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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Verstand her wusste sie, dass sie ihn nicht berühren durfte – nicht nach dem, was ihr im Auto widerfahren war –, aber ihren Sinnen war das offenbar ganz egal. Sie war einfach nur lüstern, musterte und taxierte ihn und stellte sich vor, wie es sich anfühlen würde, von diesen prächtigen Armen gehalten und von diesen starken Händen gestreichelt zu werden. Er wäre ein anstrengender Liebhaber, ausdauernd und fordernd, denn sicher war er im Bett wie ein Soldat im Gefecht, schlug eine Bresche in die Verteidigung, stürmte durch die Linien und eroberte alles, was sich dahinter befand.
    So einen Liebhaber hatte sie nie gehabt. Und sie würde ihn auch nie haben, wie sie sich nun ins Gedächtnis rief.
    Das unstete, von seiner schweißschimmernden Haut reflektierte Licht ließ seine Männlichkeit noch elementarer wirken, offenbarte da und dort aber auch die gerippten Narben alter Verletzungen. Es waren zu viele, als dass er hätte überleben können, wenn sie ihm alle gleichzeitig zugefügt worden wären. Und trotz all dieser Wunden war er körperlich anscheinend völlig unbeeinträchtigt geblieben.
    Jessa wusste, wie die Narben einer Schusswunde aussahen und wie schwer sie selbst mit Laserbehandlung zu beseitigen waren. Die Narben dieses Mannes waren mal glatt und mal gezackt, mal lang und mal kurz und schienen alle von großen, schweren Schwertern zu stammen. Wenn so oft auf ihn eingestochen worden war …
    Er kann unmöglich zu den Takyn gehören,
dachte sie und wich ein wenig zurück.
    »Wollen Sie noch den ganzen Abend da stehen bleiben?«, fragte er, ohne sie anzusehen.
    Sie kannte die Stimme. »Sie sind Matthias.«
    »Das bin ich.« Er führte die Arme ein letztes Mal über dem Kopf zusammen, senkte sie, ging zur Wand, hängte die Riemen mit den Gewichten an zwei Haken, nahm ein Handtuch von einem dritten Haken und rieb sein Gesicht trocken, bevor er sich umdrehte. »Wie fühlen Sie sich?«
    Sie beschloss, unverblümt zu sein. »Gekidnappt.«
    Er warf sich das Handtuch über die Schulter, ging zu einem schmiedeeisernen Gestell mit einer großen, flachen Porzellanschüssel darin, spritzte sich mehrmals Wasser ins Gesicht und benutzte erneut sein Handtuch.
    Dass er nicht auf sie zugestürzt kam und nicht einmal besorgt zu sein schien, sie könnte fliehen, gab Jessa Zuversicht genug, das Zimmer zu betreten.
    »Wo bin ich? Warum haben Sie mich hergebracht?«
    »GenHance hat Sie in das Restaurant gelockt, um Sie zu entführen.« Er nahm ein Hemd, das an dem Gestell hing, und zog es an. »Hier kann ich Sie besser beschützen.«
    »Warum sollte die Firma das tun?«
    »GenHance hat es auf Ihre Gabe abgesehen.« Er kam auf sie zu. »Und um die zu bekommen, muss man Ihren Körper ausschlachten. Dabei würden Sie sterben.«
    Seine Worte im Auto hatten sie annehmen lassen, er sei verwirrt und aufgrund des Angriffs im Restaurant vielleicht vorübergehend aus dem Gleichgewicht geraten. Nun aber war sie überzeugt, dass er in einer Wahnwelt lebte. »Sie haben mich also hergebracht, damit GenHance mich nicht tötet?«
    Er blieb stehen und sah sie an. »Genau.«
    »Und wollen Sie mich hier festhalten, damit es keinen zweiten Mordversuch gibt?«, fragte sie sehr vorsichtig.
    »Ich werde Sie beschützen, Jessa Bellamy.« Er streckte ihr die Rechte entgegen und runzelte die Stirn, als sie ihm nicht die Hand gab. »Ich habe Ihnen schon im Auto gesagt, dass ich Ihnen nichts zuleide tun werde.«
    »Ich erinnere mich, dass Sie das sagten, nachdem Sie mich in den Wagen verfrachtet und gefesselt hatten.«
    »Für Erklärungen war keine Zeit«, erwiderte er. »Ich musste rasch handeln, sonst hätten sie uns beide entführt.«
    Seine Antwort beruhigte sie nicht im Geringsten. »Jetzt haben wir Zeit. Fahren wir doch zusammen zur Polizei! Dort berichten Sie, was Sie wissen, und Lawson und alle anderen, die mir etwas antun wollten, werden verhaftet.«
    Er knöpfte sein Hemd zu. »Erzählen Sie der Polizei, was Sie sahen, als Sie den Kellner an der Hand berührten?«
    Sie zwang sich ein Seufzen ab. »Ich habe Ihnen schon im Wagen gesagt: Ich habe nichts gesehen. Und ich habe gemerkt, dass etwas in den Wein gemischt war.«
    »Wir wissen, was Sie vermögen, Jessa. Und die wissen es auch.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Sie hätte einen Ausgang suchen sollen, doch etwas sagte ihr, dass das Stunden dauern würde, und selbst wenn sie einen fände, wäre er vermutlich verriegelt. Sie hatte kein Geld, keinen Ausweis und keine

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