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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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»Wie viele Fürsten können sagen, dass ihr Leibpferd ein Einhorn ist?«, fragte ich.
    »Keiner, auch nicht unser Fürst. Dieses Tier ist gerade mittelgroß, und das wird nie genügen. Ich sagte, ein großes Pferd. Der Fürst muss gesehen werden.« Teska kehrte zu seiner Beschwerde zurück wie ein Hund zur Duftmarke. »Wir haben noch drei Tage, nicht mehr, und dann werden wir zurückkehren müssen.«
    »Ich kann es tun, aber dazu werde ich mehr Mana brauchen.« Das Wort ging mir inzwischen leicht von den Lippen.
    »Wenn du meinst. Wir können gleich gehen.«
    »Es ist dunkel. Seit Stunden ist es dunkel.«
    »Es gibt so etwas wie Laternen. Die Nacht wird dich nicht daran hindern, Mana aufzunehmen. Dann kannst du hier noch eine Stunde arbeiten, bevor du zu Bett gehst. Morgen früh werden wir dann weitermachen.«
    Als ich mit meiner Eskorte im kalten Regen durch den Schlamm patschte, sagte ich mir, dass dies im Grunde ganz passend sei. Da trottete ich in der Dunkelheit los, um mich weiter ins Dunkel einzuarbeiten. Das passte. Es war so richtig, wie es falsch war.
    So falsch wie es richtig war. Als ich die Kraft in mich einströmen ließ, kicherte ich beinahe und merkte, dass ich benommen war. Trunken, beinahe. Trunken von der Kraft.
    Ich zitterte, als ich vom Bach zurückkehrte, wie Sart, wenn er den Tatterich kriegte. Die Kraft war stärker als Bockbier oder Wein. Sie war wie das Sandast, das sie bei Petey an diejenigen verkauften, die es wollten und Geld hatten. Bier ist in Ordnung, Wein noch besser, obwohl beide mit der Zeit das Gehirn ruinieren. Sandast bringt einen dahin, dass einem alles andere gleichgültig ist.
    Es war einfach wundervoll. Es vor dem inneren Auge zu sehen und dann zu beobachten, wie es geschieht. Die Kraft vibrierte in meinem Blut und meinen Knochen, und auf dem Rückweg spürte ich kaum die Kälte und den Regen. Im Stall war es warm, und das Pferd schlief friedlich im Stehen. Fein. Ich konnte in seinen Träumen mit ihm arbeiten. Träumen von Größe und Macht, von kraftvollen Beinen und mühelosem Lauf über die weiten Ebenen, von der Herde, die er beherrschen, den Stuten, die er besitzen würde. Um die Wahrheit zu sagen, ich hatte die Sache in die Länge gezogen, weil ich dies wirklich nicht tun wollte. Aber was nützte es? Teska hatte mich an die Regeln erinnert, nach denen ich jetzt lebte und für immer leben würde. Ich setzte mich auf einen Heuballen und machte mich an die Arbeit, und der Pferdeknecht und zwei gelangweilte Soldaten beobachteten mich eine Zeitlang. Nach einer Weile vergaß ich ihre Anwesenheit.
    Als wir die Rückreise antraten, war er… zufriedenstellend. Irgendwo im Hintergrund meines Bewusstseins erkannte ich, dass ich sein Leben verkürzt hatte, obwohl er herrlich anzuschauen war. Groß, mit einem feinen, rassigen Kopf, aus dessen Stirn das lange, zierliche, spiralig gedrehte Hörn wuchs, dessen Proportionen mit dem Kopf schön harmonierten, das Fell von einem schimmernden Elfenbeinweiß, Mähne und Schweif wie aus schimmerndem Gold. Er leuchtete wie Mondlicht und bewegte sich so leicht wie die Brise im Gras. Ich hatte dem Hengst das Temperament und die angenehmen Gangarten des Tieres gelassen, das er gewesen war. Er war wirklich hübsch. Unglücklicherweise war er falsch, und die Falschheit würde ihn töten. Es war nicht so, dass ich Fehler gemacht hätte, soviel ich wusste, obwohl ich sehr viel im Dunkeln gearbeitet hatte. (Im Dunkel. Das war ein treffender Gedanke.) Nein, es war nur, dass er von Natur aus nicht so gedacht war und… Nun, wir würden es wettmachen. Keine schwere Grubenarbeit mehr für ihn. Er würde sein Leben lang verwöhnt werden.
    Und ich hatte eine Menge gelernt. Die nächste Arbeit würde schneller und sicherer vonstatten gehen. Ich wurde besser in diesen Dingen. Trotzdem war es eine Schande, dem gutmütigen, bescheidenen Tier dies anzutun.
    Er brauchte die Rückreise nicht einmal auf seinen eigenen Hufen hinter sich zu bringen. Um seine Ausdauer zu erhalten, ließ Teska ihn in einem eigenen Fuhrwerk befördern. Er hatte sich für einen Apfel interessiert und war ruhig genug, friedlich im frisch aufgeschütteten Stroh des Wagenbettes zu stehen, während die Felder und Wiesen zum Klippklapp anderer Hufe und dem Knarren des Zuggeschirrs, das ihm so vertraut war, langsam vorüberzogen. Ich sagte, dass ich an ihm weiterarbeiten müsse, und so saß ich im Freien bei ihm, als die Meilen sich abspulten, und betrachtete mein Werk. Was ich getan

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