülle. Über zweitausend Jahre hinweg starrte der Kommandeur ihn mit finsterer Miene aus leeren Marmoraugen an. Seine Arme hingen herab, und der Körperhaltung nach war er drauf und dran, seinem Gegenüber einen Schritt näher zu treten. Genaro berührte die Gravur am Halsansatz, die Tätowierung der Laureaten, die sich leicht unter der Rüstung oder dem Kragen eines Umhangs verbergen ließ.
    Nur Genaro wusste, dass das Zeichen der Laureaten ein altes heidnisches Symbol war, das man in den Wänden tibetischer Höhlen und in riesigen, von Waldmenschen angebeteten Baumstämmen eingeritzt gefunden hatte. Niemand kannte die wahren Ursprünge dieses Zeichens, doch die Römer hatten es »Schleife« genannt, und für die Griechen war es eine sich selbst verzehrende Schlange gewesen.
    Die Griechen haben die richtige Bezeichnung gefunden,
dachte Genaro und fuhr dabei mit dem Finger die Gravur nach. Sie ähnelte wirklich einer Schlange, die ihren Schwanz verschlang.
    Und zugleich sah sie aus wie eine liegende Acht.

7
    Matthias verließ die Autobahn, parkte seinen Wagen hinter einer belebten, rund um die Uhr geöffneten Raststätte und stieg in das Auto um, das Rowan für ihn besorgt hatte. Ein im hinteren rechten Radkasten des neuen Fluchtwagens verstecktes Magnetkästchen enthielt eine Rolle Geldscheine, ein neues Wegwerf-Handy und eine Nachricht von Rowan.
    Sie sind jetzt hinter dir her. Sorg dafür, dass keiner dich sieht, und ruf an, wenn du den Wagen wechselst.
    Er trug seinen Rucksack in das neue Auto, rieb alles ab, was er im ersten Wagen berührt hatte, und hob Jessa aus dem Beifahrersitz. Als er sich aufrichtete und die Tür mit dem Knie zuwarf, sah Matthias ein Paar mit vier kleinen Kindern von den Toiletten auf den Parkplatz kommen. Rasch drehte er sich um, ging zu einer Metallbank am

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