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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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müssen, obwohl sie bestimmt an die zwanzig Jahre älter waren als er. Sie lüfteten ihre Hüte überhaupt nicht und hielten nur ein einziges Mal an, um zu trinken. Die Buschmänner waren Savannenbewohner und in der Wüste nicht ganz in ihrem Element. Aber nach dem munteren Geklicke zu urteilen, war der Marsch für sie eher so etwas wie ein ausgedehnterer Wandertag mit Jagdeinlage. Sie erlegten auf dem Weg mit ihren Pfeilen zwei fette Puffottern, die Reuning zum Abendessen als wohlschmeckendes Ragout zubereiten wollte, nach einem alten Südwester Siedlerrezept. Für Robert einwandfrei eine Drohung und keine kulinarische Gabe der Natur, wie der kleine Geologe mehrfach betonte. Die Buschmänner tranken auf dem ganzen Weg überhaupt nichts, auch nicht, als sie schließ lich das Kliff erreicht hatten. Robert ließ sich in den Schatten einer weit überstehenden Felsnase fallen, nahm den heißen Hut vom Kopf, öffnete das Hemd bis zum Gürtel und versuchte, seinen Körper ein wenig auskühlen zu lassen. Ernst und Hans ließen ihm Zeit. Jeder Weiße, egal wie jung, egal wie gesund, musste sich zuerst an dieses Klima gewöhnen. In ein, zwei Wochen würde der Junge das schon ganz anders wegstecken. Vorausgesetzt, er wurde jeden Tag gut trainiert. Als das Rauschen in den Ohren und das Stechen im Kopf etwas nachgelassen hatte, verließ Robert seinen Schattenplatz und schloss sich den beiden an.
    Das Kliff ragte ungefähr acht bis zehn Meter aus dem Sand. In seinem unteren Viertel, etwa einen Meter oberhalb des Sandes, sah man deutlich das versteinerte Band der prähistorischen Austernbank. Reuning hatte genau darunter einen Graben von einem halben Meter Tiefe und vier Metern Länge ausgehoben. Das war der Fundort der Diamanten aus dem Tabaksbeutel. Reuning und Robert gruben weiter, immer hart am Gestein entlang. Noch konnten sie das Graben nicht den Buschmännern überlassen. Sie mussten auf jede Kleinigkeit aufpassen, auf jede neue Gesteinsart, jedes Mineral, jede nur mögliche Versteinerung; sogar eine Veränderung der Sandkörnung konnte den entscheidenden Hinweis auf neue Diamanten geben. Reuning hielt ein wachsames Auge auf Robert. Er schickte ihn von Zeit zu Zeit wieder in den Schatten, achtete darauf, dass er genügend Wasser trank und zeigte ihm, wie er die Schaufel halten sollte, damit er sich möglichst wenig anstrengen musste und doch gut vorankam. Merensky stand in einigem Abstand hinter ihnen und siebte den Sand, den sie aus dem Graben warfen. Sein Gesicht war vor Konzentration versteinert, wie die fossilen  Austern, die mit jeder Schaufel Sand aus dem Loch flogen.
    Die Buschmänner schlugen an einer windgeschützten Stelle unterhalb des Kliffs das Camp auf. Dann zogen sie aus, um noch ein paar Puffottern für das Abendessen zu besorgen. Es musste schließlich genug für alle da sein, niemand sollte von dem Genuss ausgeschlossen bleiben. Das einzige, was ihr weißer Freund nie mit ihnen teilte, war der Alkohol. Er hatte ihnen erklärt, dass das eine Medizin sei, die weiße Männer bei großer Hitze einnehmen mussten, um nicht unfruchtbar zu werden. Ohne sie würden ihre Hoden vertrocknen. Nähme aber einer von ihnen, der von Natur aus mit der Kraft der afrikanischen Sonne in seinen Lenden gesegnet war, von dieser Medizin, hätte sie aus geheimnisvollen Gründen genau den gegenteiligen Effekt. Er wäre für den Rest seines Lebens schlagartig impotent, es würden ihm Brüste wachsen, und er müsste fortan den Weibern zugerechnet werden. Schlimmer noch, da sie keine Kinder gebären könnten, wären sie für die Gemeinschaft vollkommen nutzlos. Alles, was ihnen dann noch übrig bliebe, wäre, als Eunuch im Serail eines muselmanischen Warlords in der Sahara zu dienen. Dieses Schicksal wäre von unvorstellbarer Härte. Konsequenterweise fürchteten die Buschmänner Reunings dunkle Flaschen wie der Teufel das Weihwasser. Der wiederum war ziemlich stolz auf diesen Einfall. Einerseits, weil er den verheerenden Einfluss des Alkohols auf die Ureinwohner kannte, anderseits, weil er wirklich keine Lust hatte, se ine feinen Tröpfchen zu teilen.
    Die Sonne hatte den Zenit schon seit Stunden überschritten und die wenigen Schatten wurden deutlich länger. An der Grabungsstelle aber zeigte Reunings Thermometer immer noch 48 Grad. Die Hitze nahm ihnen jeden Hunger, alles was ihr Körper wollte, war Wasser. Wasser, Schatten und ein Ende der Plackerei. Auch Hans und Ernst waren jetzt erschöpft. Aber ein Grabungstag war erst zu

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