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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.L. Jannings
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blieb hinter dem Steuer sitzen und gab eine kleine Demonstration über das Funktionieren von Hupe, Scheibenwischern und Scheinwerfern, die begeistert aufgenommen wurde. Die Enttäuschung und das Murren im Publikum war groß, weil die Vorführung sehr schnell zu Ende war, als Ernst mit der Nachricht zurück kam, dass das beste Haus am Platz seine einzige Suite zur Verfügung stellen konnte. Das Gepäck wurde unter den wachsamen Augen der beiden neuen Gäste umständlich ausgeladen und nach oben geschafft. Ein Hausmädchen hatte gerade noch Zeit, das Bettzeug zu wechseln, sonst hätten Ernst und Hans sich in den schmutzigen Laken von Robert und Plaatje wiedergefunden, die das Zimmer vor drei Tagen verlassen hatten. Alles geschah in großer Eile, denn die neuen Gäste wollten nicht unten in der Schankstube warten, sondern bestanden darauf, bei ihrem Gepäck auf dem Zimmer zu bleiben. Sie saßen schweigend auf dem räudigen Diwan und hatten die Beine auf den Überseekoffer gelegt. Das Hausmädchen fühlte sich irrtümlicherweise beobachtet, wurde nervös und erledigte ihre Arbeit deshalb noch nachlässiger als sonst. Sie bekam trotzdem ein Trinkgeld, knickste verwirrt und machte sich aus dem Staub. Sie hörte, wie die Tür hinter ihr sofort abgeschlossen wurde. Schon wieder so eigenartige Leute in diesem Zimmer. Sie lief hinunter in die Küche, wo sie sich ihr Unbehagen beim Rest des Personals von der Seele redete. Und wieder war der Phantasie Tür und Tor geöffnet. Alexander Bay kam nicht zur Ruhe.
    Oben, in der geheimnisumwitterten Suite, legte sich Hans in Kleidern und Stiefeln, mit entsichertem Revolver auf eins der beiden Betten, zog den Hut über die Augen und fiel wie eine Katze in einen halbwachen Dämmerschlaf, jederzeit bereit, beim kleinsten verdächtigen Geräusch aufzufahren. Was sollte man hier schon anderes machen, um die Zeit totzuschlagen? Ernst suchte in den wenigen Fächern des Louis Vuitton Koffers, die noch nicht mit Diamanten gefüllt waren, nach Rasierzeug, Kamm und Seife. Er wollte ein wenig in die siedlerische Ursuppe von Alexander Bay eintauchen und beschloss, auf ein Bier hinunter in den Schankraum zu gehen. Er goss Wasser aus dem Krug in die angesprungene Waschschüssel und seifte sich in gebückter Haltung vor dem halbblinden Spiegel mit Rasierschaum ein. Der Waschtisch stand schief, ein wenig abgerückt von der Wand, und als er den Pinsel zurück auf die Ablage stellte, fiel sein Blick auf ein zerknülltes Kleidungsstück, das, auf den ersten Blick kaum sichtbar, dahinter auf dem Boden lag. Er langte hinter den Waschtisch und hob es auf. Es war eine grobe Leinenweste mit aufgenähten Taschen, ohne Ärmel, wie sie viele Männer in Afrika trugen. Er hatte selbst ein paar davon. Kein außergewöhnliches Kleidungsstück, bis auf das angesengte Loch am Rücken und den großen rostbraunen Fleck, der die gesamte linke Seite bedeckte. Kein Zweifel, auf den Träger dieser Weste war geschossen worden. Reuning wurde neugierig. Er vergaß den Seifenschaum in seinem Gesicht, trug die Weste ans Fenster und versuchte, das Etikett auf der Innenseite des Kragens zu entziffern. Es war vor Schmutz und getrocknetem Blut fast unleserlich. Ernst nahm das Rasiermesser und schabte vorsichtig an der dunklen Patina. Er atmete tief durch, seine Hand war plötzlich unruhig. Eine eigenartige Ahnung rührte sich mehr in seinem Bauch als in seinem Kopf. Er machte einen halbherzigen Versuch, sie zu verscheuchen. Hunderte, ach was, Tausende von Männern in Afrika trugen solche Jacken.
    …opical Clothi…
    …ando … Nunez Luanda …
    Tropical Clothing Hernando Nunez Luanda! Das stand da auf dem Etikett! Ernst starrte auf die Weste. Seine Knie wurden zittrig, und er ließ sich verwirrt auf den Diwan sinken. Das war Roberts Jacke! Er meinte seine Stimme zu hören, das Lachen im Camp, als er den dürren Portugiesen mit seinem Maßband nachmachte. Robert war angeschossen worden. Er war hier in diesem Zimmer gewesen, war in diesem Zimmer … gestorben?
    Ernst nahm ein Handtuch und wischte sich mit fahrigen Bewegungen den Schaum vom Gesicht. An Rasieren war jetzt nicht mehr zu denken. Er musste sich beherrschen, in seiner Aufregung leise zu bleiben und nicht Hals über Kopf aus dem Zimmer zu stürzen. Hans wollte er erst einweihen, nachdem er die Leute unten im Hotel ausgehorcht hatte. Und das musste unauffällig passieren; schließlich hatte man es mit einem Verbrechen zu tun. Ob Robert Täter oder Opfer oder gar beides war,

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