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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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sie sogar ihre Diamanten an das Londoner Syndikat verkaufen. Zu sehr guten Preisen, denn die Nachfrage wurde durch die schwankenden Geldmärkte geschürt. Das wache Auge der Spekulanten aller Couleur richtete sich mit wachsender Aufmerksamkeit auf die kleinen, unvergänglichen Schätze, deren Beförderung in sicherere Häfen mit etwas Phantasie so leicht und diskre t rund um den Globus vonstattengehen konnte. Von Pretoria und London herrschte Funkstille, und man ließ die Deutschen im Sandkasten der Wüste Namib weiter nach Diamanten suchen. Stauch verdiente wieder sehr viel Geld und verkaufte seine Diamantminen rechtzeitig an die Consolidated Mines von Alfred Niersteiner, der mit Platin- und Goldminen gerade im Begriff war, ein Imperium in Südafrika aufzubauen. Dass er ein alter Widersacher des DePass Syndikats in Kimberley war, machte die Sache für Stauch akzeptabler, ein Sitz im Vorstand der Gesellschaft tat ein Übriges.
     
    *****
     
    „Consolidated Mines, das ist ja nicht zu fassen. Alfred Niersteiner!” Sie hatte ihn vor drei Jahren in New York auf einem von Harrys Empfängen kennengelernt. Jayata war in einem Minenfeld gelandet. Es konnte jeden Augenblick jemand auftauchen, der Harry, oder noch viel schlimmer, sie selbst kannte. Nicht gerade Niersteiner selbst, aber irgendein Vorstandsmitglied oder ein afrikanischer Prospektor, der ihren Vater kannte. Ganz gewiss kannte auch August Stauch ihren Vater. Wenn nicht persönlich, so doch seinen Namen. Schließlich besaß er die Aktienmehrheit an den Kupferminen von Südwest. Sie musste Robert jetzt sofort alles sagen. Sie steuerte ihn gerade auf die offene Balkontür zu, als August Stauch sie einholte:
    „Ha, von Wolf, da sind Sie ja. Dachte schon, ich hätte sie im Gewühl verloren!”
    Jayata drehte sich erschreckt um und trat einen Schritt hinter Robert zurück.
    „Na, na, meine Schöne. Nicht so scheu. Kein Grund sich zu verstecken! Also eines muss ich Ihnen lassen, von Wolf, Geschmack haben Sie. Keine Frage. Lassen Sie uns ein wenig hinüber in mein Studierzimmer gehen, da ist es etwas ruhiger. Kommen Sie mein Fräulein, das ist ja schließlich kein Herrenabend!” Der Anblick Jayatas entzückte ihn. Eine extravagante Amerikanerin mit so einem hochgestochenen Ostküstenvornamen, den sich kein Mensch merken konnte. Seine Schwerhörigkeit gestand er sich ungern ein.
    „Also wissen Sie, mein Lieber, was Sie mir da neulich erzählt haben, diese Theorie, dass man aus Graphit eines Tages Diamanten machen könnte, wenn nur die Technologie zu Verfügung stände, hat mich sehr bes chäftigt.”
    Er ließ sich erwartungsvoll auf eine dieser seufzenden, dunkelroten Chesterfield Couchen nieder, von denen mindestens ein Exemplar in jedem Herrenzimmer der westlichen Hemisphäre stand. Einladend tätschelte er die lederne Sitzfläche neben sich, und Jayata setzte sich folgsam, nicht ohne ihm ein bewunderndes Lächeln zu schenken. Im Umgang mit eitlen älteren Herren war sie geübt. Stauch und Harry ähnelten sich da wie ein Ei dem anderen, soviel wusste sie schon jetzt. Robert versank in einem hochlehnigen Ohrensessel. Springböcke, Büffel, Löwen, Krokodile und Nashörner beobachteten sie mit resignierten Glasaugen von den Wänden ringsum. Wo immer ein freies Stückchen Wand übrig geblieben war, hingen antike Gewehre, Pistolen, Pfeile und Bögen sowie ein Krummsäbel, einfallsreich gekreuzt mit einem gewaltigen Ochsenziemer. Stauch hatte diesen persönlich von einem ebenso gewaltigen Voortrekker als Zeichen inniger Wertschätzung auf einem Treck durch die Kalahari bekommen. Rauchtischchen ruhten auf elfenbeinernen Stoßzähnen mit vergoldeten Spitzen; neben einem präsidialen Schreibtisch war ein mächtiger Elefantenfuß zum Papierkorb degradiert. Während Robert von Professor Bridgman erzählte, dachte Jayata, dass Harrys Haus am Wannsee letztendlich doch nicht so schlimm war, wie sie immer gedacht hatte. Es war eben alles relativ.
    „Das ist ja vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen alles ganz schön und gut, mein Junge,” grummelte Stauch neben ihr. „Aber kein Mensch braucht synthetische Diamanten. Wir haben so viel natürliche und finden immer mehr, dass die Fördermengen beschränkt werden und das Syndikat in London bunkern muss, damit die Preise stabil bleiben. Und es sind ja nicht nur die neuen Diamantfunde. Ha, wenn es nur die wären! Nein, nein, die Gefahr für den Markt kann aus Ecken kommen, die auch ein alter Fuchs im Geschäft nicht

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