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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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die für sie von hohem Wert waren. All das garantierte ihm, dass alles so lange geheim blieb, bis Merensky und er die Claims abgesteckt und eingetragen hatten .
    Sie gingen durch die tintenschwarze Nacht zu dem fensterlosen Lagerschuppen, durch dessen Ritzen trübes Licht sickerte. In der Mitte stand ein roh gezimmerter Tisch, auf dem ein Wust von Karten, Zeichnungen und scheinbar zusammenhanglosen Notizen lag. Darüber blakte eine schmutzige Petroleumlampe, die an einer Eisenkette von einem Dachsparren hing. Als Stühle dienten ein paar Holzkisten mit der warnenden Aufschrift “Explosives – handle with care”. Robert wäre keine Wette eingegangen, ob sie wirklich leer waren. Ein Feldbett mit zerwühlter Decke und ohne Kissen stand in einer Ecke neben einer ominösen Holztruhe mit dicken, schwarzen Eisenschlössern. Gleich daneben, an der hinteren Wand, sah man eine Zinnwanne, von der Robert vermutete, dass es sich hierbei um das Badezimmer handelte. Lädierte Jacken, Hemden und Hosen hingen, neben einem speckigen Filzhut und einem tadellos gepflegten Gewehr, an langen Nägeln, die man in die rohen Balken geschlagen hatte. Ein tief gefallener Louis Vuitton Überseekoffer, bedeckt mit einer rot-weiß-karierten Wirtshaustischdecke, diente als Anrichte für ein paar Teller, etwas Besteck und einige verbeulte Henkeltassen, alle aus grauem Blech. Schaufeln, Pickel und Sandsiebe lagen im ganzen Schuppen verstreut herum. Die Buschmänner brachten das Gepäck und stellten zwei Feldbetten samt Decken an der hinteren Wand auf, gleich neben dem Waschbottich. Das Gepäck ließen sie achtlos zwischen dem Werkzeug auf dem Boden liegen. Der kleine Geologe klickte und schnalzte noch ein wenig mit ihnen, dann verschwanden sie geräuschlos in der Nacht. Reuning schob zwei massive Holzriegel vor die Tür des Schuppens, rieb sich die Hände und wandte sich strahlend seinen Gästen zu, ganz als ob er sie in einer schmucken Villa in einem respektablen Vorort von Berlin empfangen hätte.
    „Nehmt Platz, macht es euch bequem. Dieses bescheidene Heim ist nun auch das eure. Je eher ihr euch damit abfindet, desto besser.” Ernst wusste sich vor Freude kaum zu fassen. Endlich waren sie gekommen. Endlich konnte er mit jemandem über die Ereignisse der letzten Wochen sprechen. Einen Erfolg stumm mit sich herumzutragen ist tausend mal schwerer, als eine Niederlage zu verschweigen. Er wuselte hinüber zu seiner Louis Vuitton Anrichte, öffnete prüfend einige der Schubfächer und nahm nach kurzem Überlegen aus der untersten Schublade eine Flasche allerbesten Cognacs, aus demselben Ursprungsland wie der einst so feine Koffer. „Handwarm und definitiv ohne Eis zu trinken, also für unsere hiesige Residenz wie geschaffen.” Er schenkte die Blechtassen großzügig ein, stellte die Flasche auf den Tisch und holte aus seiner Brusttasche einen schäbigen ledernen Tabaksbeutel. Mit feierlichem Geschichtsausdruck schob er ihn zu Hans über den Tisch. „Aus einem der Claims, die du von Gordon und Chaplan gekauft hast. Genauer gesagt aus dem, den sie dir in der Bar an Heiligabend für fünfzehn Pfund überlassen haben. Wenn du da drin einen einzigen Stein unter zwei Karat findest, vermache ich dir meinen Koffer, samt französischem und schottischem Inhalt.” Dann langte er in die Hosentasche und warf eine versteinerte Auster neben den Tabaksbeutel. „Ostrea Prismatica – es lebe die Warmwasserauster! Prost und verschluckt euch nicht.”
    Er lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und senkte hochbefriedigt das Kinn auf die Brust, wobei er Hans erwartungsvoll ansah. Der warf ihm einen langen Blick zu. Dann öffnete er langsam den Beutel und kippte den Inhalt vorsichtig auf den Tisch. Seine Hände zitterten ein wenig. Robert stockte der Atem. Er konnte nicht glauben, was er vor sich sah. Auf den zerfledderten Seiten eines alten Notizbuchs, unter der stinkenden Petroleumlampe, lagen zweihundert, vielleicht auch mehr schimmernde Rohdiamanten. Alle mit ausgeprägt oktaedrischer Kristallform, alle von hohem Weiß und beeindruckender Größe. Der schwerste von ihnen wog achteinhalb Karat. Die Männer starrten auf die Diamantwaage. Lange Zeit wusste keiner, was er sagen sollte, zu viele Gedanken überschlugen sich bei diesem Anblick in ihren Köpfen. Zu viele Erinnerungen an hitzige Diskussionen, ob Hans’ Theorie auch nur ein Körnchen Wahrscheinlichkeit in sich bergen könnte. Ernst Reuning war sehr lange ein Verfechter der Gegentheorie gewesen.

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