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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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Ende, wenn die Sonne sank, und die Aussicht, doch noch auf Diamanten zu stoßen, trieb sie gnadenlos an. Roberts Hände hatten jetzt dicke Blasen. Einige waren aufgerissen und fingen an zu bluten. Verbissen schaufelte er weiter, noch zwei, drei Stunden. Etwas musste doch zu finden sein, und wenn es ein winziger Viertelkaräter war, braun wie eine Dörrdattel. Erst dann konnte er im Camp der Länge nach auf seine Decke fallen und schlafen, schlafen, schlafen. Sogar der erträumte Sternenhimmel über der Wüste würde ihn nicht dazu bringen, seine Augen auch nur einen Augenblick länger als notwendig offen zu halten. Eigentlich sah er schon jetzt nichts mehr. Dabei sollte er doch auf jede Kleinigkeit achten. Er sah nur den gelben Sand, den grauen Felsen und die glänzende Schaufel. Er hörte das Zischen, wenn er sie in den Sand stach und das Flirren, wenn er den Sand hinter s ich in Merenskys Richtung warf.
    Beim nächsten Stich aber hörte er kein Zischen sondern ein Knirschen. Gleichzeitig fühlte er den Widerstand harten Gesteins. Robert schüttelte den schmerzenden Kopf wie ein Hund und zwang sich genauer hinzusehen. Wahrscheinlich war er zu nahe an das Kliff gekommen. Er bückte sich und fuhr mit der Hand über die Stelle. Er fühlte harte, scharfe Kanten, dann sah er das Glitzern. Er schrie auf, fiel auf die Knie und wühlte wie besessen mit den Händen weiter. Merensky und Reuning dachten für einen Augenblick, er habe sich verletzt, ließen Sieb und Schaufel fallen und liefen zu ihm. Aber nach den ersten paar Schritten merkten sie, dass das keine Verletzung war. Robert, der blutige Neuling, hatte mit dem sprichwörtlichen Glück des Anfängers Diamanten gefunden. Sie schrien unzusammenhängende Sätze, lachten, kreischten wie zwei Irre und beugten sich über den Graben. Robert lag noch immer auf den Knien, den Kopf tief über seine aufgefalteten Handflächen gebeugt, als würde er beten. Das Haar fiel ihm in sandverklebten Strähnen in das schmutzige Gesicht. Er stammelte immer wieder dieselben Worte: „Sie sind da. Sie sind wirklich da!” Er riss den Kopf hoch und machte seinen Gefühlen mit einem wilden Urschrei Luft. Dann starrte er Hans und Ernst mit offenem Mund und wild leuchtenden Augen an. Seine blutverklebten Hände waren voll mit großen Diamanten. Als hätte er in ein ganzes Fass davon gegriffen. Es waren so viele, dass sie rechts und links von seinen Handflächen fielen. Sie waren groß, von perfekter Form und weiß, so weiß, wie man sie sich nur wünschen konnte. Kein einziger war braun oder trübe. Einige davon waren sogar größer als der Achtkaräter in Reunings Tabaksbeutel. Der erste Fund war für jeden Neuling auf den Diamantfeldern unvergesslich, auch wenn es nur ein kleiner Stein war. Aber Robert war an seinem ersten Tag in den Dünen auf einen Schatz gestoßen, der mit August Stauchs sagenhaft em Fund im Pomonatal gleichzog.
    Merensky kippte die Diamanten aus Roberts zitternden Händen in sein Sieb, dann zogen sie den Verwirrten wie eine nasse Katze aus dem Graben. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Aufregung ein wenig legte. Schließlich saßen sie alle schwer atmend, erschöpft und überwältigt vor Glück am Rand des Grabens und starrten hinunter auf die Lagerstätte. Die Sonne stand tief am Horizont und färbte die westlichen Abhänge der Dünen von Karmesinrot bis Violett. Die östlichen Flanken lagen in tiefschwarzem, scharf abgezirkeltem Kontrast dahinter. Von der rosaroten Atlantikbrandung kam ein kühler Wind zu den Männern herauf, und sie spürten erleichtert, wi e die Hitze des Tages nachließ.
    Hans hob den Kopf und schaute nach Westen, in die tief hängende Sonne: „Wir müssen hinunter zum Camp. In einer halben Stunde ist es dunkel und die Nebel ziehen herein. Bis morgen früh können wir hier nichts mehr tun. Reiß dich los Robert, auch wenn du am liebsten hier in dem Graben übernachten möchtest. Die Steine haben Millionen Jahre hier gelegen, eine Nacht mehr macht keinen Unterschied.” Er stand auf und zog Robert zu sich hoch. „Du hast Dich großartig eingeführt! Wenn die Geschichte erstmal die Runde macht, werden die alten Digger grün vor Neid werden und dich im gleichen Atemzug zum Helden erheben. Deine Mutter wird in der Berliner Zeitung über dich lesen, und Stauch wird für den Rest seines Lebens bei jeder Gelegenheit damit angeben, dass er dein eigentlicher Entdecker ist. Da kannst du Gift drauf nehmen.” Er schüttete die Diamanten vorsichtig in einen

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