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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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Er war überzeugt, dass die Diamanten immer noch aus dem Inland, durch die Flüsse an die Küste getragen werden. Endlose Streitgespräche hatten sie geführt, bis er sich schließlich bereit erklärt hatte, mit Hans südlich des Oranje, wo er die urzeitlichen Austernbänke vermutete, eine Probegrabung zu machen. Sie fanden ohne große Schwierigkeiten tatsächlich eine vom Wind freigelegte Bank mit einer ermutigenden Anzahl kleiner Viertel- bis Halbkaräter. Merensky war sich jetzt seiner Theorie vollkommen sicher, und Ernst Reuning begann an seiner eigenen zu zweifeln.
    Zurück in Kapstadt kaufte Hans alle Claims der Gebrüder Gordon und Chaplan, die ebenfalls angefangen hatten, in Alexander Bay nach Diamanten zu graben. Allerdings mehr aufs Geratewohl, weil es eben so nah am Sperrgebiet von Consolidated Mines lag. Sie hatten bisher keinen Erfolg gehabt und waren so klamm, dass sie gerne auf das Angebot eingingen. Als Hans dann noch am nördlichen Ende der Austernbank alle existierenden Claims aufkaufte, war er seine letzten 5.000 Pfund los. Ernst hingegen war kein Entrepreneur. Der Gedanke, seine paar ersparten Kröten aufs Spiel zu setzen, widerstrebte ihm. Reichtum interessierte ihn nicht besonders, sein Seelenfrieden dafür umso mehr. Er arbeitete für Hans auf Erfolgsbasis, das war das Maximum an Risiko, das er eingehen wollte. Hans hatte zwar jetzt alle existierenden Konkurrenten ausgeschaltet, aber um die gesamte Bank von über 300 Kilometern Länge für sich zu sichern, waren noch viele Claims auf bisher unberührtem Gebiet zu stecken. Und nun saßen sie an diesem schmutzigen Tisch, in diesem windschiefen, fensterlosen Schuppen, und wussten, dass Merenskys Spiel aufgegangen war. Sie tranken und starrten schweigend auf die Steine.
    „Ist Stauch eingestiegen?” fragte Reuning schließlich nach einiger Zeit und schenkte die Tassen nach.
    Hans nickte: „Ja, August ist dabei und Gustav Becker. Julius Jeppe und Abe Bailey aus London auch. Insgesamt haben sie 80.000 Pfund Kapital eingelegt. Wir werden ein eigenständiges Syndikat aufmachen, die H.M. Association. Nicht sehr phantasievoll, aber mir ist kein besserer Name eingefallen.”
    Die Spannung löste sich, der Cognac entfaltete seine Wirkung. Auf einmal redeten und lachten sie alle wild gestikulierend durcheinander. Was waren die Diamanten auf dem Tisch wert? Wie ergiebig würde das Vorkommen sein? Waren sie alle so groß und so hochweiß? War das eine Ausnahme oder gab die Lagerstätte am Ende noch größere Diamanten her? Wo sollten sie weitergraben? Im alten Gordon-Chaplan Claim oder weiter nördlich? Wo sollten die Siebe aufgestellt werden? Waren die Buschmänner auch wirklich verlässlich? Sie mussten schnell arbeiten und die restlichen Claims abstecken, sodass ihnen die Schürfrechte auf der gesamten Länge der Bank gehörten. Nichts durfte an die Öffentlichkeit dringen, bevor die Rechte nicht gesichert waren. Sie würden das Basislager morgen in aller Frühe verlassen und nur ein paar Buschmänner zur Bewachung zurücklassen. Alle Werkzeuge und Verpflegung für zwei Wochen mussten in Reunings und Roberts Lastwagen geladen werden. Zwei Wochen mussten reichen, um über die gesamte Breite der südlichen Bank die restlichen Claims abzustecken. Während dieser Zeit würden sie ihr Camp aufschlagen, wo immer sie gerade waren. Danach wollten sie hierher zurückkehren und die verbleibenden Claims am oberen geologischen Horizont der Bank, nördlich des Basislagers, zu sichern. In etwa vier Wochen wollte Hans dann nach Kapstadt zurückkehren und alles eintragen lassen.
    Robert dachte an die Geschichte von August Stauch, die er damals auf dem Empfang Jayata erzählt hatte. Es schien ihm eine halbe Ewigkeit her zu sein. Damals war das einfach eine aufregende Geschichte gewesen. Jetzt, in dem stickigen, verrammelten Wüstenschuppen, wo ein Vermögen auf dem Tisch zwischen alten Blechtassen herumlag, machte sie ihm Angst. Der erbitterte Wettlauf um die Claims, die Intrigen der Sumptons und der Holborns waren nur die harmlosere Variante des Spiels. Er sah plötzlich, dass dieses aufregendste aller Abenteuer noch eine viel dunklere, eine tödliche Seite haben konnte. War Reunings blank polierte Mauser wirklich ein Schutz gegen die Gier, die der Anblick der Diamanten bei den falschen Leuten auslösen konnte? Hier draußen waren sie jedem so gut wie schutzlos ausgeliefert, der ihr Geheimnis entdeckte und die Diamanten und mit Gewalt an sich bringen wollte. Er hatte

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