Dunkle Beruehrung
einen Blick auf den blutbefleckten Boden. »Der Mann, den ich den Wächter habe töten sehen, war nicht verkrüppelt.«
»Dem geht’s jetzt prächtig«, pflichtete Delaporte ihr bei. »Nur dass er vielleicht den Verstand verloren hat.«
»Genau darum arbeite ich ohne
l’attrait
«, sagte Samantha zu Lucan. »Jede zweite Antwort ergibt keinen Sinn.«
»Trotzdem sollten wir Jessa Bellamy und ihren Freund sofort ausfindig machen«, schlug Lucan vor. »Kendrick hat Männer bei der Hand, die sie suchen können, während wir uns ausruhen.« Er wandte sich den beiden Sterblichen zu. »Ihr vergesst jetzt, was wir euch gefragt haben, und kümmert euch um eure Angelegenheiten.«
Die zwei nickten; der Wächter kehrte in die Baracke zurück, der Dicke zu seinem Golfkarren.
Lucan führte seine
Sygkenis
wieder zum Ferrari und half ihr beim Einsteigen. Ihr kreidebleiches Gesicht lockte ihn, und er beugte sich vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen.
»Wofür war der?«, fragte sie überrascht.
»Zur Entschuldigung für das, was nun kommt.« Er drückte ihr seine behandschuhte Rechte an die Wange. »Du hast mich gestern Abend gefragt, warum ich dich nicht sterben ließ. Ich bin ein selbstsüchtiger Mann, Samantha, und ich wette, das bleibe ich für alle Zeit. Doch schon ehe Dwyer dich niedergeschossen hatte, war es mir unerträglich, ohne dich zu leben. Es ging damals also nicht nur darum, dein Leben zu retten, sondern auch meins.«
Sie schwieg, doch ihre Augen glühten, als sie ihr Gesicht an seiner Hand rieb.
12
»Neun Tote und vier Augenzeugen, die Lawson als Mörder identifizieren können.« Genaro musterte die schwitzenden Mienen am Konferenztisch. »Wir müssen uns nicht nur mit dem katastrophalen Versagen unserer Sicherheitsmaßnahmen befassen, sondern auch mit dem Interesse der Medien und der unerwünschten Aufmerksamkeit der Bundesbehörden. Ich wünsche eine Erklärung, meine Herren.«
Nur Dr. Kirchner wagte, ihm ins Gesicht zu sehen. »Der Techniker, der Lawson Zugang zum Lager gewährt hat, ist tot. Und nachdem Lawson sich das Transerum injiziert hatte, war er nicht mehr aufzuhalten.«
»Ted Evans hat es versucht, der arme Kerl.« Delaporte fasste an seinen schnurlosen Empfänger am rechten Ohr und stand auf. »Verzeihung, Sir.« Er verließ das Zimmer.
»Mit den Augenzeugen werden wir fertig«, sagte Genaros Anwalt. »Mit dem FBI wird es schon schwieriger, aber auch dort haben wir einigen Einfluss. Auf keinen Fall dürfen wir Lawson der Polizei ausliefern.«
»Sie gehen also davon aus, dass wir ihn fangen und eingesperrt halten können.« Genaro warf die Mappe mit hastig erstellten Berichten auf den Tisch. »Wo ist er also, und wen bringt er gerade um?«
»Er hat es offenkundig auf Jessa Bellamy abgesehen«, erwiderte Kirchner. »Erst hat er ihre Nachbarn angegriffen, dann die Wohnung der Frau durchsucht. Aber er handelt nicht völlig blindwütig, er hat ihren Computer mitgenommen.«
Genaro sah Riordan an. »Sie hatten sich hoffentlich Zugang zu ihren PC -Dateien verschafft?«
»Wir sind gestern in ihren Computer eingedrungen und haben die Festplatte kopiert, Sir«, gab sein Cheftechniker zurück. »Bei erster Sichtung der Dateien ist uns nichts Brauchbares aufgefallen, aber meine Leute prüfen alles genau und suchen nach verschlüsselten Daten. Unter den gegebenen Umständen bezweifele ich aber, dass Lawson etwas findet, das ihm hilft, Bellamy zu orten.«
»Lawson hatte freien Zugang zu allen Informationen, die wir über Bellamy besitzen«, entgegnete Genaro. »Er weiß, wer sie war und was sie vermag. Dieses Wissen wird er einsetzen, um ihr auf die Spur zu kommen.«
»Er hat mehr als nur Fakten«, bemerkte Kirchner. »Wir wissen, dass die Kyndred einander erkennen und sich auf paranormalem Weg ihren Aufenthaltsort mitteilen können. Das Transerum, das Lawson sich gespritzt hat, war für unsere neueste Anschaffung vorgesehen und sollte vor allem die Fähigkeit stärken, sich gegenseitig aufzuspüren.« Als er Genaros Miene sah, fügte er rasch hinzu: »Er wird trotzdem einige Zeit brauchen, um ihr auf die Spur zu kommen.«
»Riordan, prüfen Sie Bellamys Konten auf Reisekosten hin. Ich will wissen, wo sie außerhalb von Atlanta Geschäfte und Urlaub gemacht hat und wo sie in den letzten zehn Jahren noch überall war. Erstellen Sie eine Liste mit all ihren Familienmitgliedern, Freunden und Mitarbeitern und führen Sie sämtliche Immobilien dieser Leute einschließlich Teilnutzungsrechten
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