Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
mit den Füßen und ruderte verzweifelt mit den Armen, um sich zu befreien. Er schlug um sich und versuchte den sicheren Rand zu greifen und die Pistole zu erreichen, die nicht weit von ihm lag. Er dehnte seine Arme, streckte die Finger und zuerst trennten ihn auch nur wenige Zentimeter von der Waffe. Sein Gesicht verzerrte sich panisch, als sein Körper immer tiefer sank und die Entfernung vom sicheren Rand größer und größer wurde. Der Treibsand rieselte in einem feinen, unaufhaltsamen Strom nach. Dann erinnerte er sich an das Gewehr über seiner Schulter. Aber was nützte ihm ein Gewehr? Den einzigen Menschen abzuschießen, der ihm jetzt noch helfen konnte, war blanker Wahnsinn. Plaatje wimmerte, weinte, drohte, schrie in nacktem Entsetzen. Er schwor, Robert mit den Diamanten laufen zu lassen, wenn er ihn aus dem Treibsand zog. Hatte er ihm nicht zweimal das Leben gerettet?! Er plärrte vor Verzweiflun g, bettelte ihn an, doch irgendetwas zu unternehmen! Es war doch alles nicht so gemeint. Er hätte ihn nie umgebracht. Was war mit den Diamanten, hier in dem Beutel um seinen Hals? Sie würden mit ihm im Treibsand versinken. Einen solchen Fehler durfte er nicht machen! Niemand von der Expedition, keine Menschenseele würde ihm glauben. Alle würden denken, er hätte sie gestohlen. Sein Tod nutzte ihm überhaupt nichts ohne die verfluchten Diamanten. Tränen strömten über sein Gesicht. Zwischendurch gab er Schreie von sich, wie ein zu Tode geängstigtes Tier. Als er bis zu den Hüften eingesunken war, wurde er schwächer, winselte zum Gotterbarmen und fing an zu beten. Jetzt band Robert den Maulesel mit der großen Seilrolle los und führte ihn am Zaumzeug vorsichtig näher an den Treibsand heran. Das Tier witterte die tödliche Gefahr, seine Flanken zitterten, es war widerspenstig und folgte ihm nur stockend. Robert blieb in sicherer Entfernung stehen und hob das aufgerollte Seil hoch, so dass Plaatje es gut sehen konnte. Ein erlöster Schrei, mehr Tränen, diesmal von der erleichterten Art, Schluchzen, gestammelte Dankesworte.
Robert rief: „Wirf die Flinte, soweit es geht, hinter Dich.”
Plaatje gehorchte unter gestammelten Beteuerungen seiner Dankbarkeit. Er streckte seine Arme dem rettenden Seil entgegen, das Robert in weitem Bogen zu ihm in den Treibsand warf und riss es mit einem Jaulen an sich.
„Binde es fest um die Brust. Der Knoten darf nicht aufgehen.”
Plaatje war jetzt schon bis über den Bauch in seinem Sandgrab versunken, und die fieberhaften Bewegungen, mit denen er sich das Seil um die Brust knotete, ließen ihn noch ein Stück weiter der Hölle entgegensinken.
„Es ist fest! Zieh … zieh … Gott verdammt … zieh mich aus dem verfickten Sand, Mann!”
Robert band das andere Ende des Seils ohne Eile an dem Sattel des Maultiers fest, drehte sich wieder um und betrachtete Plaatje mit verschränkten Armen. Als der nach einigen lähmenden Augenblicken entsetzt erkannte, dass Robert keine Anstalten machte, ihn herauszuziehen, packte er unter teuflischen Verwünschungen mit beiden Händen den dicken Strick und zog sich ein Stück weit hoch. Todesangst holte die letzten Reserven aus seinem Körper. Langsam setzte er eine Hand vor die andere und schaffte sich Stück für Stück weiter aus dem Sandgrab. Er hatte sich schon bis zu den Oberschenkeln freigeschafft, als seine verzweifelt klammernden Hände keinen Griff mehr fanden und abrutschten. Sie hatten das dick eingefettete Stück des Seils erreicht. Plaatjes Schicksal war besiegelt. Fünfzehn grausame Minuten später war er verschwunden. Niemand würde ihn je vermissen.
Die Treibsandfläche lag glatt im zinnoberfarbenen Licht der Abendsonne, das Seil, dessen eines Ende mit Plaatje versunken war, hing mit dem anderen Ende harmlos am Sattelknopf des kleinen Maultiers. Roberts Plan war aufgegangen. Bis zuletzt hatte er befürchtet, dass Plaatje noch im Todeskampf der Gedanke an Rache kommen könnte. Er hätte sich den Beutel mit den Diamanten vom Hals reißen und in den Treibsand werfen können. Aber so weit war es nicht gekommen. Was er jetzt tun musste, erschien Robert noch schauriger als der Mord, den er gerade begangen hatte. Robert wusste, dass ihn diese Tat für immer als finsterster Schatten auf seiner Seele begleiten würde. Er hatte die Arme um den Hals des Maultiers gelegt. Zuerst, um es zu beruhigen und auf der Stelle zu halten. Dann, als der Todeskampf mit den schrecklichen Geräuschen sich hinzog, vergrub er das Gesicht in
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