Dunkle Beruehrung
herausgefunden hatte, wo sie sich versteckt hielt. Und dann würde Jessa Bellamy einige Zeit mit ihm verbringen.
Ein paar schöne, ausgedehnte Stunden.
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Oktober-Diskussionen
Betreff: Noch ewig hin bis zum Einschlafen
Von: J
An: Alle Mitglieder
Musste wegen Schwierigkeiten ausziehen und bin erst wieder online, wenn ich eine neue Unterkunft habe. Entschuldigt, dass ich so kurzfristig Bescheid gebe, aber es gab Umstände, auf die ich keinen Einfluss hatte, etc.
A und V übernehmen die Moderation der Seite, bis ich wieder im Netz bin. Falls ihr binnen einer Woche nichts von mir hört, liegt das daran, dass ich keinen Internetzugang habe.
Bleibt in Deckung. Wenn ihr weiterziehen müsst, denkt daran, das Licht auszuschalten.
J
Jessa sandte die Nachricht an die Mitglieder ihrer Gruppe und loggte sich auf dem anonymen Browser aus. Mit der Löschfunktion entfernte sie die Internetadresse aus der Cookies-Liste, doch selbst wenn der Computer ihre Session zwischenspeicherte, konnte niemand herausfinden, wer das Forum besucht und die Nachricht gelesen hatte.
Schon früh hatten die Takyn eigene Chiffren eingeführt und bedienten sich stets zufällig gewählter, öffentlich zugänglicher Seiten, auf denen die Mitglieder solche Code-Nachrichten füreinander hinterließen; das war eine der vielen Maßnahmen zum Schutz der Gruppe. Jessa loggte sich aus dem Internetzugang der Bibliothek aus, von dem sie die Gruppe angeschrieben hatte, und wandte sich wieder den Dateien zu, die Matthias für sie geöffnet hatte.
Er hatte jede Menge Dokumente eingescannt, die – bis hin zum GenHance-Impressum und dem höchst technischen Inhalt aller Notizen, Berichte und Akten – absolut echt wirkten. Und diese Unterlagen untermauerten, was er ihr erzählt hatte: dass Jonah Genaro seine Firma nur als Fassade nutzte und die karitative Arbeit, die er öffentlich verrichtete, um erblich bedingte Geburtsfehler zu heilen, weit dunklere Absichten bemänteln sollte.
Jessa konnte die Zettel mit den Laborergebnissen nicht entschlüsseln, doch die Berichte der Ärzte waren in einer für Laien verständlichen Sprache abgefasst. Vor zehn Jahren hatte GenHance eine Probe menschlicher Zellen bekommen, die eine – wie es hieß – »nicht identifizierte genetische Besonderheit« enthielt. Erste Untersuchungen zeigten, dass die Probe ansteckend und tödlich war, bis schließlich ein Teil der Anomalie vermittels eines komplizierten Verfahrens, bei dem das Genom gespleißt und geklont wurde, erfolgreich aus den Zellen beseitigt werden konnte. Daraufhin wurden weitere Proben erworben und der Prozess wiederholt.
Es hatte über ein Jahrzehnt gedauert, das Experiment zu vollenden, doch dem von Bradford Lawson unterschriebenen Abschlussbericht zufolge enthielt das so gewonnene Transerum aggressive Blut-, Gewebe- und Knochenzellen, die den Körper wie Krebs befielen, seine Zellen genetisch veränderten und sehr eigentümliche physische und mentale Verbesserungen herbeiführten, ohne die vorhandenen Zellen zu töten.
Sie musste sich Lawsons Prognosen, welche Vorteile das Transerum brächte, dreimal durchlesen, bevor sie wirklich begriff, was da geschrieben stand. Das Mittel war geschaffen worden, um normale Leute in Übermenschen zu verwandeln, indem ihr Immunsystem bis nah ans Unverletzliche gestärkt und ihre Körperkraft zugleich verzehnfacht wurde. Und dann gab es Aufzeichnungen über besondere Begabungen, die weit über das hinausgingen, was Menschen sonst vermochten: enorme Sinnesschärfe, Telekinese und Vorausahnungen. Zudem gab es eine Liste von Fähigkeiten, die so klang wie aus einem Science-Fiction-Roman: Gedächtnismanipulation, akustische Störungen und Gestaltwandlung.
Lawson schien davon auszugehen, dass jeder Mensch, der das Transerum verabreicht bekäme, eine enorme genetische Veränderung durchleben würde, die ihn diese unnatürlichen Fähigkeiten gewinnen ließe; das einzig Gute an diesem Bericht war, dass jede nichtmenschliche Gattung, an der das Transerum getestet worden war, binnen Minuten nach der Injektion gestorben war.
Jessa schloss die Datei, lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. Im Laufe der Zeit hatten die Takyn über das gesprochen, von dem sie annahmen, es habe sie verändert: genetische Experimente, die an ihnen als Säuglinge oder sogar noch im Mutterleib vorgenommen worden waren. Sie waren auf schlimmste Weise verletzt worden, hatten aus dem wenigen, was sie
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