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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Zeit für ein kühles Bier zwischendurch? Er sah auf die Uhr. Eher nicht. Garantiert rief Sir Clive genau in dem Moment an, in dem er die Bar betrat.
    Er hielt ein Taxi an, stieg ein und kurbelte das Fenster herunter. Wagen und Chauffeur der Botschaft hatte er nicht nehmen können, weil er damit viel zu sehr aufgefallen wäre. Und so musste er wie der letzte Prolet in einer Schrottkarre schwitzen, die nach Schweiß und Tabak stank. Diese Art von Schnüffeldienst hatte er schon seit Jahren nicht mehr gemacht, und er fühlte sich entschieden zu alt dafür. Außerdem – was sollte er tun, wenn er die beiden tatsächlich fand? Sie müssen aufgehalten werden , hatte Sir Clive gesagt. Das klang ominös, aber als Anweisung taugte es nicht.
    Das Taxi hielt vor einem billigen, aber halbwegs sauber wirkenden Hotel in der Gaba Road. Rechts und links vom Eingang fristeten zwei verstaubte Palmen ein trauriges Dasein. Er wies den Fahrer an zu warten, schob sich zwischen den Marktbesuchern hindurch und betrat das Hotel. Von einem kleinen Empfangstresen aus lächelte ihm eine dicke Frau entgegen, die einen Ordner aufgeschlagen vor sich liegen hatte. Sonst war niemand da. Nick Clarke bemühte sich, ihr Lächeln zu erwidern.
    »Guten Morgen, ich bin auf der Suche nach ein paar Gästen der Hohen Kommission. Ich fürchte, sie sind im falschen Hotel abgestiegen.« Er zeigte ihr die Fotos von Jack und dessen Vater.
    Die Frau sah sich die Bilder genau an und musterte dann den Fremden mit dem gehetzten Gesichtsausdruck und dem zerknitterten Anzug. »Die haben heute Morgen hier eingecheckt. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    Volltreffer! Nick Clarke jubilierte innerlich. »Ich würde mit den Herren gern persönlich sprechen, wenn das möglich ist. Welche Zimmernummer haben sie denn?«, sagte er mit einer schüchternen kleinen Verbeugung. Er hatte nicht die Absicht, ihr Zimmer aufzusuchen, er wollte nur verhindern, dass die Empfangsdame Jack und Archie Hartman erzählte, dass jemand von der Botschaft nach ihnen gesucht habe.
    Die Frau blickte ihn von oben bis unten an. Er sah verschwitzt und gestresst aus und hatte die typische Haltung eines Menschen, der den ganzen Tag am Schreibtisch saß. Gut möglich, dass er tatsächlich von der Hohen Kommission war. Sie beschloss, ihm zu glauben. »Erster Stock, Zimmer drei. Linke Seite.«
    »Danke«, erwiderte Nick und nahm die Betontreppe. Am Ende des Flurs war eine Toilette. Er verdrückte sich hastig darin und rief sofort Sir Clive an.

74
    Außendienstagent Michaels sah aus dem Fenster. Am Ende der Straße war ein Schatten, der eben noch nicht da gewesen war. Schwarze Linien auf dem Gehsteig, wie ein halbfertiges Spinnennetz, auf das Pflaster gemalt von den Speichen eines Fahrrades. Komm schon , murmelte er, während die letzten Dateien von der Festplatte auf den USB -Stick wanderten. Er wollte schleunigst hier verschwinden und sich die Daten auf seinem eigenen Laptop anschauen. Als er erneut aus dem Fenster sah, fiel sein Blick auf eine große schlanke Gestalt, die ein Fahrrad am Zaun festschloss. Im nächsten Moment trat sie auf das Haus zu und steckte den Schlüssel ins Schloss. Scheiße , fluchte er tonlos. Jetzt komm schon endlich …
    Er zog den USB -Stick heraus und schob ihn in seine Tasche. Jetzt schnell noch den Laptop runterfahren. Schlüssel wurden klappernd auf einem Möbel abgelegt, Licht ging an und wieder aus, dann ertönten Schritte auf der Treppe. Als er aus dem Zimmer in den Flur hinaustrat, hörte er die Stufe, die vorhin unter seinem Fuß geknarrt hatte. Zu seiner Linken sah er eine zweite Tür. Er öffnete sie blitzschnell und trat lautlos und mit angehaltenem Atem ein. Es war dunkel im Zimmer, in einer Ecke stand ein Bett mit zwei schlafenden Gestalten. Die Schritte bewegten sich an ihm vorbei, eine Tür quietschte. Dann rumorte es in dem Raum, in dem er sich Augenblicke zuvor noch aufgehalten hatte. Er öffnete die Tür wieder, trat in den Flur hinaus und schlich, ohne eine weitere Sekunde zu verlieren, die Treppe hinunter. Mit drei langen Schritten war er auf der Straße und rannte zu seinem Wagen.
    Amanda zog ihr Handy aus der Jeans und speicherte die Nummer, unter der Jack sie angerufen hatte, ehe sie es auf den Schreibtisch neben den Laptop legte. Dabei fiel ihr auf, dass das blaue LED -Licht am Computer leuchtete. Seltsam. Sie war sicher, dass sie den Rechner heruntergefahren hatte, bevor sie zur Schicht ins Krankenhaus aufgebrochen war. Als sie ihn

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