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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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ihre Plätze zu sichern. Es entstand ein kleiner Tumult und unter beleidigtem Klicken wurden schließlich die Fahrer- und Beifahrersitze geräumt. Wer keinen Platz mehr fand, lief neben den Autos her. Meistens waren ihnen die Läufer voraus, denn sie konnten kaum schneller als im Schritttempo fahren. Mit eingeschalteten Scheinwerfern krochen sie die primitive Piste entlang. Nach einer Stunde lichtete sich der Nebel zusehends. Die bis jetzt nur schemenhaft zu erkennenden Sanddünen traten immer klarer gegen den von der aufgehenden Sonne rot gefärbten Himmel hervor. Die schwankenden Lastwagen waren wie zerbrechliche Spielzeugautos zwischen den tief eingeschnittenen Tälern des Sandgebirges. Die Piste verwandelte sich schnell in eine halb verwehte Wagenspur. Robert dachte, dass die Bezeichnung „Düne” für die netten Sandwellen an der deutschen Ostsee ganz passend war, in keinem Fall jedoch für diese Sandgiganten. Alle paar hundert Meter mussten die Buschmänner die Spur von den Verwehungen der Nacht freischaufeln. Wenn die Wagen zu lange standen, versanken eines oder mehrere Räder im Sand. Wieder wurde geschaufelt, mit vereinten Kräften, großem Geschrei und Geklicke angeschoben. Es erforderte die ganze Konzentration des Fahrers, den Wagen aus so einem Loch zu manövrieren. Robert würgte sein Auto etliche Male ab, versenkte dabei die Räder noch tiefer in den Sand und war in kürzester Zeit vor Hitze, Anstrengung und Aufregung in Schweiß gebadet. Nach dem vierten oder fünften Mal hatte er den Bogen raus und das notwendige Gespür für den gequälten Motor entwickelt. Sie kamen nun schneller voran. Immer noch schloss das Sandgebirge sie von allen Seiten ein. Jedes Mal, wenn Robert dachte, die Spur wäre zu Ende und kein Weiterkommen möglich, schlängelte sie sich wieder durch einen unvermuteten Durchgang weiter nach Süden. Die Sandberge waren jetzt nicht mehr so steil, wurden zu Hügeln, schließlich zu weiten, weichen Wellen. Dann fuhren sie über einen letzten Kamm, und unter ihnen lag der tiefblaue Atlantik. Haushohe Brecher mit weißen Schaumkronen rollten in unendlichen Reihen auf einen flachen, schneeweißen Strand, der sich ohne einen Baum oder Strauch bis zum Horizont erstreckte. Auch hier gab es Seelöwen, Robben und Flamingos, ganz so wie Robert es von der Reling der „Kamerun” aus beobachtet hatte. Jetzt sah er das Naturschauspiel von der anderen Seite. Nicht von einem komfortablen Bordstuhl aus, sondern hinter dem Steuer eines Autos, mit röchelndem Motor und kochendem Kühlwasser, im Genick einen halben Stamm klickender, schnalzender Buschmänner. Er schaltete den Motor ab, lehnte die Arme auf das Lenkrad und versank mit strahlenden Augen in das überwältigende Panorama, das sich vor ihm ausbreitete.
    „Unvergleichlich was?” Reuning stand neben ihm an dem offenen Autofenster und schaute über die Brandung. Dann deutete er mit dem Arm nach links. „Sehen Sie das verwitterte Kliff auf halber Höhe da drüben? Das ist ein Teil der südlichen Austernbank, die vom Wind freigelegt wurde. Der alte Gordon- Chaplan Claim. Da sind die Steine her. Wir müssen zu Fuß rüber. Gehen Sie hinter mir, ich kenne die Route. Hier ist überall Treibsand, gehen Sie keinen Schritt außerhalb meiner Spur.”
    Ein kühler Wind wehte vom Meer her über sein Gesicht, während hinter ihm die Wüste bereits in voller Glut kochte. Sie luden Pickel, Schaufeln, Siebe, Wasserkanister und Proviant von den Autos und gingen die drei letzten und härtesten Kilometer in einer langen Reihe mit den bepackten Buschmännern auf das Kliff zu. Es waren die längsten drei Kilometer, die Robert je zurückgelegt hatte. Er versank mit jedem Schritt knöcheltief im Sand, der ihn auf seinem Weg bergauf mit aller Macht festzuhalten schien. Die Sonne stand nun schon sehr hoch am Himmel und glühte auf seinen Kopf und auf seine Schultern. Unter dem breiten Filzhut stieg die Temperatur wie in einem Dampfkessel, so dass er immer wieder anhalten, ihn absetzen und sich den Schweiß vom Kopf und vom Gesicht wischen musste. Seine Stiefel liefen voll mit Sand, der jeden noch so kleinen Zwischenraum füllte und das sonst so bequeme Schuhwerk eng und unerträglich heiß werden ließ. Stechende Kopfschmerzen fuhren ihm in Stirn und Schläfen. Die Luft fing vor seinen Augen an zu flimmern. Sein Mund war völlig ausgetrocknet und er trank in immer kürzeren Abständen aus seiner Feldflasche. Merensky und Reuning schienen sich weniger anstrengen zu

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