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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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handbemalter pfirsichfarbener Seidentapete täuschend echte Rankgitter und dunkelgrüner Efeu prangten, die hellen Eichenmöbel im englischen Landhausstil und die gestärkten Vorhänge in Weiß und Himmelblau. »Mein Gott, hier sieht es aus wie in der After-Eight-Reklame.«
    »Ich könnte nachfragen, ob es auch eine Suite in Pink gibt«, erwiderte er lächelnd und wollte ihr einen Kuss auf die Schulter geben, doch sie wich seiner Berührung aus, und er runzelte die Stirn. »Vielleicht gefällt dir das Schlafzimmer ja besser.«
    Auf diese Bemerkung ging sie nicht ein, sondern streifte durchs Wohnzimmer und näherte sich dessen Schätzen bis auf wenige Zentimeter. »Solche Sachen bekommt man sonst nur in Pornos zu sehen, die in Luxushäusern spielen.« Sie sah zum Kristallkronleuchter hoch, von dem ein kleiner Rotkehl-Hüttensänger wie im Flug erstarrt mit ausgebreiteten Flügeln hing. Samantha schob die Hände in die Hosentaschen, doch er hatte bereits gemerkt, dass sie zitterten. »Wie weit ist es eigentlich zum nächsten Billig-Motel?«
    Lucan begriff, dass seine
Sygkenis
die Art von Luxus, wie die Kyn ihn im Laufe von Jahrhunderten hatten erwerben können, selten erlebt hatte, doch hinter ihrem Sarkasmus verbarg sie noch etwas. »Wir können wieder gehen und uns einquartieren, wo du willst. Du musst es nur sagen.«
    »Nein, ich ertrage das schon.« Sie ließ sich vorsichtig auf einer Chaiselongue nieder, zog die Schultern hoch und rieb ihre Schläfen. »Entschuldige, ich bin bloß etwas müde.«
    Als er zu ihr kam, umfing ihn ihr Duft. Er war dunkler und durchdringender als sonst und verriet, wie ihr wirklich zumute war. »Du hast mich angelogen.«
    Sie sah auf. »Hm?«
    »Du hast gesagt, du würdest dich um deine Bedürfnisse kümmern, bevor wir Fort Lauderdale verlassen.« Er legte die Hand an ihre kalte Wange. »Wenn du das getan hättest, wäre dir jetzt warm und deine Hände würden nicht zittern.«
    »Ich hab’s vergessen.« Sie stand auf und wollte sich ihm entziehen, doch das erlaubte er nicht. »Ich setz mir nachher eine Injektion.«
    »Warum nicht jetzt?«
    »Weil ich meine Spritzen vergessen habe, okay?« Ihre Pupillen zogen sich zu schwarzen Schlitzen zusammen, und ihre haselnussbraunen Augen wurden ganz golden. »Ich würde mir von der nächsten Apotheke ja einen Vorrat bringen lassen, aber ich fürchte, dort führen sie die blutige, nach Kupfer schmeckende Sorte nicht.«
    Weil er wusste, dass ihre Gereiztheit leicht auf ihn übersprang, zwang er sich zur Ruhe. »Du darfst nicht von den Nadeln abhängig bleiben. Bevor du mich wieder anschreist, bedenke, dass unsere Bindung und deine Qual meine Gabe wecken und dass du unter einem Kristallkronleuchter stehst.«
    »Tut mir leid.« Sie atmete langsam aus. »Alex hat mir gesagt, sie verwende ausschließlich Injektionen – so sei es besser. Man könne leichter damit leben. Wie mit Diabetes.«
    »Alexandra heilt Menschen«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Du jagst deren Mörder. Eure Persönlichkeiten sind völlig verschieden und eure Instinkte auch. Die Nadeln befriedigen dich bereits seit einiger Zeit nicht mehr, stimmt’s? Warum hast du mir das verheimlicht?«
    »Das ist meine Sache«, fuhr sie ihn an. »Ich brauche nicht ständig Blut, sondern komme auch mal ein paar Tage ohne aus.«
    »Aber heute Abend willst du es. Und zwar sehr dringend, wie mir scheint.« Er musterte ihre trotzige Miene. »Wer hat dich in Versuchung geführt? Robs
Tresora
unten? Oder dieser lästige Sterbliche bei der Polizei?«
    »Ich habe nichts getan.« Sie schlang die Arme um die Taille. »Ich habe mich noch im Griff.«
    »Ach ja?« Ihr schien nicht bewusst zu sein, dass ihre Fangzähne voll ausgefahren waren und sie genug Duftstoffe ausschüttete, um eine kleine Armee zu verführen. »Es gibt keinen Grund, dich länger zu verleugnen.« Er nahm ihre Arme und zog sie an sich. »Ich werde mit dir jagen.«
    »Schatz«, sagte sie und bleckte die Fänge. »Du bist nicht hilfreich.«
    »Du würdest keinem Sterblichen seinen Hunger verübeln«, erwiderte er sanft. »Dich aber verurteilst du für diese Empfindung.«
    »Wenn ich jemanden ansehe und an nichts anderes denken kann als daran, ihm meine Zähne in die Kehle zu schlagen, ist es nicht ganz leicht, glücklich zu sein.« Sie wandte den Kopf ab. »Es muss hier doch irgendwo Blutkonserven geben.«
    »Ein Plastiksack lässt sich nicht jagen.«
    Ihre goldenen Augen blitzten hitzig. »Ich
jage
nichts.«
    »Da bin ich anderer Ansicht,

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